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  • Day 32

    4. Kapitel

    November 25, 2018 in New Zealand ⋅ 🌧 18 °C

    Moin

    Tja, wo soll ich beginnen. Wir waren kurz davor die Schallgrenze zu durchbrechen und mit wehenden Fahnen in Auckland einzufahren. Leider gehen nicht immer alle Pläne auf und man muss sich neu orientieren. Das wichtigste schon als Spoiler voraus. Ich musste leider meinen Versuch Neuseeland zu Fuss zu durchqueren aus gesundheitlichen Gründen abbrechen. Die knallharten Fakten und Hintergrundinformationen zu diesem schrecklichen Ereignis könnt ihr in meinen Memoiren, die im Jahr 2040 erscheinen werden, nachlesen. 😂

    Nichts da, auch wenn ich unheimlich gerne nerve und andere Leute in den Wahnsinn treibe, bin ich gewollt die Informationen jetzt schon herauszurücken. Aus tiefem Respekt gegenüber meiner Familie, werde ich keine Namen nennen.

    Im letzten Kapitel hatte ich noch frohlockt und war in Gedanken bereits schon in der 100 Kilometer entfernten Stadt Auckland. Ich fühlte mich trotz der üblichen Beschwerden ganz gut und wollte unbedingt weitermachen. Der Tag nach dem letzten Eintrag wurde dann zu meinem persönlichen Horror-Tag auf dem Trail. Das aufstehen um 5 Uhr machte mir nichts aus und ich freute mich auch auf zwei Tage Wald Durchquerung da es in letzter Zeit nicht geregnet hatte. Mit den ersten Sonnenstrahlen über dem Horizont des Pazifik verliessen wir unseren Campground. Die ersten 10 Kilometer vergingen wie im Fluge und auch die gemachten Höhenmeter konnten uns nicht weiter aufhalten. Da wir wussten, dass es heute noch Regnen (und auch die folgenden Tage) sollte, beschlossen wir die Strecke so schnell wie möglich zu absolvieren. Dies war vermutlich mein “Todesurteil”. Der ganze Weg war ein unendliches Auf und Ab über Wurzeln und teilweise auch improvisierten Treppen. Nach kurzer Zeit meldete sich dann mein bereits schon angeschlagener Oberschenkel und klopfte mit auf die Schulter à la: “Du hast mich Tagelang ignoriert… heute werd ichs dir zurückzahlen!” Natürlich war es mein rechtes verkrüppeltes Knöchel Bein. Am Anfang versuchte ich noch die Schmerzen raus zu laufen und mich abzulenken. Gelang nur bedingt und machte alles noch schlimmer bis ich mein Bein nicht mehr anwinkeln konnte und ich mich humpelnd durch das Auf und Ab quälte. Nach 20 Kilometern musste ich die Notbremse ziehen. Trotz eingeworfener Schmerzmittel und dem Einsatz von Tiger Balsam konnte ich kaum noch laufen. Mir wurde klar, es geht nicht mehr weiter. Mein Körper braucht eine Pause. Unter Tränen (Natürlich nicht! Aber klingt viel besser) verkündete ich meinen Amerikanischen Freunden, dass ich unbedingt eine Pause brauche und darum den nächsten Bus nach Auckland nehmen werde. Zum Glück waren wir zu diesem Zeitpunkt in einem Tal das touristisch sehr gut erschlossen war. Ich konnte noch am selben Tag einen Bus nach Auckland chartern. Rund eineinhalb Stunden später war ich dann auch schon wieder mitten in der Zivilisation. Mein Plan war, mich die nächsten 4 Tage zu regenerieren, damit ich beim eintreffen der Jungs wieder mitlaufen könnte.

    Am Abend der Ankunft im Hostel, gönnte ich mir dann ein paar kühle Blonde und versuchte meinen aufkeimenden Frust herunter zu spülen. Dies gelang mir dank tatkräftiger Hilfe von anderen Reisenden wirklich gut und ich schlief wie ein Baby! Die nächsten Tage verbrachte ich mit herumliegen, Essen, Serienmarathon und dem massieren meines lädierten Oberschenkels. Auch nach dem 4. Tag schien immer noch keine Besserung in Sicht. Dies stellte mich vor ein Ultimatum. Entweder ich riskiere wiederholt meine Gesundheit und schliesse mich meinen Freunden an oder ich mache eine lange Pause und starte dann erneut. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass leider beides keine Option für mich ist. 1. Option kam zu früh und die 2. wollte ich nicht, da ich während dem Lauf schon festgestellt hatte, dass ich kein Einzelkämpfer bin… In diesem Moment beschloss ich den Trail abzubrechen und meinen ganzen Plan über den Haufen zu werfen.

    Mein lädiertes Bein lässt es leider nicht mehr zu, eine solch hohe Intensität über Wochen aufrecht zu erhalten. Deswegen werde ich nun ein Auto mieten, den Rest von Neuseeland auf die gemütliche Art und Weise bereisen und sicherlich noch ein paar Tages- oder Mehrtageswanderungen durchführen. Da Neuseeland nicht gerade als Reise günstiges Land bekannt ist, werde ich es Ende Dezember verlassen und nach Thailand fliegen. Dort versuche ich mich am Tauchen und hoffe im Norden einige Elefanten anzutreffen. Anschliessend steht noch Australien und Südamerika auf dem Plan. Solange alles nach “Plan” verläuft. ☺️

    Nichtsdestotrotz werde ich weiterhin versuchen Erfolgsautor zu werden. Somit könnt ihr, falls gewünscht, weiterhin meinen Erlebnissen folgen. 🤗

    cheers
    sili
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