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  • Day 6

    Gunung Kawi im strömendsten Regen

    May 1, 2016 in Indonesia ⋅ ⛅ 26 °C

    Auf dem Weg vom Yoga zurück treffe ich Nyoman auf dem Markt. "Helloo, I'm sorry I can't drive you to Gunung Kawi (wie wir gestern besprochen hatten) because there is ceremony in Monkey Forest temple at one o'clock. Didn't know! But my nephew will drive you. He know already." Super, passt.
    Als Dewa und ich los wollen, ist es ziemlich bewölkt und schwül in Ubud. Ich frage Dewa, ob es regnen wird - eher nicht, sagt er. Für Ubud stimmt das auch...
    Wir düsen mit dem Roller los. So kostet es nur die Hälfte vom richtigen Auto. Und Dewa fährt auch super vorsichtig: "My father tell me: if you drive more relaxed, you can see more nice things around you. The country. And the girls also." Komfortabel ist es auf Dauer zwar nicht hinten auf dem Roller, aber absolut egal. Das Gefühl, durch die wunderschöne Landschaft zu brausen ist einfach toll. Vorbei an jeder Menge Palmen und Reisterrassen wie aus dem Bilderbuch. Und vielen kleinen Geschäften. Und Wohnhäusern, die jedes für sich schon eine Attraktion sind: alle umgeben von einer halbhohen Mauer, die den Blick auf die Haustempel freigibt. Da ist einer schöner als der andere - alle haben mehrere kleine Schreine und Türme, die sind wunderhübsch verziert und mit Götterstatuen bestückt. Dewa sagt: "If Balinese, you need family temple. Every family need temple."
    Die Fahrt zum Tempel Gunung Kawi dauert ca. 30 Minuten. Auf halber Strecke fängt es dann an zu regnen. Zum Glück hat Dewa ein riesiges Regencape für mich dabei.
    Am Tempel angekommen binden wir uns beide den farbigen Tempelschal um die Taille und nur ich muss Eintritt zahlen (und zwar einen Euro). Inzwischen regnet es schon richtig doll. Der Tempel liegt in einer Schlucht am Fluss, man muss eine ganze Menge Stufen hinab steigen. Wir stellen uns ab und zu mal unter und hoffen, dass der Regen vielleicht aufhört - aber nix da. Es prasselt so doll runter, so einen Regen hab ich tatsächlich noch nie gesehen. Einfach irre! Ab und zu wird es mal weniger, aber dann schüttet es wieder richtig los.
    Irgendwann ist es auch egal und wir patschen durch das Wasser. Der Tempel ist atemberaubend schön und mit dem Regen bekommt er etwas Magisches. Und es sind nur ca. drei andere, pitschnasse Touristen da. Dewa und ich hüpfen durch die zentimeterhohen Pfützen und ich freue mich einfach nur riesig. Wir machen Selfies und er erklärt mir, was es mit dem Tempel auf sich hat. Auch wenn ich das alles nur halb verstehe.
    Der Legende nach hat ein Riese mit seinen Fingernägeln alles in den Stein gekratzt. Auf jeden Fall ist der Tempel uralt und es ist unfassbar, wie Menschen vor Jahrtausenden so etwas ohne Maschinen bauen konnten.
    Auf dem Weg zurück setzen wir uns noch eine Weile unter ein Dach und hoffen, dass es vielleicht doch noch aufhört zu regnen. Dewa fragt mich: "You Germany? You know Scorpion music? I like! I play with the guitar and I sing. My friend do the drums. We had concert on 24 April in Ubud!" Und dann singt er mir Wind of Change vor! Erst leise und schüchtern pfeifend, dann immer lauter. Es regnet immer noch und wir reden über Musik. Es geht mir einfach so gut, ich bin rundum glücklich.
    Und dann auf einmal kommt ein Stückchen blauer Himmel vor. Wir ziehen los und bis wir am Ausgang angekommen sind, hat es komplett aufgehört. Der Regen war genau auf die eine Stunde unseres Besuchs in Gunung Kawi abgestimmt und es hätte nicht schöner sein können.
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