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  • Das letzte Abenteuer unter Wasser

    September 7, 2018 in Ecuador ⋅ ⛅ 26 °C

    Nach dem Tauchen dauert es bis zu 24 h bis sich ein Gleichgewicht zwischen gelöstem Stickstoff und Umgebungsdruck hergestellt hat - man gesättigt ist. Es wird gestritten, ob man zwischen Tauchen und Fliegen 72 h, 48 h oder 24 h braucht. Alle sind sich allerdings einig, dass 24 h das absolute Minimum sind und da ich am nächsten Mittag fliegen würde, ging es für mich heute "nur" schnorcheln.
    Es war das - vielleicht für immer, vielleicht für lange Zeit - letzte Mal, dass ich in die Unterwasserwelt der Galapagos Inseln eintauchen würde. Den selben Trick wie gestern anwendend kam ich um 8:00 am Reisebüro an und traf ein schon eine Weile wartendes, in der Schweiz lebendes Pärchen (sie Schweizerin, er französischer Spanier). Kurz darauf erschien der Guide. Barfüßig, Mähne, faltige braungebrannte Haut. Mir kam die Bezeichnung Ureinwohner in den Sinn, was natürlich hier keinen Sinn ergibt. Aber ich war voller Hoffnung, dass wir den besten für die Schnorcheltour hätten. Per Pickup ging es auf die andere Seite der Insel und dort wieder auf eine luxuriöse Jacht. Endlich waren wir mal eine Gruppe, die überwiegend aus Ecuadorianern bestand und die Stimmung war super! Es wurden die Angeln für unser Mittagessen ausgeworfen und es ging los zu den Daphne Inseln. Der Guide fragte, wer free diving machen wolle und ich grinste ihn direkt an, so dass ich die langen Flossen bekam. Kurz bevor wir bei den Inseln angelangt waren, spannte sich die eine der beiden Angelschnüre und der Guide begann den Kampf. Etwa 5 Minuten bog sich die Angelrute und die Spüle wurde unter größter Anstrengung Stück für Stück aufgerollt. Dann war klar, es hatte ein Hai angebissen, der selbstverständlich wieder frei gelassen werden würde, allerdings trotzdem zur Entfernung des Hakens erst eingeholt werden musste. Der Kampf zog sich. Die Robustheit der Angelrute beeindruckte mich schwer! Schließlich hatte der Guide den ca. zwei Meter langen Hai an der Wasseroberfläche am Rand des Bootes und verlangte schreiend nach einem Messer. Der Hai wehrte sich mit allen Kräften. Momentaufnahme: Jacht voller aufgeregter Touristen. Am Rand der Jacht ein großer Hai, in dessen Mundwinkel/Kiemen ein Haken mit der Länge eines Mittelfingers steckt. Wildausehnder Guide mit Messer in der Hand über die Reling gebäugt. Die Hand ist keine 10 Zentimeter von dem aufgerissenen Maul des Hais entfernt. Die Zeit begann sich wieder in Bewegung zu setzen und dem Guide gelang es den Mundwinkel des Hais so aufzuschneiden, dass der Hai vom Haken los kam und verschwand. Er erklärte uns, dass dieser Unfall sonst eigentlich nicht passiere und man sah ihm an, dass es ihn mitnahm, den Hai verletzt zu haben. Wir legten das Equipment an und mir schwante böses, als zwei der Ecuadorianerinnen nach Schwimmwesten fragten. Es ging ab ins Wasser und der Guide bat darum, als Gruppe zusammen zu bleiben. Er zog an einer Schnur einen Rettungsreifen hinter sich her, an dem sich die Ecuadorianerinnen festhielten und wild mit ihren Flossen um sich schlugen. Dementsprechend kamen wir langsam voran und der Guide hatte keine Einwände, dass ich etwas voraus schnorchelte. Ich fand richtig Spaß am free diving und tauchte mehrere Meter zum Grund hinunter, wo sich Weißpunkt-Riff-Hai-Familien, ein Oktopuss und diverse Fische unter den Felsen versteckten. Anschließend fuhren wir an einen paradiesischen Strand und aßen zu Mittag. Kurz bevor wir an Land gehen wollten, entdeckte der Kapitän einen schwarzen Tigerhai. Er, drei weitere begeisterte Touris und ich sprangen sofort in das Schlauchboot und verfolgten ihn. Ich wollte mit der Taucherbrille ins Wasser. Das ging dem Kapitän dann allerdings doch zu weit und wir mussten im Boot bleiben. Anschließend spazierten wir über Sand - wie fein er nur sein kann. Legten wieder das Equipment an und schnorchelten an den Felsen entlang. Ein Teil der Gruppe blieb nach dem Anblick des schwarzen Tigerhais lieber auf den Boot und verzichtete auf den zweiten Schnorchelgang. Wir fuhren noch um eine weitere Insel, wo wir Fragattvögel, Blaufusstölpel und weitere Vögel - teilweise brütend - beobachteten. Auf dem Rückweg sahen wir noch einen riesigen Mantarochen - mit einer Spannweite von locker zwei Metern. Ebenfalls sehr beeindruckend! Abends kochte ich leckeren Thunfisch-Reis und las ein Buch Namens "Sand" von Wolfgang Herrndorf. Schreibstil genial, Handlung durch sehr viele unwahrscheinliche Zufälle gekennzeichnet. Ort interessant: Timbuktu, Mali, Afrika.

    Conny
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