Osteuropa von Nord nach Süd

August - September 2021
Litauen, Polen, Ukraine, Rumänien, Bulgarien und Griechenland. Oder mal sehen wie weit ich komme. Read more
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  • Day 2

    Kiel - Klaipeda in Litauen

    August 8, 2021 in Germany ⋅ 🌧 17 °C

    Ich war noch vor keiner Reise so aufgeregt wie vor dieser. Familie, Freunde wollten mich wegen der Corona Situation zu Hause behalten. Meine Tochter Yasmine hat mich als einzige bestärkt.

    Und jetzt pflügt die Regina Seaways sich ihren Weg durch stilles Wasser hinaus aus der Kieler Förde fast Zeit gleich mit einem MSC Kreuzfahrt Riesen, dessen zahlreiche Decks sich zu einem Hochhaus auftürmen.

    Ich versuche ein bisschen zu schlafen auf meinem gebuchten Ruhesessel in dem ich gleich 3 von Ihnen quer belege. Die Fähre ist nicht ganz ausgebucht und die Ostsee bleibt auch ruhig. Um 1.30 ca. hat das mich umgebende, abwechsungsreiche Schnarchkonzert mich eingelullt. Welch Segen!

    Und schon gibt Frühstück, worauf man sich freuen kann.
    Generell aber war das Essen an Bord im Verhältnis Preis, Leistung, Qualität enttäuschend.

    Gleich zwei Fahrradgruppen aus Deutschland sind an Bord. Am Nachmittag scheint die Sonne und alle tummeln sich auf den Aussendecks.
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  • Day 3

    Mit dem Kanu durch Klaipeda bei Nacht

    August 9, 2021 in Lithuania ⋅ 🌧 19 °C

    Mit dem Kanu auf der Dane zu paddeln und das auch noch bei Nacht ist ein guter Einstieg in das verloren geglaubte Gefühl des "unterwegs sein". Es macht wirklich Spaß und mit Mariusz als Skipper lerne ich viel über die Stadt Klaipeda (ehemals Memel) und ihre Geschichte. Mit dem Leihrad vom Hostel geht es zurück.Read more

  • Day 4

    Stippvisite in Nida

    August 10, 2021 in Lithuania ⋅ ⛅ 20 °C

    Weil ich nicht aus dem Bett kam (hab ja schließlich Urlaub), waren es eben nur gute 2 Stunden in Nida. Dafür 3 Stunden hin (Stau an der Fähre) und 2 Stunden zurück. Ich hatte Zeit für: Info Point - Unterkunft finden in der nächsten Woche (hat noch nicht geklappt). Maxima Supermarkt, Taking around Minizug zur Orientierung "where is what", Hafen- und Promenadenbummel, Fußbad im Kurischen Haff, Eis essen und einen small talk mit einem Mitglied der Fahrradgruppe vom Schiff. Ein bisschen genervt war sie, glaube ich. Hatte gestern einen "Platten".Read more

  • Day 5

    Insel Rusne im Memeldelta

    August 11, 2021 in Lithuania ⋅ ☁️ 19 °C

    Der über Land Bus Klaipeda -Rusne hat nur 19 Plätze und rumpelt ca. 1,5 Stunden über teilweise schlechte, wellige und oft auch schmale Straßen. Es fällt auf, dass es hier keine Fahrradwege gibt. Mein ursprünglicher Plan war, eine Fahrradtour per Leihrad um das Haff und auf der Nehrung zurück nach Klaipeda zu fahren. Diesen Plan hab ich geändert, da es sonst kein voran kommen gegeben hätte.
    Das Memelland ist flach und grün, hat entfernt Ähnlichkeit mit meiner Heimat Nordfriesland. Nur Tiere gibt es nicht auf den Weiden. Anstatt Kühen, Schafen und Pferden sieht man weit und breit nichts als gepresste Heurollen.

    In Rusne soll ich abgeholt werden, was ein wenig dauert, aber dann erscheint Dornoya, meine Wirtin. Der Ferienhof liegt direkt am Pakalne Fluss. Eine einfache Unterkunft und viel preiswerter, als hätte ich bei booking.com gebucht. Frühstück hab ich gleich mit bestellt, welches sich in der Folge als grandios heraus stellen wird. Und es gibt jeden Morgen neue Köstlichkeiten auf dem großen Überraschungstablett.

