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  • Day 7

    Mit dem Rad durch Las Palmas

    November 3, 2019 in Spain ⋅ ⛅ 24 °C

    Mit dem heutigen Ausflugstag wollte ich mir die letzten persönlich gesteckten Ziele der Insel anschauen, dessen „Abarbeitung“ bei meinem ersten Besuch im Jahr 2017 begonnen hatte und auch im letzten Jahr weitergeführt wurde. Nach dem morgendlichen Besuch der Türkentaube, verabschiedete ich mich bei meiner Familie und fuhr mit dem Mietwagen nach Las Palmas.

    Heute wollte ich das Aquarium „Porma del Mar“ besuchen. Das Anfang 2018 eröffnete Aquarium liegt direkt im Hafen Puerto de La Luz der Inselhauptstadt. Mit einer Fläche von mehr als 12.000 Quadratmetern gehört das Aquarium zum zweitgrößten der Welt und wird von der Familie Kiessling betrieben, die unter anderem auch den Loro Parque auf der Nachbarinsel Teneriffa, den wir im letzten Jahr besucht hatten, zu ihrem Unternehmen zählen. Parken kann man im direkt angrenzenden Parkhaus oder mein Tipp, den ich selber bekommen haben, auf dem städtischen Parkplatz hinter dem Aquarium für 2,50 Euro / Tag. Gerade für Besucher, die den Rest des Tages noch die Stadt erkunden wollen, ist dies ein unschlagbarer Preis.

    Das Ticket hatte ich am Vortag bereits über die App „GetYourGuide“ gekauft, so dass ich nur kurz den Barcode über den Scanner halten musste und die Unterwasserwelt betreten durfte. Durch das Aquarium führt ein Rundweg, so dass man kaum ein Becken verpassen kann. Ok, in Kritiken habe ich gelesen, dass man von den künstlich gestalteten Landschaften enttäuscht war. Aber hey, wie soll man denn zum Teil urzeitliche Naturdarstellungen sonst abbilden. Mich hat das nicht gestört.

    Auf dem Weg durch die Landschaften und auch später im unteren Bereich durch die Deep-Sea Bereiche wird man von Musik bzw. Naturklängen begleitet, die einen tatsächlich in eine andere Welt eintauchen lassen. Und ja, anders als ich, könnte man sich auch viel mehr Zeit nehmen und die tierischen Bewohner der Anlage stundenlang beobachten, aber das war gar nicht mein Ziel. Mein Ziel war, mir einen Eindruck von dem Aquarium zu verschaffen, es einfach mal gesehen haben und diesem Fall mit dem Ergebnis, dass wenn wir wieder mal auf Gran Canaria sein sollten, uns mit der ganzen Familie das Aquarium anschauen werden. In ein paar Jahren dürfte meine Tochter davon schwer begeistert sein.

    Vor allem für Kinder ist die künstliche gestaltete Welt ein Abenteuer und so mancher Gang über Brücken und unter Aquarien hindurch ist einfach spannend. Ältere Kinder und Erwachsene können sich gleich mehrsprachig an den interaktiven Tablets, die an jedem Becken angebracht sind, zahlreiche Informationen über die jeweiligen Tiere abrufen.

    Interessant bei diesem Rundgang finde ich einfach die Tatsache, dass man im ersten Abschnitt von oben in die Becken schaut und dann später im unteren Bereich dieselben Tiere nochmal auf Augenhöhe beobachten kann. Außerdem hat man so tatsächlich einen Eindruck davon, wie aufwendig die Becken gestaltet worden sind.

    Neben Fischen kann man aber auch Quallen, Schildkröten und imposante Krebse und andere Amphibien und Reptilien beobachten. Das erste persönliche Highlight war das Becken des Zitteraals, der zugegebenermaßen vor mir keine eleganten Bewegungen machte, sondern einfach nur ruhig auf dem Beckenboden lag. Man sich aber vorstellen kann, was im Wasser los ist, wenn dieser einem mit bis zu 860 Watt starken Stromschlag verpasst.

    Tatsächlich ist der Zitteral aber nur ein von rund 350 exotischen und einheimischen Tierarten, die in dieser Unterwasserwelt zu sehen sind. Und das gleich aus verschiedensten Perspektiven. Wenn ich nicht gerade 40 geworden, und anstatt alt und gebrechlich „mimimimi“, noch so jung wie die Kids vor mir gewesen wäre, hätte ich mit Sicherheit jeden der Unterwassertunnel in diesem Aquarium erforscht. Das zweite Highlight war das „Riff“, ein mit 400.000 Liter gefüllter Glaszylinder, den man auf einem spiralförmigen Gang umrunden und später von oben hinab bestaunen kann. Hier wurde das Leben eines Korallenriffs nachgebildet. Der Rundweg führt vorbei an zahlreichen Bug Augen, durch die man sich schon einen ersten Eindruck vom Deep Sea Becken machen kann. Und wenn man dann durch einen dunklen Gang in eine Halle kommt und durch eine 35 Meter breite, 140 Tonnen schwere und damit die weltweit größte gerundete Scheibe, in ein 5,5 Mio. Liter gefüllte Becken schaut, dann ist man erst einmal erstaunt.

