Satellite
  • Day 62

    Moremi oder das Wasserexamen

    June 5, 2017 in Botswana ⋅ ⛅ 14 °C

    Bereits am Gate des Chobe Parks hatten wir gehört, dass in Moremi noch sehr viel Wasser stehen muss und die Straßen erst gerade so passierbar wurden. Auf botsuanisch heißt das so viel wie „das Wasser reicht bis knapp unter die Fensterscheiben“. Bereits vor dem Eingang ins Moremi war der Weg von Wasser versperrt und der Grund nicht sichtbar. Da in dieser Region aber zum Glück ab und zu noch Safariautos vorbeikommen mussten wir nur eine halbe Stunde warten bis wir einem folgen konnten. Nach einem prüfenden Blick auf unser Auto meinte er einfach nur „follow me“. Das war dann in der Tat auch besser so, da mitten im Wasser eine scharfe Rechtskurve gefahren werden musste um auf die andere Seite zu kommen. So hatte unser Auto dann inklusive der Motorhaube eine schöne Wäsche spendiert bekommen. Gut, dass unser Auto einen Schnorchel hat… Am Gate angekommen und total glücklich über unsere Wasserfahrkünste, stand schon eine andere Safarigruppe dort, die eigentlich hinter uns war. So haben wir dann festgestellt, dass es auch eine Strecke mit weniger Wasser gegeben hätte… No risk no fun :-)

    Abends hatten wir dann unsere erste Wildtierbegegnung (oder auch „Dinner Entertainment“). Beim Abendessen haben sich zwei Elefanten dazugesellt und direkt neben unserem Campingplatz gegrast (5m von unserem Esstisch entfernt). Diese riesigen, wilden Tiere direkt vor sich zu haben ist zwar sehr beeindruckend und etwas beängstigend zu Beginn, aber irgendwie auch total friedlich und beruhigend.

    Die Wasser-Erfahrung hat sich an den nächsten Tagen noch so weitergezogen: viele Passagen waren völlig unbefahrbar, einige wieder nur wenn man wusste wo lang. Und so haben sich die Tiere hier auch wieder die meiste Zeit versteckt gehalten, da das Wasserangebot dieses Jahr einfach zu hoch ist. Am zweiten Tag ist so auch Anja zum Wasserexamen gekommen. Da der Weg zur nächsten Campsite durch mehrere tiefe Wasser und die Strecke nicht auffindbar war, ist einer der Ranger netterweise ein Stück mitgefahren und hat ihr den Weg sowohl an Land als auch durchs Wasser gezeigt. Zu dem Zeitpunkt schien das alles noch relativ einfach, wenn man nur wusste wo man genau Langfahren muss. Auf der letzten Campsite hatten wir zwei Nächte gebucht und bei der zweiten standen abends plötzlich als unser Empfangskomittee drei Autos vor unserem Eingang und hatten gefragt ob sie sich bei uns dazustellen können. Sie waren in anderer Richtung an die Wasserstellen gefahren und hatten dort einen der Locals drin stecken sehen, der abgeschleppt werden musst. War wohl doch nicht so einfach, diese Wasserstelle… Also mussten sie umdrehen und da es bereits spät abends war konnten sie die nächste Campsite nicht mehr erreichen. So wurde es noch ein lustiger und internationaler (Belgien, Italien und USA) Abend. Bei so viel Radau auf der Campsite hat sich auch kein gefährliches Wildtier mehr zu uns getraut ;-)

    Zwischendurch haben wir im Moremi auch noch einen Mokoro-Trip gemacht. Das sind kleine Boote, die früher mal aus Baumstämmen waren (das botsuanische Pendant zu den Gondeln in Venedig). Eine solche Fahrt ist super schön und gibt einen wunderbaren Eindruck des Okavango-Deltas. Zwar sieht man nicht viele Wildtiere, aber die Ruhe, die das Delta dort ausstahlt, ist enorm.

    Insgesamt haben wir im Moremi somit wieder jede Menge Elefanten, Giraffen, Zebras, Antilopen (hier Schwarzfersen Impalas) und Warzenschweine gesehen. Die Landschaft war traumhaft schön und wir konnten erahnen, warum viele mit denen wir vorher gesprochen hatten beim Stichwort Moremi glänzende Augen bekommen. Die großen Raubtiere blieben allerdings aus. Das sollte sich kurz nach Verlassen des Moremi ändern. 20km nach der Parkgrenze stank es wahnsinnig und ein kleiner Abstecher ins Gebüsch zeigte, dass hier ein Rudel Löwen in der Nacht zuvor eine junge Giraffe erlegt hatten und ein Löwe gerade noch am Fressen war. Das war eine Wildtierbegegnung der wirklich besonderen Art.
    Read more