    Die Insel Rusne erhebt sich ungefähr einen Meter aus dem Memeldelta, das sich bereits 50 km von der Mündung entfernt in 2 Flüsse aufteilt, die Gilija und den Rusne. Sein rechter nördlicher Hauptarm verzweigt sich bei der Insel Rusne in die Pakalne und die Skyrvite, die auch gleichzeitig die Grenze zur russischen Enklave Oblast Kaliningrad bildet. Bei der Insel Rusne vereinen sich die Flüsse zum Strom Atmata, der eine wichtige Schifffahrtsstraße zum Haff bildet.

    Ich verbringe auf dem "Rusnietis" Hof bei Dornoya und Kreisztas 3 wundervolle Tage bei strahlend schönem Wetter. Hier ist vielleicht "der Hund begraben", die Natur auf Rusne und im weiten Memeldelta ist jedoch spektakulär. Das Delta ist eines der schönsten Orte, die ich jemals gesehen habe. Der Himmel über dieser Landschaft ist von fast überirdischem blau mit weißen Kumuluswolken untermalt.

    Der Hof bietet Kajaks und Leihfahrräder an. Deshalb sitze ich auf dem Rad, kaum das ich angekommen bin. Auf dem Weg zur Fischräucherei sehe ich ein Storchennest. Einer der beiden jungen Racker hebt gerade ab. Wie lange habe ich das nicht gesehen? Die Fischräucherei bietet gleichzeitig Restauration am Flußufer an. Ein göttlicher Platz. Es gibt nur ein Gericht. Ich bestelle Fischsuppe mit Gemüse. Und es ist lecker und macht satt. Dazu ein litauisches Bier. Was will man mehr?
    Am Rusnietis Fluss-Abschnitt liegen mehrere Boote vertäut. Auch ein für den Film "Titanic" gebautes Rettungsboot liegt am Ufer. Kreisztas hat es bei Ebay ersteigert.
    Unter den Booten sind noch 2 alte Kurenkähne, eins mit eingerolltem Segel. Ich denke, fragen kostet ja nichts. Was soll ich sagen: am nachsten Tag hat Kreisztas einen der alten Kähne mit einem Außenborder bestückt. Mit von der Partie ist eine litauische Familie mit 2 Kindern und Hund. Es wird eine fantastische und entspannte Tour auf der wir Störche, Graureiher, weiße Reiher, Kormorane und sogar einen Seeadler auf Beutezug sehen. Zur Mittagspause legen wir in Minge an, das Venedig des Memeldeltas. Kreisztas überrascht uns mit einem snack, Brotstreifen in Öl fritiert und mit geschmolzenem Käse überbacken. Ungewöhnlich aber gut! Tatsachlich gibt es hier keine Straßen. Die Bewohner kommen nur per Boot zu ihren Häusern.
    Die Weite und der Frieden des Deltas sind ergreifend schön. Dann erreichen wir das Haff und es wird unruhig, wenn der alte Kahn auf die heran rollenden Kräuselwellen knallt. Ich sitze vorn im Bugspriet und kriege eine Breitseite Wasser ab. Freiwillig ziehe ich nun doch noch meine Rettungsweste an. Stellenweise ist das Haff nur 50 cm tief, aber manchmal eben auch 4 Meter. Der junge litauische Familienvater spricht gut deutsch und erklärt, das Kreisztas in einem weiten Bogen hinaus auf das Haff fahren muss, weil er nicht in das Gebiet der Russen hinein fahren darf. Das würde nur Ärger geben. Und so hüpft der alte Kurenkahn noch eine ganze Weile auf den flachen Wellen bis wir wieder die Wasserpflanzenteppiche des Deltas erreicht haben. Gerade räumen die Kormorane ordentlich ab, scheinen unstillbaren Fischhunger zu haben.
    5 Stunden hat die Tour gedauert und Kreisztas Preis ist 50 Euro : 2 Partien. Besser geht es nicht.
    Etwas später gehe ich im Pakalne Fluß schwimmen, der in der Mitte tief ist und eine starke Strömung hat. Später beim Sonnen baden neben dem Titanic Rettungsboot Nr. 7 sehe ich Kühe, die zum Trinken in den Fluß gehen und fischende Störche und Reiher. Bei all der Flußromantik denke ich an meine Kindheit und Mark Twains Roman Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Es ist Zeit zu gehen. Die Mücken kommen.
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  • Day 9

