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  • Day 14

    Abschiedstag 1 / Yoga, Polizei und Kühe

    May 9, 2016 in Indonesia ⋅ ☁️ 30 °C

    Ok Bali. Du packst es heute nochmal alles richtig aus, diese ganze Pracht. Ich bin doch schon verliebt in dich, und jetzt noch mehr!

    Heute Nacht regnet es wie verrückt. Zwei Stunden lang geht die Welt unter, so ein irres Prasseln wie beim Tempel Gunung Kawi letzte Woche. Aber so lange! Lässt mich sehr gut schlafen und früh ist die Luft kühl und rein. Schöne Abwechslung.
    Um 7:30 bin ich beim Yoga bei mir um die Ecke, hatte ich gestern schon entdeckt und kurz mit der Lehrerin Naomi geredet. Es ist eine wunderbare Yogastunde mit Blick auf den Ozean und zwei großen Hunden, die zwischen uns rumlaufen. Naomi ist der Knaller und hat so viele kleine und große Tipps parat, es ist wirklich fantastisch. Und emotional. Sonst kommen beim Yoga bei mir nicht unbedingt solche starken Gefühle hoch, aber heute haut es mich um. Ich bin einfach sehr sehr traurig, dass es vorbei ist. Was ja auch schön ist, denn das zeigt mir nochmal mehr, wie gut diese zwei Wochen waren. Nach der Stunde gibt's eine Kokosnuss und Naomi empfiehlt mir ein Yogastudio in Berlin. Wird ausprobiert, definitiv.

    Ich checke aus und frühstücke im Land's End Café um die Ecke - Wake up Smoothie aus Apfel, Ingwer, Banane und Papaya, dazu eine Pittaya Bowl: Dragonfruit-Kokos-Creme mit Knuspermüsli und so viel Obst. Diese Erdbeeren! Wahnsinnig lecker das alles. Balinesische Frauen zupfen die Fragipani-Blüten von den Bäumen und bringen die kleinen Opfergaben vorbei. Dieser wunderbare süße Geruch nach Blüten und Räucherstäbchen - Bali. An mir fliegt ein türkiser Schmetterling vorbei, der mindestens so groß wie meine Hand ist. Neben mir sitzen zwei Frauen, eine davon habe ich gestern schon hier gesehen. Sie leben offensichtlich hier und unterhalten sich über genau die gleichen Themen wie wir in Berlin: Männer, Dating, Freunde, Arbeit. Plus Surfen. Ich spreche sie an und frage, wie sie das machen, hier zu wohnen. Die Amerikanerin arbeitet im Marketing eines großen Hotels, die Schwedin arbeitet im Sommer zuhause und kann sich damit das Leben hier für mehrere Monate finanzieren. "You know, here you can just live the simple life. And be happy. And really, think about what is holding you back from moving here? Do you have kids yet or a job you cannot leave? Also, we as Europeans, we are so lucky. Because what's the worst that can happen? If you live here and you don't like it, you just go back and you still have your network and friends and job opportunities. There isn't really a risk in coming here, but the rewards - well look around you."

    Ich fahre mit meinem rosa Roller quer durch die Gegend. Richtung Osten wird die Straße voller, puh. Ich hab noch 800.000 RP übrig und frage mich, was ich damit noch schönes mache. Offensichtlich an Bali spenden - ich komme in eine Polizeikontrolle. So wie viele viele andere westliche Rollerfahrer. "Where you go?" - "Just to the post office." - "Show license driving international!" Haha, habe ich natürlich nicht. Mir rutscht das Herz in die Hose, aber da kommen zwei andere Touris aus der Polizeistation wieder raus und ich frage "What's happening?" - "We don't know either. First he said 500.000 but then 300.000, we paid and he let us go." Ok alles klar, also einfach eine Schikane. Ich werde in die Station geleitet, meinen deutschen Führerschein haben sie mir abgenommen. Nachdem der Touri vor mir abkassiert wurde, komme ich zum Chief. "You no have license international? You need. But is ok. I give you temporary license and then you good. Ok? Is 500.000 official price." Ich gucke traurig und geschockt - "But I didn't know I needed one! And I'm only here one more day." - "Ok I can give you for 400.000." Ich gucke noch trauriger. Er sagt "Ok 300.000 but that all I can do. 300 yes?" Na gut. Ich schreibe meinen Namen auf einen kleines Stück Papier und er unterschreibt hinten. "When control again, you show, is ok." Ich bekomme meinen Führerschein wieder und darf abfahren. Der Schock wandelt sich ganz schnell in Belustigung, ich muss richtig lachen. Ach Bali. Witzig. Auf die 20 € kann ich verzichten, dafür hab ich was erlebt! Und bei dem Touri-Aufkommen macht die Polizei richtig viel Kohle. Die ziemlich sicher nur in ihre eigenen Taschen fließt... so ist das eben.

    Ich kurve weiter durch die Gegend auf der Suche nach einem Stückchen Strand ohne Bars und viele Menschen. Ich fahre immer wieder kleine Straßen rein, die nach 2-3 km meistens an einer Privatvilla inkl. Sicherheitspersonal enden. Ich setze mein größtes Lächeln auf und frage immer wieder "Ooh is there no beach here?" - "No miss, sorry, go back on big road then you find beach." Ok ok. Die Straßen sind trotzdem total hübsch und so leer, es ist traumhaft da lang zu fahren (vorbei z.B. am Bulgari Resort Hotel und dem Helikopter-Landeplatz...). Nach einer Weile komme ich auf einem Weg, der voll mit Kuhfladen ist. Und dann, tatsächlich - Kühe! Auf der Straße! Was ich mit Mama in Irland gelernt habe, bewahrheitet sich hier auch - hinter jeder Ecke kann eine Kuh stehen! Hier sind die ja heilig (Hindus) und werden nicht gegessen, aber die Kuhfladen sind wertvoller Dünger. Hab ich bei der Kräuterwanderung in Ubud gelernt. Die Kühe schauen mich alle gelassen an. Was jetzt? Drauf zu fahren und hoffen, dass sie aus dem Weg gehen? Ich warte ein bisschen und dann trotten sie alle durch ein Gebüsch durch wieder auf die Weide. Großartig. Die Straße endet an einem Aussichtspunkt. Mit mehr oder weniger Sicht. Weit und breit kein Mensch zu sehen, und Fliegetiere (Hummeln?) so groß wie mein Daumen. Ist das alles schön!
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