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  • Day 3

    Musée de l’Armée und Invalidendom III

    February 13, 2010 in France ⋅ ⛅ -2 °C

    Der Invalidendom wurde von 1679 bis 1708 unter der Bezeichnung Chapelle royale des Invalides nach Plänen von Jules Hardouin-Mansart im klassizistischen Barockstil errichtet und dem heiligen Ludwig geweiht. Er ist Teil des Hôtel des Invalides, das König Ludwig XIV. zur Aufnahme und Versorgung von Kriegsversehrten in Auftrag gegeben hatte. Ein Gesetz vom 10. Juni 1840 ordnete den Umbau des Gebäudes zum Grabmal Napoleons an.

    Bei der Planung musste der Umstand bedacht werden, dass die religiöse Feier des militärischen Ruhmes zwei Kirchen brauchte – eine für die Bewohner und eine für die Besucher. Das Hôtel Royal des Invalides sollte nicht nur Veteranenunterkunft werden, sondern Ludwig XIV. wollte eine Heldengedenkstätte errichten; die Ausmaße der dazugehörigen Kirche mussten entsprechend groß sein, um u. a. auch größere Besuchergruppen aufnehmen zu können.

    Die Lösung, die hier in dieser großen Soldatenanlage gefunden wurde, ist insofern raffiniert, als beide religiösen Gebäude mit dem Rücken aneinander stehen, getrennte Einheiten darstellen, aber baulich doch zusammengehören. In der Rückwand befindet sich ein Fenster, das zum Innenraum des Invalidendomes hin geht, beide Kirchenräume damit also gleichsam geistig verbindet.

    Der von dem „falschen Freund“ dôme (frz. Kuppel) hergeleitete deutsche Name Invalidendom suggeriert irreführenderweise, dass es sich um eine Kathedrale handelt, und führt zu häufigen Verwechslungen mit der ebenfalls dem heiligen Ludwig geweihten und zum Invalidenheim gehörenden Cathédrale Saint-Louis-des-Invalides.

    Seit dem frühen 19. Jahrhundert ist der an den Zentralbau nördlich anschließende Longitudinalbau eine eigenständige, durch eine große Glaswand abgegrenzte Kirche mit dem Namen Eglise des soldats. Ursprünglich war dieser Raum als choeur des pensionnaires der Bereich der Invaliden, eine Bauidee, die auf die Mönchschöre frühneuzeitlicher Klosterkirchen zurückgeht. Von hier aus verfolgten die Heiminsassen den Gottesdienst, das Betreten des Kuppelraumes war ihnen untersagt.

    Mehrere Indizien deuten darauf hin, dass Ludwig XIV. die Kuppelkirche zunächst als sein Mausoleum geplant hat. Sie wurde dann zu einer Art Königs- und Staatskirche, die im Sinne des Gallikanismus die Stellung des französischen Herrschers als Oberhaupt einer nationalen Kirche zum Ausdruck bringen sollte. Auch deshalb erinnert der Kirchenbau an die Peterskirche in Rom.

    Der Invalidendom wird von einer zweischaligen Kuppel überwölbt, die eine indirekte Beleuchtung des Kuppelbildes ermöglicht. In ihrem Inneren finden sich Bilder der französischen Könige und der Apostel. Der untere Kirchenraum des Zentralbaus und der Anbau für die Invaliden waren bereits 1679 vollendet, die Kuppel erst 1690 durch Robert de Cotte und Pierre Lassurance. Hardouin-Mansart war ursprünglich nicht als Baumeister vorgesehen, da die Bauleitung des Heims in Händen von Libéral Bruant lag, der auch die Kirche hatte errichten sollen, bei ihr jedoch an seine Grenzen stieß.

    Hardouin-Mansarts Onkel war der berühmte François Mansart, der 1665 den Entwurf eines Mausoleums des bourbonischen Königshauses an der Abteikirche Saint-Denis bei Paris vorgelegt hat. Dieser Entwurf zeigt bereits die wesentlichen Baugedanken des Invalidendoms.

    Im Zweiten Weltkrieg – der Invalidendom diente der Wehrmacht als Kaserne – versteckten sich teilweise monatelang US-amerikanische, kanadische und britische Piloten sowie Mitglieder der Résistance in der Kuppel, die von der „Kaninchenmutti“ Mme Mourin versorgt wurden. So entkamen etwa 100 Personen den deutschen Besatzern. 1944 meldete ein Nachbar den Deutschen das Versteck, woraufhin die Widerstandsgruppe aufgelöst wurde.
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