    Nida - Kurische Nehrung

    August 15, 2021 in Lithuania ⋅ 🌬 19 °C

    Ganz nebenbei hab ich mir umsonst den Kopf darüber zerbrochen, wie ich von Rusne nach Nida komme. Dornoya hielt es für selbstverstandlich, mir zu helfen und mich zu einem kleinen Fähr-Boot zu bringen, das an der Pumpstation Uostadvaris nicht weit von Minge abfährt. Im weiten, allwissenden Internet war diese Info nicht zu finden.

    Schon vom Schiff aus sehe ich Public Viewing, höre Lärm und Tam Tam. Der Grund: Hier findet heute ein Biathlon Sportwettkampf statt. Immer noch ohne Dach über dem Kopf lande ich in Nida an. In der Tourist-Info hat man inzwischen auf meine E-Mail reagiert und trotz der Sportveranstaltung eine Bude gefunden. Das Wort Bude ist evtl. ungerecht. Wegen dem Biathlon habe ich aber so wie so keine Wahl. Es gibt nur dieses Apartment. Sonst hätte ich es in Juodkrante versuchen müssen. Und wie käme ich da wohl hin?
    Danude heißt meine Wirtin, die mir auf Anhieb unsympathisch ist und mir gleich zu Beginn viel zu viel Geld für ihr Kellerapartment abknöpft.

    Nida ist das Sylt der Litauer. Ein gepflegter Badeort auf der Nehrung ganz in unmittelbarer Nachbarschaft zur Oblast Kaliningrad (früher Königsberg), einer russischen Enklave. Aufpassen muss man hier, dass man beim umwandern der nahe gelegenen Parnidis Düne nicht versehentlich auf russisches Territorium kommt, denn es gibt keine durchgängig erkennbaren Grenzbefestigungen. Zu diesem Zeitpunkt ahnt noch niemand, dass das 6 Monate später ganz anders sein wird.

    3 Tage in Nida hätten auch gereicht, denn das Wetter ist am Abreisetag kalt, stürmisch und verregnet. Deshalb bin ich froh, am Nachmittag hier weg zu kommen. Blöderweise fährt mein Bus erst um 15.15 Uhr, ich muss aber um 10 aus meinem Apartment raus, weil Danude anfangs gefragt hat, wann ich am Abreisetag raus bin, 10 oder 11. Zu so viel Unhöflichkeit hab ich dann 10 gesagt. Der Sturm tobt, der Regen peitscht und ich muss 5 Stunden hier ausharren. Der Rucksack ist im Bus-Office geparkt, besser als bei der allzu raffgierigen Danude, die dafür wohl auch noch Bares gefordert hätte.

    Während meiner 3 Tage in Nida hatte ich ein 7-Gang-Leihfahrrad, mit dem ich die Kurische Nehrung und den Ort durchstreift habe. Ein "Platter" blieb mir erspart, aber dafür trafen mich andere kleine Unwägbarkeiten, von denen ich nie gedacht hatte, dass sie mir passieren würden. Gleich am Ankunftstag mache ich mit dem Rad Nida und Umgebung unsicher. Am Fuße der Parnidis Düne (52 m hoch) schließe ich meinen Drahtesel an einen Holzzaun an. Bloß weg von den Menschenmassen und dem Lärm der Sportveranstaltung, der hier aus allen Lautsprechern dröhnt. Ich steige das erste Mal die unzähligen Stufen zur 2-höchsten Düne Europas hoch. Oben an der Sonnenuhr sehe ich Aufbauten ähnlich wie unten am Hafen. Viele Menschen treiben sich auch hier oben auf der Düne herum. Und auch hier Public Viewing. Als ich gerade seitlich in Richtung Dünenkamm ausrücken will, werde ich unwirsch auf litauisch angesprochen. Soll wohl heißen: „Du stehst im Weg". Mir schwant Böses. Und dann kommen Sie, die Biathlon-Wettkämpfer. Einige Frauen sind auch dabei. Nach und nach japsen und keuchen die Jungs und Mädels den Dünenberg hoch. Und ich stehe eingekeilt in meiner Ecke, werde hinter mir, rechts und links von den Anfeuerungsrufen „Dawei, Dawei" fast taub, komme da so schnell nicht wieder raus. Denn es laufen nicht 10 oder 12, sondern geschätzt zwischen 80 und 100 Sportler die Düne hoch. Die Nachzügler lassen auf sich warten und ich sprinte in einem günstigen Moment auf die andere Seite der Zielgeraden und Richtung Treppe. Nun quälen sich die Nachzügler die Stufen hoch und ich quetsche mich - irgendwie überflüssig auf dieser Treppe - nach unten, wo das nächste Ungemach auf mich wartet. Es geht ja um Biathlon, also laufen und Rad fahren. Unten stehen gefühlt mindestens 30 Räder vor meinem Rad. Aus dem Pulk kann ich meins unmöglich heraus bekommen. Warum nur, kann ich ich mich nicht für Biathlon begeistern? Da tanze ich doch lieber Tango. Zu allem Übel ist die neue Edeka Wasserflasche ausgelaufen. Meine Güte!
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  • Day 11

