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  • Day 1

    Josefines erster Flug!

    October 26, 2018 in Spain ⋅ ⛅ 23 °C

    Nachdem ich den geplanten Urlaub aus dienstlichen Gründe absagen musste, war die Stimmung im Hause Schindler-Schulze angespannt. 14 Tage wollten wir mit den Schwiegereltern auf die Kanaren fliegen. Leider ohne mich. Da ich die erste Hälfte des geplanten Urlaubs wegen einer Veranstaltung nicht konnte, hatte ich heimlich für den 4.11. ein Flugticket gebucht, um meine Familie zu überraschen und doch noch ein paar Tage gemeinsam auf der Insel verbringen zu können. Überraschung? Nachdem mich zuhause immer wieder die Vorwürfe über den verpatzten Urlaub einholten, musste ich zur Verbesserung der Stimmung die Überraschung leider preisgeben. Etwas geärgert hatte es mich schon, denn eigentlich war ich auf die verdutzen Gesichter vor Ort gespannt, wenn ich meiner Frau irgendwo in Playa del Ingles „zufällig“ über den Weg gelaufen wäre.

    Nun also die Premiere. Ich lasse meine Ehefrau an die Tastatur für den ersten Teil des Reiseberichts. Und so startete sie anstatt mit Ehemann mit Tochter Josefine, ihren Eltern und Schwiegermamas bester Freundin Petra zur ersten Flugreise mit Baby. Dem neuen Leben als Mama und einem Handicap ist es dann wohl geschuldet, dass der Reisebericht eher alltagslastig als abenteuerlustig ist, aber alleine der erste Flug mit Kind war Abenteuer genug:

    Freitagmorgen. Chaos in Freisenbruch. Der Göttergatte hatte für den Morgen noch einen Bagger bestellt, um sich neben einer Großveranstaltung der Essener Kulturszene auch noch am Wochenende mit der Gartengestaltung zu stressen. Josefine und ich starteten mit zwei vollgestopften Reisetaschen, einer Handtasche, die eher den Namen Seesack verdient, einem Rucksack mit „Baby-den-Flug-angenehm-gestalten-und-auf-einen-möglichlichen-Notfall-vorbereitet-sein-Utensilien“ sowie einen eigens angeschafften Reisebuggy (für die Eltern unter euch: Joie Impact Lite) in die Ferien. Milchpulver, Breie zum anrühren, diverse Gläschen, Windeln und und und. Ich beschränkte mein persönliches Gepäck auf einige schwarze Kleidungsstücke und erntete wie so oft den Kommentar der Oma: „Farbenfroher gings wohl nicht“. Dank einer Fußverletzung, die ich mir ein paar Tage zuvor bei der Gartenarbeit zugezogen hatte, blieben die offenen Schuhe ohnehin zu Hause. Dafür trug ich jetzt eine passende modisch schwarz-schicke Aircast-Schiene.

    Nachdem Großeltern, Baby und die dazugehörigen Eltern im Auto verstaut und die erste Panik über mögliche vergessene Pässe verblasst war, erwartete uns erstmal der Stau auf der Autobahn. Am Düsseldorfer Flughafen angekommen, wurde die neu gestaltete Ankunftszone (10 Minuten frei, 11.-15. Minute 5 Euro!) genutzt. Alles ausgeladen, Kind im Buggy festgeschnallt und ein letztes Mal für zehn Tage vom Papa geknuddelt. Traurig irgendwie, denn sein Baby so lange nicht zu sehen ist schon hart. Dementsprechend kurz fiel der Abschied aus, um nicht doch noch ein Tränchen fließen zu lassen.

    Hinein in die Halle, ab zum Check-In Schalter von TUIfly. Gebucht hatten wir den Perfekt-Tarif, sodass Josefine umsonst flog und ich für 15 EUR pro Strecke Gepäck bis 20kg für sie mitnehmen konnte. Kinder unter zwei Jahren erhalten dort keinen eigenen Sitzplatz, sondern fliegen auf dem Schoß eines Erwachsenen mit. Trotz zwei exakt gleich langen Schlangen ging es nicht voran. Die Schlange neben uns löste sich auf und die Trulla am Schalter sah ihre Arbeit als beendet an. Sie ließ die offensichtlich vollkommen überforderte Kollegin alleine zurück und zog mit Handtäschchen von dannen. Etliche Minuten später dackelte sie frustriert zurück, um doch noch ein bisschen zu arbeiten. Ansonsten wäre das Flugzeug wohl nie vom Boden abgehoben. Dass wir verschiedene Buchungsnummern hatten, verstand sie offensichtlich als pure Provokation und ließ uns dies auch spüren. Eine Ute Schindler hätte sie nicht und überhaupt wäre das ja alles durcheinander. Wenigstens erklärte sie mir einigermaßen neutral, dass ich den Buggy mit zum Gate nehmen konnte und brachte einen Aufkleber an.

    Gefühlte Stunden später ging es mit Sack und Pack zur Sicherheitskontrolle, um dort erneut zu warten. Lediglich zwei Scanner geöffnet, elend lange Schlangen und sichtlich genervte Passagiere. Während ich mich dadurch nicht stressen ließ und mich über ein strahlendes Kind freute (ALLE wurden angelacht), entschied Opa, dass beim nächsten Mal doch das Priority Boarding gebucht werden solle. Endlich an der Reihe wurde Josefine abgetastet, der Buggy durchsucht und Mama und Oma durchleuchtet. An dieser Stelle war ich dann sehr froh nicht alleine zu reisen, da ich Josefine aus den Händen geben musste.

