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  • Day 4

    Qumran

    January 19, 2020 in Palestine ⋅ ⛅ 18 °C

    Bäder für rituelle Waschungen

    Schriftrollen vom Toten Meer

    15.000 Fragmente von etwa 850 Schriftrollen aus dem antiken Judentum

    Die Schriftrollen vom Toten Meer (auch Qumranschriften) wurden zwischen 1947 und 1956 in elf Felshöhlen nahe der Ruinenstätte Khirbet Qumran im Westjordanland entdeckt. Sie umfassen rund 15.000 Fragmente von etwa 850 Rollen aus dem antiken Judentum, die von mindestens 500 verschiedenen Schreibern zwischen 250 v. Chr. und 40 n. Chr. beschriftet wurden. Darunter sind etwa 200 Texte des späteren Tanach, die bislang ältesten bekannten Bibelhandschriften. Später wurden noch weitere antike Schriftrollen in Höhlen nahe dem Westufer des Toten Meeres gefunden.

    Die RollenBearbeiten



    Fragment einer Schriftrolle in der Ausstellung des Archäologischen Museums, Amman



    Schriftrolle mit einem hebräischen Kommentar zu Habakuk (Rolle 1QpHab, im Bild die Spalten 7 und 6).

    Material und ZustandBearbeiten

    Die meisten Rollen bestehen aus Ziegen- oder Schafshaut, die zu dünnem Pergament bearbeitet wurde; auch Papyrus kommt als Schreibmaterial vor. Eine Rolle ist aus Kupferblech.
    Nur einige der in Tonkrügen gelagerten Rollen aus den Höhlen 1 und 11 waren relativ gut erhalten. Darunter sind die 7,3 Meter lange, nahezu unbeschädigte Große Jesajarolle, die neun Meter lange Tempelrolle, Teile der Psalmen, Teile des Buches Daniel und ein Kommentar zu Habakuk. Die meisten übrigen Rollen lagen ungeschützt auf dem Boden, sind stark zerstört und oft in nur daumennagelgroßen Fragmenten erhalten. Vor allem die Fragmente aus Höhle 7 umfassen oft nur wenige Buchstaben und Buchstabenreste.

    SprachenBearbeiten

    Die weitaus meisten gefundenen Texte sind auf Hebräisch verfasst. Dabei spiegelt die Orthographie verschiedene Sprachstufen wider, von denen man eine besonders typische als Qumran-Hebräisch einordnet. Zwölf Rollen und die Gottesnamen in anderssprachigen Rollen sind in alt- bzw. paläohebräischer Schrift geschrieben. Etwa 70 Rollen sind in Aramäisch verfasst. Sie haben meist profanere, nichtbiblische Inhalte und sind älter als die hebräischen Texte. Mindestens 19 Rollen sind in Griechisch notiert, darunter alle aus Höhle 7.
    Die Bevorzugung des Hebräischen in bibelnahen Texten geschah zu einer Zeit, als es längst keine Umgangssprache mehr war. Klaus Berger folgert daraus zwar keine einheitliche Trägergruppe der Texte, sieht darin aber den „Ausdruck eines Reformprogramms nationaler und politischer, religiöser und kultureller Rückbesinnung auf die hebräische Identität Israels“.[1]

    DatierungBearbeiten

    Während die Kupferrolle etwas später, ca. 70 n. Chr. produziert worden sein soll[2], entstanden die auf organischem Material verfassten Schriften bereits vor der Zerstörung der nahen Siedlung 68 n. Chr.:

    Alle Tonkrüge und Tonscherben aus den Höhlen waren gleichartig und stammten aus hellenistischer und römischer Zeit.

    Leder-, Papyrus- und Stoffreste aus den Höhlen ließen sich mit der C14-Methode in den Zeitraum 250 v. Chr. bis 70 n. Chr. datieren. Die meisten davon stammen aus 100 v. Chr. bis 30 n. Chr., ein kleinerer Teil entstand zwischen 200 und 100 v. Chr., einige wenige noch früher.

    Chemische Analysen von Giuseppe Pappalardo ergaben, dass das Pergament der Rollen mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Region hergestellt wurde, wo es später gefunden wurde.[3]

    Vergleiche von Schriftstilen, Abkürzungen, Ausdrücken mit den Methoden der Paläographie und historischen Bezügen in den Texten selbst erlaubten, viele Fragmente relativ sicher in diese Zeitspanne einzuordnen.

    Die übrigen Textfunde aus Murabba'at, Nahal Hever und Masada konnten sicher in die Zeit des Bar-Kochba-Aufstands (132–135 n. Chr.) datiert werden. Vergleiche dieser Texte mit denen von Qumran ergaben zweifelsfrei das höhere Alter der letzteren.[4]
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