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  • Day 5

    1. kommt es anders - und 2. als man denk

    April 15, 2019 in South Africa ⋅ ☀️ 22 °C

    Wir haben überraschend viele followers und Kommentatoren – für sie, uns selber und die schweigende Mehrheit bloggen wir hier. Mit viel Text treu dem Motto: Rolf kann alles – ausser kurz. Und mit möglichst vielen Bildern und Videos – für die sind Olaf und Jürgen zuständig. Das Team funktioniert als ganzes ohne dass einzelne überfordert werden. Jeder macht das was er gerne macht und/oder gut kann.
    Handwerkliches, praktisches, fahren etc liegt der Schwerpunkt bei Jürgen und Olaf; Fritz meinte bereits 3 Taxifahrern 4.000 € gegeben zu haben, um ‚nur rumgefahren‘ zu werden… (Dünnhäuter hätten dies evtl als Beleidigung der Tour empfinden können); Orga; engl Kommunikation; Buchführung und Blog-Text liegen bei mir – Rolf. Kann ich und mach ich gerne.
    Beim check-out kocht noch mal mein Ärger über die blöde Buchung von mir hoch, weil wir den zu früh gebuchten Tag als ‚no show‘ zu 100% zahlen müssen. Over all passt der Betrag aber für diese sehr gute, hochwertige, exclusive guest house ‚kaia tani‘. Die ganze Anlage ist klein aber toll, der service sehr gut, das Essen fantastisch und das Bier kalt. Sehr gut dass wir hier waren. Jeder ist zufrieden.
    Wir haben es nicht eilig, frühstücken genussvoll und packen in Ruhe. Fahren in den Ort in eine Mall und machen unseren Basiseinkauf. Erst wissen die beiden youngsters Fritz und Olaf noch nicht, warum wir einen cooler und crashed ice kaufen – verstehen dann aber sehr schnell: improvisierter Reisekühlschrank für Wurst, Käse, Obst – und vor allem für kaltes Bier am Abend.
    Wir besprechen noch die heutige Tour, weil wir vom Plan abweichen, um doch an der alten Goldgräberstelle ‚Pilgrims Rest‘ vorbeizufahren. Dann die für heute geplanten Wegpunkte ‚God’s Window‘ und Blyde Canyon. Dann noch den Süden vom Kruger Park und anschließend schauen, wo wir übernachten.
    Der neue Plan ist gut – aber nicht gut genug. Wir vergessen, dass hier Mitte April nicht Frühjahr mit länger werdenden Tagen ist, sondern Herbst mit bereits kurzen Tagen. Ab 18:00 h ist es dunkel, man sieht nichts mehr von der Landschaft - und vor allem übersieht man zu leicht die sehr vielen ‚potholes‘ das sind z.T. radtiefe Schlaglöcher, die über die hälfte der Straße gehen. Vermutlich wird unser Auto – das bei Übernahme 3.xxx km hatte und arg neu war – in den 25 Tourtagen 25 Monate älter wird… Insofern hat es an manchen Punkten also auch Vorteile so eine Art Baustellenauto zu haben.
    Mit vollem Tank starten wir Richtung Pilgrims Rest. Nett, hübsch, historisch alt, unspektakulär – da wir ausserhalb der Saison sind: ohne Touristen. Als größte Attraktion empfand Olaf die alten, verrosteten Autoruinen. Am liebsten hätte er 1 oder 2 davon mitgenommen.
    Spektakulärer war da schon god’s window – Gottes Fenster. Dieser Aussichtspunkt trägt den Namen zu Recht. Bei uns hat der Liebe Gott leider diesiges Wetter befohlen, so dass wir die Göttlichkeit der Aussicht nicht vollumfänglich geniessen konnten. Aber schön war’s. Da der Kassierer des Eintritts gerade Pause machte, wurde uns die Aussicht auch noch geschenkt.
    Der Weg von hier zum Blyde Canyon war zwiespältig. Landschaftlich eine Traumstrecke, zumal die Sonne für die Sicht und zum fotografieren traumhaft war. Strassentechnisch ein Albtraum. Über ca 30 km war die Straße mit großen Felsbrocken, