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  • Meet the Elephants

    December 20, 2019 in Thailand ⋅ ⛅ 26 °C

    Ich war übers Wochenende bei den Elefanten von Lek Chailert.

    www.elephantnaturepark.org.

    Und ich habe neben zig wunderbaren Dickhäutern auch Lek, die Gründerin des Projekts, kennenlernen dürfen.

    Ich war bewegt, voll Freude. Über dieses Paradies, die Schönheit dieser Tiere.

    Und so fassungslos, ratlos über uns Menschen, dass ich ein paar Tage gebraucht habe, diesen kleinen Bericht in Angriff zu nehmen. Eigentlich weiss ich immer noch nicht, wo Anfangen, wo Aufhören. Ich probier‘s einfach mal mit ein paar Fakten.

    Knapp 90 Elefanten genießen im Elephant Nature Park das freieste Leben, das ihnen nach ihrer Versklavung durch uns Menschen noch möglich ist.

    Außerdem leben je ca. 500 Katzen und Hunde und eine große Wasserbüffelherde auf dem 30 Hektar großen Gelände in den Bergen bei Chiang Mai.

    Lek stammt aus einem der Bergvölker hier, Enkelin eines Schamanen, Tochter eines Elefantenhändlers. Als Mädchen hörte sie den Ruf eines verletzten Elefanten, den sie gesund pflegte. Daraus entstand eine der größten Tierschutzorganisationen des Königreichs - einem Land, dessen Politik Tierschutz reichlich egal ist, solange der Tourismus floriert. Sie ist die erste Frau ihres Volkes, die studiert hat, sie ist international unterwegs und wirkt weit über ihr Ursprungsprojekt hinaus. Sie ist der Hammer.

    Viele versuchen Lek anzufeinden, aber sie geht konsequent einen friedlichen Weg, den Weg der Aufklärung, nicht der Aggression. Die Frau hat mich mit ihrer Ruhe und Kraft wirklich beeindruckt, ein Mensch mit einer Mission aus tiefster Seele, für sie gibt es gar keine Alternative, als das zu tun, was sie tut. Irgendwie auch beneidenswert.

    Die Elefanten wurden von den Aktivisten ins Camp gerettet, sie werden dazu freigekauft. Sie müssen sich nicht von den Besuchern reiten oder baden lassen, im neusten Teil des Projektes auch nicht mehr Anfassen, ‚Hands off’.

    Die Elefanten stammen zum größten Teil aus der Tourismusindustrie, es waren Reittiere, Zirkustiere, oder mit ihnen wurde gebettelt. Ein paar waren auch Arbeitselefanten und haben andere Dinge als reiche Chinesen und Europäer durch den Dschungel geschleppt. Die älteste Elefantendame ist 105 Jahre alt, erst vor fünf Jahren ins Camp gekommen. 100 years a slave.

    Wer jetzt denkt, für so ein starkes Tier ist es ja kein sooo schwerer Job, Touristen eine Runde um die Tempel zu tragen, möge sich die Dokumentation anschauen, die Lek uns gezeigt hat. Mit welcher Brutalität der Wille dieser stolzen Tiere gebrochen wird und wie diese Drohung ihr Leben lang aufrecht erhalten werden muss, damit das Reiten - oder anderes ‚Vergnügen‘ - überhaupt erst möglich sind.

    Ich habe den Film über durchgeheult. Nicht nur wegen der Elefanten. Darüber, wie wir so drauf sind, wir Menschen. Wie ich mich zum Beispiel vor meiner Reise entschieden habe, ein wenig von Asien kennenzulernen ist mir wichtiger, als weiter konsequent nichts vom Tier zu essen. Wie wir uns nicht nur tierischen Mitgeschöpfen, sondern auch Mitmenschen gegenüber verhalten. Wie auch für uns, die wir hilfsbereit sind, in der Regel klar ist, dass die Nächstenliebe nur soweit reicht, wie unser eigener Platz an der Sonne nicht gefährdet ist. Vielleicht ist das ein Überlebensinstinkt, und nicht auszumerzen.

    Was uns bleibt - wenn wir nicht auch so eine Mission in uns tragen - ist wohl, die Dinge so gut zu machen, wie wir‘s hinkriegen. Manchmal muss man einfach das Hirn einschalten. Natürlich befreie ich nicht wirklich einen Vogel, den ich im Tempel freilasse, sondern sorge dafür, dass der Händler neue fängt. Die kleinen Fische im Foot Spa stürzen sich erst dann wie wild auf menschliche Hornhaut, wenn man sie vorher tüchtig hat hungern lassen. Und Elefanten sollten nicht für den Menschen arbeiten. Sie sollten nicht Holz schleppen müssen und dabei Gefahr laufen, in Landminen zu treten. Auch nicht ihre Babys weggenommen kriegen für ‚total süße’ Instagram-Fotos. Eigentlich sollten sie den ganzen Tag nicht viel anderes tun als fressen, sie sind nämlich schlechte Kostverwerter. Und ja, der Haken des Mahuts tut ihnen weh, er reisst ihnen Löcher in die Ohren, und unter Elefanten ist das nicht trendy.

    Trendy wird hier in Thailand auf jeden Fall, dass sich viele Elefantenparks einen tierschützerischen Anstrich geben. Es werden immer mehr, bei denen das auch hinter der Fassade stimmt, aber man sollte gründlich recherchieren, wen man mit seinem Eintrittsgeld unterstützt. Ich bin sehr froh, im Elephant Nature Park gelandet zu sein. Hier bezahlt man dafür, Elefanten nicht zu reiten. Mal ganz was anderes.
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