    Fahrradtour zur "Toten (grauen) Düne"

    August 17, 2021 in Lithuania ⋅ 🌧 16 °C

    Neben der Parnidis Düne und dem Thomas Mann Haus sollte man sich unbedingt die "Tote Düne" von Pervalka ansehen. Von Nida bis Pervalka gibt es einen tollen breiten Radweg und dazu ist dieser eben. Es sind nur 17 km bis Pervalka. Man fährt die ganze Zeit durch Pinien- und vereinzelt Birkenwald. Die Strecke fand ich sehr schön. Im beschaulichen Preila halte ich an einer Schautafel und treffe eine deutsche Familie aus Heidelberg. Wir fahren zusammen bis zur Düne, erleben diese gemeinsam und möchten auf dem Rückweg auch miteinander zu Abend essen, evtl. in Preila. Leider habe ich die Truppe unterwegs verloren. Als ich merkte, dass sie nicht vor sondern hinter mir sein müssen, waren ich schon zu weit gefahren.
    Das letzte Stück zur Düne führt kurvenreich und holprig durch den Wald. Die tote Düne selbst ist ein unglaublich eindrucksvolles Naturerlebnis. Von der Straße läuft man zunächst uber Holzplankenwege bis man nur noch durch tiefen Sand bergauf geht. Selbst bei gemäßigter Temperatur ist es anstrengend. Die Belohnung ist ein Blick auf das Haff, der grandioser nicht sein könnte.
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  • Day 12

    Vilnius

    August 18, 2021 in Lithuania ⋅ ⛅ 20 °C

    Vilnius kommt absolut hip und super modern unter den Hauptstädten Europas daher. Mit der neuen Trafi App regelt sich das hin und her kommen wie von allein. Ein Netz von E- Scootern und städtischen Leihfahrräder (orange farben) unterstützen das Beförderungssystem. Überhaupt sieht man in Litauen unglaublich viele E-Scooter und alle möglichen Räder mit Elektroantrieb.
    Vilnius pulsiert und funktioniert. Alles ist sauber und gepflegt. Bettler sind auf den Straßen nicht zu sehen. Die Menschen sind freundlich, ruhig und hilfsbereit. Die Stadt hat viele prächtige Sehenswürdigkeiten, Museen, viele imposante Kirchen und einige repräsentative Plätze aufzuweisen. Fast alle von ihnen sind fußläufig zu erreichen. Ohnehin gibt es wg. Corona sehr wenige Touren.

