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  • Day 269

    Ushuaia-Pto Natales / übers Alleinreisen

    March 5, 2020 in Chile ⋅ ⛅ 22 °C

    Saludos de Puerto Natales. Ich weiß, ich bin ein bisschen sparsam mit meinen Beiträgen in der letzten Zeit.

    Zum einen liegt das daran, dass einfach nicht so viel passiert ist:
    In den letzten zwei Wochen bin ich von Cartagena nach Cali geflogen, von Cali nach Santiago und weiter nach Punta Arenas, von Punta Arenas nach Ushuaia und zurück bis Puerto Natales.
    Habe also viel Zeit in Flugzeugen, Bussen und mit Warten auf selbige verbracht und fast 8000 km Luftlinie in drei Ländern zurückgelegt.
    Es gibt ein Buch (ich habe es leider noch nicht gelesen) mit dem tollen Titel 'Zu Fuß hält die Seele Schritt'. Das ist einer der Gründe, weswegen ich das Wandern so liebe - und weswegen ich solche Reisemarathons extrem anstrengend finde. Die Seele hat eben keine Chance, hinterherzukommen. Und die Eindrücke, die man bei dieser Art zu reisen gewinnt, bleiben zwangsläufig an der Oberfläche.

    Zum anderen war ich physisch nicht richtig fit und geistig reisemüde, vielleicht auch aufgrund der oben beschriebenen Situation.
    Was einerseits spannend ist - immer neue Orte, Menschen, Eindrücke, Unterschiede - ist andererseits auch erschöpfend. Man muss sich eben permanent auf andere Gegebenheiten einstellen, sich orientieren, an Geld, Bustickets, Unterkünfte, SIM-Karten etc kommen. Man schläft schlecht in Hostels, da in Mehrbettzimmern immer jemand spät ankommt oder von einer Party zurückkehrt, ein anderer schnarcht, der dritte dreht sich im Stockbett über einem permanent und die vierte stellt ihren Wecker in voller Lautstärke auf 5 Uhr morgens. ;)
    Man führt oft die selben Gespräche mit der selben Gruppe Menschen (wo kommst du her, wie lange bist du unterwegs, was hast du schon alles gesehen, was hast du als nächstes vor), die aber eben zumeist an der Oberfläche bleiben, da sich die Wege ohnehin nach kurzer Zeit wieder trennen. Das Ganze wird auch nicht einfacher, wenn man wie ich ein eher introvertierter Mensch ist. ;)

    Also ja, das Alleinreisen hat definitiv seine Schattenseiten. Es fehlt mir oft, meine Erlebnisse unmittelbar mit jemandem teilen zu können. Es fehlt mir aber auch, hin und wieder mal Aufgaben und Verantwortung abgeben zu können. Ich muss mich eben um alles selbst kümmern, keiner denkt für mich mit.
    Aaaaaber, das Alleinreisen hat auch große Vorteile. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig (außer mir selbst, okay, und ich bin relativ streng;)). Ich muss keine Kompromisse schließen. Ich muss nicht diskutieren, was gemacht, wo geschlafen, was gegessen wird. Ich muss zwar mit allem alleine fertigwerden, ich kann es aber auch, und das ist ein gutes Gefühl. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als meine Komfortzone des Öfteren mal zu verlassen. ;)

    So, mit diesem Exkurs wollte ich eigentlich nur klarmachen, dass es auch ohne Arbeitsstress und in den schönsten Gegenden der Welt nicht durchgängig fantastisch ist. Wie immer im Leben gibt es eben bessere und schlechtere Zeiten. Und die letzten Wochen waren auch nicht schlecht, nur etwas wechselhafter.
    Aber nach wie vor fühle ich mich richtig wohl in Patagonien!

    In Ushuaia habe ich noch die erwähnte Bootstour gemacht, die aber nicht ganz so spektakulär war, da ich mir das Boot mit 150 anderen Menschen geteilt habe, denen es zumeist nur darum ging, den besten Platz und Moment für ein Selfie zu finden. Immerhin haben wir aber Seelöwen und Magellan-Pinguine gesehen!
    Außerdem habe ich noch eine kurze Wanderung zum Martial-Gletscher oberhalb von Ushuaia gemacht, von dem aus man eine fantastische Aussicht über Ushuaia und den Beagle-Kanal hat. Und ich habe einfach mal entspannt ein paar Stunden in der Sonne gesessen, da ich abgesehen von meinem Ausflug zur Laguna Esmeralda und der Bootstour ein riesiges Glück mit dem Wetter hatte!

    Auch die 14 Stunden Busfahrt zurück nach Punta Arenas und weiter nach Puerto Natales habe ich problemlos hinter mich gebracht, und war wiederum fasziniert von der unglaublichen Weite der Landschaft. Der Süden Feuerlands ist gebirgig, hier in Puerto Natales sind die Berge auch nahe - aber dazwischen liegt praktisch nichts. Man kann so weit sehen, dass die Wolken wirklich dreidimensional wirken, weil man sie weit entfernt fast von der Seite betrachten kann. Das Wetter ändert sich in Patagonien so schnell, dass man hier sagt, man kann alle vier Jahreszeiten an einem Tag erleben - und entsprechend werde ich auch nicht müde, den Himmel und die immer neuen Lichtspiele anzusehen.
    Als kleinen Bonus hat uns auf der Fähre über die Magellanstraße noch eine Gruppe Commerson-Delfine begleitet. Habe es aber vorgezogen, mir das Schauspiel mit voller Aufmerksamkeit anzusehen, statt durch die Kamera zu schauen - also keine Fotos. ;)

    Puerto Natales ist ein kleines Städtchen, das scheinbar ausschließlich von den Touristen lebt, die es als Ausgangspunkt für Besuche im NationalparkTorres del Paine nutzen.
    Entsprechend gibt es hier nicht allzuviel zu tun. Also arbeite ich meine ToDo-Listen ab: Die letzte Ausrüstung zusammenkaufen (leider vieles doppelt, da meine Sachen inzwischen über 3 Länder Europas verteilt zwischenlagern und ich nicht an alles gedacht habe), Bus-, Fähr- und Flugtickets für die nächsten Wochen organisieren, mich für den Nationalpark anmelden und meine Reservierungen checken, Wäsche waschen (lassen) - und gerade in der Sommersonne (das Wetter jetzt würde ich gerne für die nächste Woche buchen...) meinen Blog updaten. ;)
    Am Samstag geht es dann los, 8 Tage O-Circuit um die Wahrzeichen Patagoniens, die Torres del Paine!
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