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  • In eine volle Schüssel Kartoffeln...

    November 19, 2019 in Thailand ⋅ ⛅ 31 °C

    ... passt immer noch eine Menge Reis. Seit vorgestern mit neuer Würzmischung. Bye bye Malaysia - welcome to Thailand.

    Ich habe ja immer ein wenig Verlassen-Schmerz. Ob das nun eine gute oder schlechte Eigenschaft ist, offenbar assimiliere ich leicht und entwickle ruckzuck eine Art Heimatgefühl. Seit ich vom Frachtschiff runter bin denke ich bei jedem Container, der per Truck an mir vorbeibrettert, guck, einer von uns. Und tatsächlich fühlt es sich nach einem Monat in Malaysia ein wenig nackiger als vorher an, in der Öffentlichkeit Schultern zu zeigen, und eine Dose Bier zu kaufen gehört sich nicht so recht. Ich glaube, dass ich mich als Frau allein, groß und blond in Malaysia niemals auch nur einen Hauch bedrängt gefühlt habe, hat auch damit zu tun, dass nirgendwo Alkohol im Spiel war.

    Es ist immer wieder erstaunlich, wenn man eine Landesgrenze überquert - man ist gerade mal einen Steinwurf weit weg von wo man eben war, und schwupps, alles anders. Die Freundlichkeit der Thais wirkt ein wenig geschäftiger. Das Essen ist mehr als ein wenig schärfer. Englisch ist Glückssache, jetzt sind Hände und Füße dran. Mit einer Mischung aus Englisch und Pantomime hat es geklappt, ein Bahnticket bis Nakhon Pathom kurz vor Bangkok zu erwerben, und sogar, dass mein Rad im gleichen Zug landet. Worüber ich mir bis zum Zielbahnhof nicht 100% sicher war.

    Habe dennoch gut geschlafen im Nachtzug. 17 Stunden Bahnfahrt für gerade mal 20 Euro, und dafür eine Koje mit Fenster, in die - wenn man sich gern hat - glatt zwei Leute gepasst hätten, und wo man morgens den Sonnenaufgang gratis dazu geliefert bekam. Solltet Ihr mal in Thailand Schlafwagen fahren, unbedingt das untere Bett wählen! Durch den Gang wuselten haufenweise fliegende Händler und boten Essbares feil - was auch immer das alles war, den Kaffee habe ich am Geruch erkannt. Und am Ende der Fahrt dann mein Rad tatsächlich wiedergefunden, wenn auch nicht im Gepäckwagen (kurzer Herzkasper), sondern zwei Abteile weiter quer über die Bänke.

    In Südthailand war ich nah (nicht gefährlich nah) an den Unruhegebieten. Ich habe im Bahnhofshostel mit einer Anwaltsgehilfin mein Zimmer geteilt, deren Kanzlei viele Fälle religiöser Diskriminierung von Moslems in der Region betreut. 15 Tote vorletzte Woche, erzählte sie mir. Seit 16 Jahren ist die Region Ausnahmezustand, also fast erwachsene Menschen, die kein anderes Leben kennen. Und Schulen waren wohl in der Vergangenheit oft Angriffsziel der Rebellen. Noch so ein Konflikt unter ‚ferner liefen‘ für die Welt, aber nicht für die, die betroffen sind.

    Werde von hier (Kanchanaburi, bekannt durch die Brücke über den Kwai) gen Norden radeln bis Chiang Mai - und Euch natürlich auf dem Laufenden halten. Interessanterweise wurde in den 60ern der Fluss umbenannt, damit der literarische Name der Brücke passt... den grausamen Rest der Historie werde ich mir jetzt mal im hiesigen Museum geben.
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