    Ich wohne in einem Hostel- Privatzimmer. Wie fast immer bin ich schlecht vorbereitet auf das Ankommen. Es ist dunkel, der Rucksack zu schwer, keine Ahnung wo Bus 89 abfährt. Die Infos aus dem net stimmen nicht. Ich frage eine junge Frau und sie zeigt mir die Bushaltestelle für die 89. Vorher muss ich aber am Kiosk eine Trafi Card kaufen (was ich nicht wusste). Der Rucksack wiegt Tonnen. Dann sitze ich in der 89 und aus 1,8 km macht der Bus 16 Haltestellen. Das ist auch eine Kunst. Als wäre das noch nicht genug, gibt der Fahrer eine Haltestelle zu früh Zeichen zum aussteigen. Wieder 800 m laufen. Das Hostel liegt unbeleuchtet etwas zurück von der Straße. Das mit dem Türcode funktioniert gut, und drinnen finde ich Handtuch, Zimmerschlüssel und Formulare. Keiner zu sehen. Endlich falle ich in meinem Zimmer auf mein Bett, gehe noch nebenan ins Bad und und glaube zu träumen. Die Dusche ist doch erst 2 Innentüren weiter. Das Wasser plätschert von oben durch die Decke und auf dem Holzfußboden vor mir breitet sich ein See aus. Keiner ist zu sehen, weder Gäste noch Angestellte. Feudel und Eimer? Wo denn? Ich schreibe noch eine Mail an den Manager. Einer muss das ja machen. Während die Abstände der fallenden Tropfen nebenan größer werden schlafe ich ein. Unsanft weckt mich am nächsten Morgen "Preßlufthammer Bernhard". Vor dem Hostel ist eine Baustelle, die ich bei meiner Ankunft nicht gesehen habe. Dafür sind meine Fenster Schall isoliert.
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  • Day 14

    Trakai Burg, Gediminas Turm und Uzupe

    August 20, 2021 in Lithuania ⋅ ⛅ 19 °C

    Nachdem ich gestern zu Fuß durch Vilnius gelaufen bin, vergeblich auf meinen local guide und die tägliche 12 Uhr Führung gewartet habe, fest stellen musste, dass es wg. Corona kein city tour office mehr gibt, ich es aber verzweifelt ewig lange gesucht habe, war der gestrige Tag für mich gelaufen.

    Und am Ende ist immer ein Licht im Tunnel. Ein Infopoint taucht auf, in dem jemand englisch spricht. Sie redet mir den Berg der Kreuze aus, sagt es gäbe zu wenig Touristen in der Stadt. Trakai, die berühmte Burg ginge auch nicht. Und dann doch! Eine Audioguide Tour zum Trakai Castle (28 km) von Vilnius tut sich nach einigen Telefonaten für den morgigen Tag auf. Und an meinem letzten Vilnius Tag gibt es eine geführte Tour mit einem Local, für die ich mich gleich registriere.
    2. Tag: Kleingruppen Audioguidetour nach Trakai zur berühmten Burg. Entspannt hört man während der Fahrt in der jeweiligen Heimatsprache Informationen über Litauen, Vilnius und Trakai.

    Trakai war früher einmal Litauens Hauptstadt. Die Burg von Trakai liegt eingerahmt von 4 Seen im Wasser und ist nur über eine Holzbrücke zu erreichen. Die Exponate des Burgmuseums zeichnen ein Bild der Fürsten und ihrer Lebensart über viele Jahrhunderte. Das Städtchen Trakai selbst bietet nostalgische, mehr oder weniger restaurierte bunte Holzhäuser und verteilt sich umgeben von Wasser auf einer schmalen Halbinsel. Zauberhaft! Zu guter letzt findet auch noch Futter für den hungrigen Magen. Am Parkplatz an der Imbißhütte lasse ich mich auf das erste litauische Kebab mit Käse auf die Hand ein. Ein Fehler war das nicht.