    Endlich durch den Sicherheitscheck war die Zeit soweit fortgeschritten, dass der Opa schon Druck machte zum Boarding zu gehen. Moooooment. Frau braucht zwingend ihr Lustiges Taschenbuch sowie einen Wasservorrat für Josefine. Da es für die Mitnahme von Wasser für Babys immer unklare Aussagen gibt, hatte ich entschieden dieses erst am Flughafen zu kaufen. Am Gate angekommen… der Flug hatte Verspätung. Soviel zu der Hektik. Vorbereitend baute ich den Buggy zusammen und musste feststellen, dass die Trulla von vorhin den Aufkleber falsch angebracht hatte. So war er nämlich nicht zu sehen. Ich also wieder zu ihr, um zu fragen, was ich denn nun machen solle. „Ja das sei schlecht, den müsse man sehen“. Ja und jetzt. „Na jetzt ist das ihr Problem“. Ich könnte ihn ja abmachen aber dann klebt er nicht mehr. Statt einfach mal einen Tacker rauszugeben, den Sticker zu erneuern oder sonst was, feierte die Dame sich wohl selbst für ihre bescheuerte Antwort. Kurzerhand hatte ich das Ding abgerissen und mit Pflastern angeklebt.

    Beim Einsteigen ging es dann recht problemlos mit meinem gut gelaunten Baby in den Flieger. Der Buggy wurde vorne stehen gelassen. Als erste im Flieger konnten wir dann das mangelnde Sozialverhalten von Menschen und die Freuden der Onlinebuchungen beobachten. Denn zahlreiche Sitzplätze waren doppelt vergeben. Schrecksekunde – die Trulla dackelte durch den Mittelgang. Sollte sie für die Bordverpflegung zuständig sein würde ich dankend ablehnen. Bei der Laune hätte sie wohl reingespuckt. Aber nein. Sie sorgte wohl dafür, dass die Passagiere mit den doppelt gebuchten Sitzen die Schuld bei sich suchten. Naja, danach wart sie wenigstens nicht mehr gesehen. Für den Zwerg erhielten wir noch einen Minigurt und eine Babyschwimmweste, die aber wohl eher als Atrappe dienen sollten. Die Startzeit verzögerte sich weiter und mein perfekt getimtes Mittagessen für Josefine (sie sollte bei Start und Landung trinken) musste dank Schreitirade vorgezogen werden. Den Start verschlief das Töchterchen dann entspannt.

    Während des Fluges wurde der kleinste Passagier mit Fingerspielchen, Obstquetschies und Brötchen bei Laune gehalten. Wenn die Stimmung der jungen Dame zu kippen drohte sorgten die Fluggäste in den Sitzreihen hinter uns für Aufmunterung. Baby in die Luft gehalten und das Winken ging los. Hier mein Dank an die kinderlieben Mitflieger. Das Wickeln gestaltete sich Dank Omas und Mamas Schoß unproblematisch. Allerdings frage ich mich ernsthaft, ob ich mit 29 noch wachse oder die Sitzreihen immer enger werden. Mit meinen 1,69m gehöre ich wohl noch zu den kleineren Passagieren und stosse dennoch mit meinen Knien gegen den Vordersitz. Mit Baby auf dem Schoß ist das für wenige Stunden zwar noch zu ertragen, gerade weil ich sie auch mal bei Oma parken konnte, bei einen Langstreckenflug wäre es aber wirklich unbequem. Früher hat mir das Fliegen mal Spaß gemacht, mittlerweile ist es nur noch ein notwendiges Übel.

    Nach einer absoluten Bruchlandung – der Rücken von Opa dankt heute noch dem Piloten – kamen wir mit reichlich Verspätung endlich am Flughafen von Las Palmas an. Schnurstracks zum Gepäckband und… warten. Die Koffer aller kamen und kamen nicht. Auch der Buggy, um dessen Unversehrtheit ich mich am meisten sorgte, blieb verschollen. Naja, ich wäre ja auch mit dem Handgepäck über die Runden gekommen. Doch nach einer Weile entdeckten wir das andere Band, auf dem die Koffer vergeblich auf uns warteten. Endlich ab zum Transfer, der wie im letzten Jahr privat organisiert war, Baby in der georderten Babyschale verstaut und ab ins Holycan in Playa de Ingles.

    Vermieter Sandro ließ nicht lange auf sich warten und wir konnten einziehen. Ein Babybett und Hochstuhl waren bereits vorbereitet und Josefine und ich konnten uns breit machen. Der erste Weg führte die Damen des Hauses zum Spar. Kaffee, Bier, Kekse. Das Nötigste halt. Ich konnte mir es natürlich nicht nehmen lassen triumphierend eines der wenigen Babygläschen in die Luft zu halten und der Oma zu erklären, dass ich mit meiner Vorratshaltung nicht schlecht gefahren bin. 2,30 Euro für ein Glas, was bei uns 95 Cent kostet – war gar nicht so dumm das mitzunehmen. Zumal die Auswahl wirklich bescheiden war. Nichtsdestotrotz müsste kein Baby hier verhungern. Auch die Windeln sind um ein vielfaches teurer als bei uns, daher war ich froh sämtliche Hohlräume in den Koffern damit ausgestopft zu haben.

    Apropos stopfen. Wieder zurück ging es kurz zum frischmachen, Baby füttern und dann zum Stammlokal La Carretta auf der Av. de Gran Canaria.

    Wieder zurück im Bungalow herrschte dann das Chaos. Wo ist was, wer schläft wo und überhaupt. Aber egal. Josefines Schlafsack wart gefunden, meine Zahnbürste dafür verschwunden und wir wollten nur noch ins Bett.

    Da das Minimenschlein verständlicherweise vollkommen durch den Wind war, hab ich aufs Kinderbett gepfiffen und sie in meinen Arm gekuschelt einschlafen lassen.
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