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  • Day 8

    Nur Feiglinge bremsen!

    June 30, 2018 in France ⋅ ☀️ 31 °C

    Wie verabschieden uns von der Provence. Ich komme ganz bestimmt wieder, vielleicht in Ulis neues Schloss;-) Das Haus ist geputzt und das Auto gepackt. Dieses Unternehmen funktioniert immer erstaunlich gut. Alle verantworten ihr Zimmer und Gepäck selbständig. Ein Kontrollgang am Ende und schon reisen wir weiter gen Cevennen. Schon vor unserer Reise buchen wir eine Kanufahrt auf der Gard, auf mein Drängen. Ich war von Pont du Gard restlos begeistert und das Viadukt zu unterpaddeln, empfand ich als grandiose Idee. Die Kinder sind begeistert, und verängstigt. Vincent erzählt in stolzen Tönen von seiner Kanukunst. Schließlich saß er schon einmal in einem solchen Boot - 30 min lang;-) Er sieht sich schon raftend heldenhaft durch die Stromschnellen kämpfen ;-) Wir haben also einen Profi an unserer Seite;-) Amon, Carlotta und Noah schwatzen beängstigend und ängstlich durcheinander " Sitzen wir alleine im Boot? Gibt es Wasserfälle? Tauchen wir unter? Fahren wir sehr schnell? Ist der Fluss tief?" Diese Fragen sind nicht zu beantworten. Keiner von uns ist je auf der Gard Kanu gefahren. Da sie aber bedenkenlos kleine Kinder auf den Fluss lassen, kann es kein reißerischer Amazonas sein. Wir sitzen in 5 Kanus . Vincent, Lara und Noah dürfen sich alleine durch die Strömung kämpfen, Uli und Amon als Duo und Carlotta zusammen mit mir im Kanu. Das Wetter ist wie immer bisher grandios, ca 30 Grad, eine leichte Brise und herrlich klares, erfrischendes Wasser unter uns. Alle reden begeistert durcheinander. Es ist himmlisch auf der Gard. Hier und da könnte der Fluss ein bisschen an Fahrt zulegen, aber so schaffen es selbst die absoluten Kanuneulinge gefahrenlos auf der Gard zu gleiten. Carlotta springt als Erste in das kühle Nass, großartig! Ich hinterher, wunderbar! Wir unterbrechen immer wieder für ein Bad. Ich schätze die Temperaturen der Gard auf ca 26 Grad. Das Wasser ist sehr flach und der Fluss fließt sehr langsam, also ausreichend Zeit für angenehme Temperaturen. Carlotta und ich entscheiden uns von Beginn an für die Poleposition, von hinten ;-) Irgendwie scheint unser Kanu langsamer als das der anderen, obwohl wir ständig unserer Paddel ins Wasser tauchen, vielleicht nicht immer ganz synchron;-) Der Vorteil dieser Position ist aber die komplette Übersicht und das Erkennen von Gefahren im Voraus. Die anderen sind ja schon durchgefahren:-) Klitzekleine Niagarafälle sind zu überwinden. Den ersten hat der Rest unserer Gruppe schon gemeistert. Wie sammeln unseren Mut und paddeln auch geradewegs auf den sprudelnden Abgrund zu. Und schon wieder macht dieses Kanu was es will! Eben nicht geradewegs, sondern immer im Kreis vor dem vermeintlichen Abgrund. Die anderen parken ihr Kanu auf der gegenüberliegenden Seite. Man könnte meinen etwas spöttisch. Nach einigen Piruetten schaffen wir endlich den Weg über den sprudeligen "Abgrund" . Wir feiern uns. Leider etwas zu lange, denn vor uns erscheint nur wenige Sekunden später eine Felswand. Da unsere Gedanken noch rückwärts gerichtet sind, rasen wir ungebremst auf diese Wand zu. Carlotta springt in letzter Sekunde noch in den mittleren Teil des Kanus und schon trifft die Spitze des Plastikkanus auf den Vorsprung des Felsens. Von 100 auf 0 kmh , das muss erstmal jemand schaffen! Spott und Häme treffen uns augenblicklich, großes Gelächter von den anderen Booten. ------ Ha! "Nur Feiglinge bremsen!!!!" Wir mutigen Kanuhelden fahren stolz weiter auf der Gard. Auch Lara mag Abenteuer. Erst lässt sie sich von Amon nach einem Blitzangriff in feindlicher Übernahmeabsicht aus ihrem Kanu schmeißen und als ob das nicht genug wäre, verfängt sie sich kurze Zeit später mit ihrem Kanu in den "entsetzlichen kanufressenden Gardschlingpflanzen". Mit letzter Kraft und hochrotem Kopf kann sie sich befreien. Und wer jetzt denkt, sie hat doch ihren Prinzen dabei, der genau auf solche Rettungsaktionen wartet, der sei eines Besseren belehrt. Vincent gleitet stolz, nonchalonce in vorderster Poleposition über das Wasser ohne Blick zurück auf seine Prinzessin in den Schlingpflanzen.
    Nach ca 90 min flussabwärts erreichen wir den Höhepunkt unserer Flussreise, die Pont du Gard. Hier gleiten wir auf unseren Booten langsam und staunend unter dem antiken, sensationell großen Viadukt hindurch. Vincent erzählt von seinem weniger erfolgreichen Test im Französischunterricht mit dem Thema Pont du Gard. Ich denke, lieber erfolgreich und echt in der Praxis als erfolglos in der Theorie! Also 15 Punkte für diesen Ausflug;-)
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