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  • Day 55

    7. Kapitel

    December 18, 2018 in New Zealand ⋅ ⛅ 20 °C

    Hey

    Nun ist es soweit, mein letzter Blogeintrag für Neuseeland. Ein weiteres Kapitel meiner Reise ist abgeschlossen. Momentan befinde ich mich gerade in Bangkok und geniesse die Annehmlichkeiten der hohen Luftfeuchtigkeit und wallenden Hitze. Ist ein richtiger Kultur- und Luftschock da ich mehr oder weniger direkt von der alpinen Umgebung Neuseelands in die asiatische Metropole wechselte. Trotzdem freue ich mich jetzt schon wie ein Schnitzel auf das quierlige Land mit dem fantastischen Essen. Nun aber noch abschliessend das Erlebte aus der letzten Neuseeland Woche.

    Das letzte Kapitel schloss ich mit dem Hinweis mich meiner tiefsitzenden Höhenangst mittels Skydive zu widersetzten. Aber vorne weg, leider war das Wetter in Queenstown nicht gerade blumig und schön weshalb ich den Sprung auf den letzten Tag ansetzen musste. Genug Zeit diesen bei der kleinsten Unsicherheit wieder abzublasen. Die knappe Woche verbrachte ich dann auch mit dem erkunden von Queenstown und dem wechseln meiner Kleidung. Regenjacke an, Regenjacke aus, Pullover an, Pullover aus, Hose an, Hose aus, äh Nein das nicht aber ich konnte wirklich 5 x am Tag mein Outfit wechseln aufgrund der Schwankungen. Ich merke gerade, dass ich mich mit dem Schreiben meines Eintrag ein wenig abmühe und die wirklich spannenden, nervenaufreibenden Themen ausgegangen sind.😂 Deshalb wird das ziemlich sicher ein kurzes Kapitel in meinem Leben sein. Queenstown platzt nur so aus allen Nähten mit angebotenen Aktivitäten und dem Grossaufkommen Asiatischer Besucher. Welche, zu meiner grossen Verwunderung das Campen entdeckt haben! Klingt komisch, ist aber so. Mehr als zwei Drittel der vermieteten Camper wurden von Menschen aus dem Reich der aufgehenden Sonne ausgeführt. Das zauberte mir dann auch immer wieder mal ein breites Grinsen aufs Gesicht wenn sie sich eine halbe Stunde mit dem perfekten einparkieren ihres Fahrzeug abmühten. Ansonsten sind sie aber wie gewohnt sehr zurückhaltend und nicht gerade offen für persönliche Gespräche über meine Gefühlswelt und der Angst meines bevorstehenden Todessprung. Naja, zurück zum Ernst. In den folgenden Tagen habe ich meine letzte Wanderung erfolgreich abgeschlossen, bin mit der Gondel auf den Hausberg gefahren und mit einem Luge die Bergrennstrecke hinuntergedonnert. Zu eurem Verständnis, ein Luge ist ein kleines dreirädriges Fahrzeug das einem Rodelschlitten ähnelt. Nach einer kurzen Einführung zum Handling dieser Höllenmaschine konnte ich dann auch gleich mein Können auf der Rennstrecke vorführen. Da ich mich gekonnt in alter Hallenassi Manier an ein paar weiteren Besuchern vorbei gedrängelt hatte, befand ich mich am Start auch gleich an der Poleposition. Neben mir Shenti, ein weltbekannter indischer Virtuose des Lugezirkels. Mit ernster Miene und hinuntergezogenem Helm fuhr er sich mit dem Finger über den Hals und deutete mir somit seine Bereitschaft alles für den Tagessieg zu unternehmen an. Ich lächelte zurück und tat was ich am Besten kann. Mittelfinger in die Luft und volle Konzentration auf den Start. Ha, nein so war das natürlich nicht abgelaufen.😂 Wäre aber wünschenswert gewesen ein wenig mehr Pfeffer in unserem Zweikampf zu haben. Ich schlängelte mich wie eine Kobra den Berghang hinab und wurde immer wieder frenetisch vom Publikum am Rande der Rennstrecke angefeuert und zur Höchstleistung getrieben. Kurz vor dem Ziel vergewisserte ich mich mit einem kurzen über die Schulterblick ob ich auch wirklich die alleinige neue Bestzeit aufstellte. Von Shenti war weit und breit keine Spur. Er trudelte einig Momente später neben mir ein. Das Lächeln des sympathischen Inders ging fast um seinen ganzen Kopf. Mit ehrfürchtiger Stimme fragte er mich ob ich Profi sei und wie ich es schaffe die Kurven so hervorragend zu schneiden. Ich gab ihm ein kurzes Nicken und unterzeichnete die Karte von Queenstown, die er in seiner Hand hielt und verabschiedete mich von ihm. 😂 So jetzt wirds definitiv zu bunt, aber da mir es ein wenig an Gesprächsstoff mangelt, musste ich das Ganze ein wenig ausschmücken.