    Wenn man in Hochform ist, muss man dem entsprechen. Ich hole im Hostel meinen Pass und mache mich auf den Weg zum Gediminas Turm. Von oben hat man einen Postkartenblick auf ganz Vilnius. Hoch laufen braucht man nicht. Es gibt eine Standseilbahn. Für einen Euro bringt sie mich hoch. Es ist der absolute Wahnsinn. Den Turm selbst erspare ich mir. Nun geht es über das fürstliche, mittelalterliche Kopfsteinpflaster den Berg wieder hinunter durch den Bernardinu Park an St. Anna und anderen pompösen Kirchen vorbei Richtung Uzupe. Und hier muss man unbedingt gewesen sein, wenn man schon in Vilnius ist. Kopenhagen hat Christiania und Vilnius hat Uzupe. Es ist sozusagen eine Republik in der Republik mit eigener Verfassung. An einer Brücke prangt ein Schild "Res Republika Uzupe". Künstler, Kunsthandwerker, Hippies, anders denkende haben sich hier, in einem ehemaligen Rotlichtviertel mit schlechtem Ruf angesiedelt und haben aus dem miesen ein hippes Viertel gemacht. Bei Ankunft meldet man sich an und bekommt einen Stempel in den Pass und für einen Euro die Verfassung von Uzupe gleich mit. Unglaublich, aber wahr. Echt cool!
    Ich entdecke in einem Hinterhof ein uriges Cafe-Resaurant am Fluss und bestelle Schokoladen-Chilikuchen und Kaffee. Sonst wäre ich auch zusammen gebrochen nach dem Tag und die Walk-Tour durch Uzupe folgt nach der Stärkung. Toll ist: Nach 2 Tagen finde ich ausgerechnet in Uzupe einen Iki Supermarkt. Zugegeben, wenn ich unterwegs bin, gibt es Essen wenn ich Hunger habe, oft mittags erst Frühstück. Manchmal vergesse ich schlicht und einfach zu essen. Regelmäßige Mahlzeiten Fehlanzeige. Meine Nahrung ist, was ich sehe und erlebe. Wasser muss ausreichend da sein. Dann ist alles gut.
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  • Day 17

    Kaunas, Siaulai + der Hügel der Kreuze

    August 23, 2021 in Lithuania ⋅ ⛅ 17 °C

    Inzwischen hat mich ein flotter Zug nach Kaunas befördert. Der Himmel ist blau, die Stadt hübsch und will noch hübscher werden, denn Kaunas wird 2022 Kulturhauptstadt Europas. Es wird gebaut und verschönert in einer fast spürbaren Emsigkeit.

    Wie komme ich nun vom Bahnhof zu meiner Unterkunft? In Vilnius 3 Nächte, in Kaunas 3 Nächte, man kann ja nicht für jede neue Stadt die jeweils angesagte Verkehrsapp runter laden. Bevor ich das alles begriffen hab, reise ich schon wieder weiter. Es ist mir nicht peinlich. Wenn man junge Leute fragt, fühlen sie sich gebraucht, wenn sie helfen können und ich komme mit der Masche schneller zum Ziel.
    Nach der langen Fahrt und dem Tag am "Hügel der Kreuze" bin ich müde, hungrig und durstig. Und ich habe kein Wasser mehr. Außerdem brauche ich 2 große Briefumschläge. Wo die Post sein soll hab ich im Internet heraus bekommen, nämlich im Akropolis Einkaufszentrum. Und dann bin ich drin. Es ist das größte EKZ, das ich in meinem Leben gesehen habe. Ein Konsumtempel der XXXL Größe. Als ich schon aufgeben will, taucht die kleine Postfiliale "Pastas" in der hintersten Ecke auf. Briefumschläge haben die auch. Nun aber raus hier. Direkt unter meinem Fenster ist eine kleiner Burgerladen. Ich stelle mich dort an für mein Abendessen, welches aus einem Burger, Pommes, einer Cola und einem dunkelroten Saftshake besteht. Danach trinke ich noch in meinen Träumen die Memel leer. Der Durst ist fürchterlich. Wie komme ich eigentlich morgen zur alten Standseilbahn am anderen Flußufer und zum Kaunasmeer, wo es ein Segelangebot (zum mit segeln geben soll)? Heute Abend weiss ich das immer noch nicht. Überhaupt bin ich heute echt platt, denn ich war in Siaulai auf dem "Hügel der Kreuze", habe meine eigene Tour kreiert, mir bei facebook einen guide gesucht, der mich abgeholt und zurück zum Busbahnhof gebracht hat. Simass hat mir die Geschichte des Hügels erzählt und vieles über einige besondere Kreuze. Das der Hügel schon immer hier war, die Sowjets ihn aber zerstört haben, um den Widerstand der Lithauer zu brechen. Die haben nach der Machtdemo aufgeräumt und im Laufe der Zeit ist ein neuer Hügel entstanden. Nachdem die Russen weg waren entstand ein gut bestückter neuer Hügel der Kreuze. Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse eben auf dem Tisch.
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  • Day 20

