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  • Eindruckstaumel

    January 2, 2019 in Brazil ⋅ 🌙 26 °C

    Zunächst: Feliz Ano Novo! Wir hoffen, ihr seid alle fröhlich und wohlbehalten gerutscht! <3

    Hier eine kleine Collage der Eindrücke der vergangenen Tage mit den dazugehörigen Fotos:

    Die Silvesternacht haben wir größtenteils auf einer rauschenden Feier in unserem Hostel verbracht, bei der Mama und ich zu den portugiesischen Rhythmen das Tanzbein geschwungen haben (nach ein paar Bier / Caipirinhas ging das dann auch halbwegs ordentlich). Für den Jahreswechsel haben wir uns dann mit einer lustigen Gruppe aus Hostelgästen aus Brasilien und Argentinien, die ich am Vorabend kennengelernt hatte, unter das Volk am Copacabana-Strand gemischt. Für den Abend kleiden sich hier alle Leute ganz in weiß und so haben wir das atemberaubende, 15-minütige Riesen-Feuerwerk mit 2 Millionen Leuten bejubelt, bevor wir wieder ins Hostel zurückgekehrt sind und den Abend (Mama "etwas" früher als ich) tanzend und singend ausklingen lassen haben.

    Der darauffolgende Tag war dann dementsprechend von Katerstimmung geprägt. Passend dazu wurde in dem Restaurant, in dem wir zu Mittag gegessen haben, die Zeremonie der Amtsübernahme des neuen Brasilianischen Präsidenten Bolsonaro live gezeigt. Als dann bei der Überreichung der Präsidential-Schärpe doch tatsächlich knapp 80 Prozent der Restaurant-Gäste begannen, zu jubeln und zu applaudieren, drehte sich mir ehrlich der Magen um, ganz ohne Zutun des am Vorabend konsumierten Alkohols. Wie ein so großer Teil des brasilianischen Volkes einen Mann bejubeln kann, der Frauen, Homosexuelle und ganz allgemein sämtliche Minderheiten diskriminiert und verachtet, bleibt mir/uns trotz vieler Erklärungsversuche ein Rätsel.

    Insgesamt steht schon jetzt fest, dass uns Rio vor allem aufgrund seiner großen Vielfalt in Erinnerung bleiben wird. Insbesondere nachdem wir heute das historische Zentrum besucht haben, sind wir immer mehr von den krassen Gegensätzen aus beeindruckender Architektur nach französischem Vorbild, Elend und Armut auf den Straßen und dicken, halbnackten Hintern am Strand fasziniert und häufig auch schockiert. Gerade gestern Abend haben wir den Einstieg in die Straße zu unserem Hostel verpasst und sind so auf eine völlig abgehungerte Familie aus Mutter, Vater und unter 10 Jahre alter Tochter gestoßen, die in dreckige, löchrige Bettlaken eingewickelt zwischen Mülltonnen ihr Nachtquartier bezogen hatte... Diese regelmäßigen Konfrontationen mit der hiesigen aber auch weltweiten Realität sind sehr bestürzend, lassen uns aber immerhin (wenn man daraus überhaupt etwas Positives ziehen kann) täglich wertschätzen, welches Leben uns zuteil wird.

    Ansonsten gefällt uns die Favela, die unser Hostel umgibt, immer mehr! Überall schallt Musik aus den Fenstern, Leute aller Art grüßen sich herzlich lachend auf der Straße und den ganzen Tag sind Motorradfahrer in gelben Westen wie emsige Bienen damit beschäftigt, die etwas lauffauleren Anwohner den Hügel hinauf- oder auch hinabzubefördern. Die ehrliche, offene, echte Art der Menschen begeistert uns jeden Tag aufs neue.

    Ansonsten standen bisher auf dem Programm:
    - viele viele mit Faulenzen verbrachte Stunden am Strand
    - das Bestaunen eines tollen Aussichtspunktes circa 15 Minuten außerhalb der Stadt mit anschließendem Wasserfall-Besuch
    - die Überfahrt mit einer Fähre zu einem nahegelegenen herrlichen Strand und dem Ufo-ähnlichen Museum für kontemporäre Kunst

    Für die übrigen 2 Tage in Rio sind abgesehen von Ausspannen noch ein geführter Besuch einer weiter außerhalb gelegenen Favela geplant, sowie eine Seilbahn-Fahrt zur Spitze des Zuckerhuts am letzten Abend, bevor dann am 5. das eigentliche Programm unserer Reise mit dem Flug zu den Iguazu-Wasserfällen losgeht.

    Bis dahin, wir halten euch auf dem Laufenden!
    Herzliche Grüße aus der schwülen Hitze
    Jan & Susi
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