    Neben Stachelrochen, Thunfischen, Schwärmen von kleinen und mittelgroßen Fischen fallen natürlich sofort die Haie ins Auge, die schwerelos im Wasser zu schweben scheinen und denen man von Auge in Auge schauen kann. Wow. Hier kann man stundenlang sitzen. Natürlich beherbergt das Poema del Mar neben Souvenir-Shop auch noch ein eigenes Restaurant und man hat das Gefühl, in mitten der Meeresbewohner zu speisen, ohne die Meeresbewohner zu verspeisen. Denn ich denke, dass eigene Aquarienbewohner oder Nachzuchten aus dem Backstage Bereich der Anlage nicht in der Pfanne landen. Nach dem vollständigen Rundgang durch die drei Bereiche (Dschungel, Riff und Tiefsee) habe ich mich rechtzeitig vor dem Besucher größerer Gruppen aus dem Staub gemacht und mir direkt am angrenzenden Parkplatz über die App des Anbieters SiTyCLETA eins der Fahrräder ausgeliehen und machte einen kurzen Abstecher zum Strand von Las Palmas, um einen Snack und Wasservorräte einzukaufen. Aber Achtung, das Verbot, an der Promenade Fahrradzufahren solltet ihr einhalten. Ich habe beim Schieben mehrfach Polizisten beobachtet, die Fahrradfahrer zurechtgewiesen haben. Ob sie ein Bußgeld zahlen mussten, ich weiß es nicht.

    Rund 15 bis 20 gemütliche Minuten brauchte ich auf dem Fahrradweg entlang der Hauptstraße Av. de Canarias bis zu meinem nächsten Ziel. Ein Wahrzeichen von Las Palmas. Die Kathedrale Santa Ana befindet sich in dem ältesten Stadtteil Las Palmas, der Vegueta. Sie ist die älteste und größte Kirche der Insel. Vegueta gilt seit Ende des 15. Jahrhunderts als Gründungszentrum der Inselhauptstadt.

    Direkt gegenüber der Kathedrale liegt das im Kolonialstil erbaute Gebäude, Casa de Colon – das Kolumbushaus. Kolumbus soll auf seinen Reisen dort übernachtet haben. Ob das Stimmt. Die Frage, ob Kolumbus auf seinen insgesamt vier Fahrten in die „neue Welt“ dort übernachtet hat, ist umstritten. Fakt ist, dass er auf mehreren kanarischen Inseln „angedockt“ hat, bei Gran Canaria ist aber nicht belegt, ob er überhaupt Landgänge gemacht hat. Heute ist das Casa de Colon ein Museum und man kann sich dort über die Entdeckerfahrten des Kolumbus informieren.

    Fahrradfahren in Las Palmas in für einen „Ruhrgebietler“ ein Traum, kein Trauma. Also ganz anders als im innerstädtischen Bereich Essens. Eigene Fahrspuren, eigene Ampeln, Halteinstallation an Stopps, um nicht absteigen zu müssen. Ja, so geht das. Und ein Leihfahrradsystem, das mich 1 Euro pro Tag kostete, oder wenn man eben will, 30 Euro pro Monat… einfach genial.

    Mein Weg führte mich an verschiedene Orte der Inselhauptstadt, irgendetwas besichtigt habe ich nicht mehr. Ich verließ die gut ausgebauten Fahrradwege und fuhr vorbei an den kleinen Häfen in Richtung der Kreuzfahrt-Terminals, um einen kurzen Blick auf die AIDA-Stella zu werfen

    Der Hunger trieb mich zurück an den Strand von Las Palmas, um vor der Rückfahrt noch etwas zu essen und die Menschen an der Promenade zu beobachten. Etwas Kurios wurde es, als eine ältere Dame sich direkt über die Kette beugte, die Tische und Promenade trennen, den Selfie-Stick über meinen Teller wedelte, um ein möglichst gutes Bild von sich und dem Meer im Hintergrund zu haben. Ungelogen, drei Minuten zog sich das lautstarke Gespräch „über“ mir in die Länge, während ich teila interessiert und teils irritiert versuchte, dem spanischen Gebrabbel zu folgen. Ehrlich, ich wollt euch ein Foto davon mitbringen, aber ich konnte mit meinem Stuhl gar nicht so weit nach hinten rücken, um die Dame samt Selfie-Stick und Telefon aufs Bild zu bekommen. #spanishmotheriswatchingyouSatt und gutgelaunt ging es zurück zur Fahrradstation und von dort aus zum Mietwagen, um die Fahrt nach Playa del Ingles anzutreten. Ich wollte pünktlich in Playa del Ingles sein, denn eins durfte ich heute nicht verpassen… im kölschen Ecke das Derby-Spiel Düsseldorf gegen Köln zu schauen. Mit meinem Schwiegervater in den Urlaub fahren bedeutet auch, dass Fußball einen großen Stellenwert einnimmt. Aber zugegeben, seit dem ich zusammen mit ihm und anderen in einer Kicktipp-Wettgemeinschaft bin, fiebere so manchem Spiel auch entgegen. Und trotz Niederlage der Kölner läutete der Wirt das „Trömmelche“ ein.

    Den (Fußball)Abend ließen wir heute beim Chinesen nebenan ausklingen und meine Tochter bekam die heißgeliebte Winkekatze als kleines Pendant zum im Restaurantfenster stehenden großen Modell geschenkt. Es war ein Notgeschenk, da wir sonst während des Essens mit großem Protest konfrontiert wurden, wenn keiner mit ihr im Minutentakt zur Maneki-neko ging, damit sie der Katze zurückwinken konnte. Wusstet ihr, dass die der Rasse Japanese Bobtail nachempfunden Plastikkatzen je nach Farbe auch eine andere Glücksbedeutung haben. Egal, mich reißt die seit dem Jahr 1600 gestartete Verbreitung des Katzenkultes nicht mit, auch wenn mir das Winkekätzchen heute im Kinderzimmer meiner Tochter begegnet.
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