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  • Day 27

    Day #24 day off

    September 29, 2017 in Indonesia ⋅ ⛅ 21 °C

    Reisen hat absolut nichts mit Urlaub zu tun.

    Man ist ständig in Bewegung, kann nur schwer vorausplanen, da alles unbekannt und unvorhersehbar ist. Man kennt weder die Sprache noch die Gegend und schon gar nicht die kulturellen Gewohnheiten, eines fremden Landes. Jedes noch so kleine Vorhaben wächst zu einer Tagesaufgabe an und dies alles erfordert ständige Aufmerksamkeit in hohem Masse.

    Dieses Dasein beansprucht viel Energie und ist nicht über lange Dauer durchführbar .
    Normalerweise, hilft da etwas Abstand und Zeit für sich, doch auf Reisen und ohne Heimbasis, ist dies schwer umzusetzten.

    Eine Erkenntnis ist somit: auf Reisen muss man sich auf ein gemächlicheres Tempo einpendeln.

    Und etwas, woran ich mich immer und immer wieder selber dran erinnern muss: Der Weg ist das Ziel.

    Klingt leider unglaublich abgedroschen, ist aber nun mal die Wahrheit. An einem gemütlichen Ort ankommem oder noch schlimmer, zu Hause ankommen, ist das letzte, was man anstreben sollte auf Reisen. Es bedarf somit einer gänzlich gegenteiligen Denkweise, als derjenigen, welche man im Alltag anwendet.
    Glücklicherweise sind die ständig wechselnden Schlafplätze in Hostels, mit winzigem Konfortzonenradius, lauten Menschen und antiken Sanitären Anlagen, der Treibstoff welcher die Reisemaschinerie in Gang hält.

    Draussen unterwegs zu sein heisst aufatmen und geniessen. Man hat es plötzlich nicht mehr so eilig und Zeit spielt keine Rolle.
    Es gibt keine Liste mit Sehenswürdigkeiten, welche man "abarbeiten" muss.
    Erst wenn dieses Gefühl einsetzt und man während dem "sich Fortbewegen" Energie auftankt, erst dann reist man richtig.

    Hier in Yogyakarta gibt es viele, gute Beispiele von sogenannten "sehenswerten" Schauplätzen.
    Dinge und Orte, welchen man nicht nachrennen sollte und Zeit und Kraft verschwenden.

    Der Tempel, welcher gestern Abend als Kulisse der Tanzvorstellung diente, welche wir besucht haben, kann nur gegen einen stolzen Eintrittspreis von 350'000 Rupia (Umgerechnet ca. CHF 27.-; Touristenpreis, Einheimische zahlen nur einen Bruchteil davon) besichtigt werden. Wir reden hier von einem Land, in dem das BigMac Menü CHF 3.50, ein Kinoeintritt CHF 3.- und eine einstündige Taxifahrt CHF 5.- kostet.
    Beim gestrigen Abendessen am selben Ort, präsentierte mir Pascal plötzlich lachend ein Bild des Tempels auf seinem Smartphone. Ich dachte zuerst, er wolle mir zeigen, wie der Tempel komplett und bei Tag aussieht, doch es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Abbildung um eine Tempelanlage in Kambodscha handelte!
    Komplett verschiedene Lage, vom Aussehen her, für uns Laien identisch (zum selber vergleichen: Candi Prambanan, Yogyakarta, Indonesien versus Angkor Wat, Siem Reap, Kambodscha).

    Weshalb also, sollte man sich exakt diesen einen Tempel ansehen gehen und einen ungerechtfertigt hohen Eintrittspreis bezahlen? Natürlich erhöhen die kurze Aufenthaltsdauer und die Tatsache, dass man diesen Ort nur einmal im Leben besuchen wird den Druck. Und schlussendlich will man zuhause auch etwas vorweisen können, was die anderen noch nie gesehen und erlebt haben.

    Doch der Vergleich der beiden Tempel hat aufgezeigt, dass man vorsichtig sein sollte, bei der Wertbeimessung solcher Sehenswürdigkeiten. Nur weil alle anderen einen bestimmten Ort frequentieren, heisst dies noch lange nicht, dass es sich lohnt. Spätestens wenn man mit tausenden anderen Touristen auf den Tempelmauern herumkrakselt, kein gutes Foto hinbekommt weil andauernd jemand im Weg steht und sich zu guter letzt zum Ausgang durchkämpfeb muss, vorbei an aufdringlichen Händlern mit wertlosen Souvenirs, spätestens dann, hat das ganze seinen Zauber verloren.

    Dies mag zu Beginn äusserst ernüchternd und deprimierend sein. Und es kann schnell so weit umschlagen, dass alles seinen Reiz verliert. Doch irgendwann ist man froh um diese Erkenntniss und kann sich den Dingen widmen, welche einem wirklich Freude bereiten.

    Pascal und ich haben uns heute eine Pause, sowohl vom Reisen, als auch von uns selber gegönnt.
    Wir suchten die nächste Shopping Mall auf und gingen getrennte Wege.
    Pascal schaute sich einen Film im Kinokomplex an und ich ging ins Fitnesscenter mich austoben.
    Ein paar Stunden später trafen wir uns wieder und gingen zusammen Abendessen.
    Danach waren wir wieder Fit, unseren weiteren Reiseweg anzuschauen.
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