    Nun aber zum schlichtwegs unvergesslichen Ereignis. Es war ein Freitag und die Götter schienen mir gnädig zu sein. Das Wetter erschien vielversprechend. Ausser ein paar Wolken war es ein perfekter Tag Isengard aus den fängen Sarumans zu befreien. Nach einer kurzen Telefonkonferenz mit Gandalf dem Weissen und Baumbart dem Anführer der Ents, beschlossen wir meinen Sprung auf ca. 12:00 Uhr anzusetzen. Die Fahrt zum Flughafen von Glenorchy war dann auch schon das erste Highlight. Eine der schönsten Routen der Welt führte mich entlang des Sees zu meinem Absprungsort. Dort angekommen wurden wir kurz gebrieft wie man erfolgreich eine Banane beim Sprung aus dem Flugzeug macht. In Gruppen à 4 Personen beförderte unser Pilot uns in den wolkenbehangenen Himmel. Ich war zu meinem Glück bei der letzten Gruppe dabei. Wir hatten mit Abstand die besten Wetterbedingungen und konnten somit auch aus 14500 Fuss abspringen. Vor dem Einstieg ins Flugzeug lernte ich meinen Partner in Crime, Felipe aus Brasilien kennen. Mit seinem sonnigen Gemüt und der ausgestrahlten Ruhe fühlte ich mich dann auch pudelwohl. Er begleitete mich fürsorglich mit der Hand auf meiner Schulter zum Flugzeug und schubste mich in den hinteren Teil der kleinen Maschine. Auf dem Bank setzte er sich dann hinter mich und fesselte meine 99kg an seinen stählernen Körper. Ich schmiegte mich an ihn und fragte mit leiser Stimme wieviele Sprünge er den schon absolviert hatte. Seine Antwort, 509!!, gab meinem Körper das letzte OK mich vollends zu entspannen. Der Flug war dann auch super toll und zeigte uns die wunderschöne Umgebung aus einem anderen Blickwinkel. Als wir die finale Absprunghöhe erreicht hatten und die Flugzeugtür geöffnet wurde, ging mir dann doch fast was in die Hose. Bei ohrenbetäubenden Lärm verliess dann einer nach dem anderen das fliegende Ungetüm. Als letzer katapultierte mich dann Felipe aus dem Flugzeug. Ich kann euch bestätigen, das Sitzen auf dem Flugzeugrumpf mit herunterbaumelnden Beinen in der Luft ist sehr gewöhnungsbedürftig. Als Lipe (neuer Spitzname) sich dann absetzte lief in meinem inneren Auge der Film mit zahlreichen Bilder und Geschehnisse meines Lebens vorüber. Die ersten Sekunden sind Schock pur, danach war es nur noch ein geniessen. Die traumhafte Landschaft unter mir kam mit rasender Geschwindigkeit entgegen, Lipe gab mir ein Zeichen das ich nun meine Arme ausstrecken und fliegen könne. Unglaubliches Gefühl und ich hatte null Angst mehr. Ich begann laut zu lachen und gab ein paar Freudensjauchzer von mir. Auch der Fallschirm öffnete sich im richtigen Moment! Leider mit solch einer Wucht die mir fast meine Kronjuwele zertrümmerte.😂 Demenstrechend schmerzvoll war das anschliessende Gleiten bis zum ersehnten Aufkommen am Boden. Glücksgefühle durchströmten meinen Körper und mein Grinsen erholte sich erst nach ein paar Stunden wieder. Ein sensationelles Erlebnis das ich jedem nur weiterempfehlen kann! Auch mit Höhenangst durchaus machbar. 😉

    Am darauffolgenden Tag machte ich mich dann auf den Weg Richtung Christchurch. Dabei legte ich noch einen Zwischenstopp in Moeraki ein. Dieser Ort ist bekannt für seine runden Steine im Sandstrand. Diese wandern schon seit tausenden von Jahren vom Meeresgrund der Küste entgegen. Ich beschloss wiederholt einen Sonnenaufgangs-Ausflug daraus zu machen. Das Licht wäre dann optimal um ein paar schicke Fotos zu schiessen. Leider hat sich mein aufstehen nicht gelohnt. Die Sonne blieb hinter den Wolken versteckt. Es gab aber noch eine andere Sache die weitaus erfolgreicher endete. Die Gegend um Moeraki ist auch bekannt für die Kolonie der seltenen Gelbaugenpinguine. Ich hatte das Glück einen in freier Wildbahn zu sichten und beobachten. Leider ein wenig zu weit weg für meine Handykamera aber das störte mich nicht im geringsten.😊 Mit diesem tollen Erlebnis im Rucksack machte ich mich mit Nissan auf unsere letzte gemeinsame Fahrt. Die Landschaften zeigten sich nochmals in voller Pracht. Ich spielte seine lieblings Musik und tätschelte immer wieder leicht das Lenkrad und deutete ihm somit meine tiefe Dankbarkeit der letzten Wochen an. Schweren Herzens verabschiedete ich mich dann von ihm und gab ihm noch einen kurzen Klapps auf den Hintern. In Christchurch erledigte ich dann noch ein paar Sachen und schlenderte durch die Hipsterstadt mit ihren zahlreichen Streetart Gemälden.

    Mein Neuseeland Abenteuer war nun zu Ende. Das Land konnte mich wiederholt von sich überzeugen und glänzt trotz Hoch und Tief in meiner Erinnerung. Mein Flugmarathon von Christchurch nach Bangkok ging dann nach 26 Stunden auch vorbei. Weitere News zu Thailand gibts dann zu eine späteren Zeitpunkt.

    Tschöss
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