    Olzstyn und Warschau

    August 26, 2021 in Poland ⋅ 🌧 16 °C

    Was hat mich nur geritten, dass ich unbedingt hier her wollte. Hätte ich bloß das kleinere Übel gewählt und wäre mit dem Flixbus direkt nach Warschau gefahren. Das ich übermorgen so wie so dort sein würde, habe ich einer unvorhersehbaren Wetterkapriole zu verdanken, die eine Änderung meiner Reise-Route wünschenswert erscheinen ließ.
    Seit ca. 20 Stunden habe ich nicht mehr geschlafen und gestern - noch in Kaunas - die restliche Zeit bis zur Abfahrt meines Busses um 22.40 Uhr herbei gewünscht. Der Bus kommt pünktlich und fährt auch genau so pünktlich ab. Während der nächtlichen Fahrt regnet es fast die ganze Zeit. Bei Ankunft in Olzstyn ist es dann aber noch wesentlich kälter als in Kaunas und es regnet nun Sturzbäche. Der Busbahnhof in Olzstyn ist tagsüber schon nicht gerade einladend (was ich bei meiner Ankunft noch nicht sehen kann), in der Nacht und bei Regen ist dieser Ort einfach unangenehm um nicht zu sagen scheußlich. Es nützt nichts. Ich muss aussteigen, wuchte den Rucksack
    über meine Schulter, wate durch die Pfützen und habe sofort nasse Füße. Entschlossen gehe ich auf die andere Straßenseite zu Mc Donald und bestelle mir das zuvor recherchierte Taxi. Der Wagen ist schnell da und die Fahrt wie erwartet kurz. Vor einem schäbigen Haus hält das Taxi und der Fahrer behauptet, dies sei Wyzwolenia 8. Außenfassaden können ganz genau so aussehen, beruhige ich mich selbst. Der Fahrer meint es gut und drückt auf die Klingel. Meine Güte! Ich sollte doch leise sein und niemanden wecken. Dann fährt das Taxi weg und ich versuche mein Glück mit dem Türcode. Es klappt nicht. Warum verstehe ich den blöden Code nicht? Ich komme nicht rein und sitze die kommenden 3 Stunden in kalter, feuchter Nacht- und Morgenluft vor der Haustür des Hostels. Das fängt ja gut an. Ich stehe glücklicherweise etwas geschützt vor dem Regen im Eingangsbereich der Tür. Der Rucksack passt gerade so da rein, dass ich mich drauf setzen kann. An der Ecke beim Bäcker geht schon das Licht an. Gegenüber öffnet sich eine Haustür. Jemand führt seinen Hund aus. Erlöst werde ich endlich von einem Hostelbewohner, der zum Rauchen nach draußen geht, kein Wort englisch versteht, mich aber ins Haus lässt.
    Natürlich bin ich total erledigt. Von drinnen ist die Hostelwohnung ganz nett. Bis mein Bett um 15 Uhr fertig ist, drücke ich mich in der Küche rum und beginne in meinem Kopf mit dem neuen Buchungsmarathon. Meine Entscheidung, Masuren zu bereisen, habe ich spontan auf Grund des schlechten Wetters revidiert. Es regnet nicht. Es gießt in Strömen und so soll es erstmal bleiben. Der Reiterhof "Pan Tadeusz", wo ich mich für 1 Woche zum Reiten auf Wielkopolski Pferden angemeldet habe, muss wieder storniert werden. Oder soll ich im Regen und durch Morast reiten? Alles wird feucht, klebt und stinkt. Kein schöner Wiedereinstieg! Dabei habe doch oft davon geträumt auf dem Dönhoff Trail zu reiten.

    Meine Reise durch Polen werde ich nun also wg. schlechten Wetters erstmal abbrechen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen. Mit dem Flixbus werde ich nach Warschau fahren. Von dort gibt es bestimmt einen Flug nach Athen zu meiner Tochter.
    Zum Code: 5key2828. Ich habe nicht verstanden, dass 5key bedeutet, dass die 5 und danach das Schlüsselsymbol eingegeben werden muss. Danach die Zahl 2828. Ich habe verstanden: Haustürcode 2828, Code für Eingangstür Hostel im 2. stock ....... Name des WiFi, Passwort des WiFi, Name Maria (Name des Zimmers) = 5 keys /Schlüssel sind die 5 verschiedenen Zugänge.
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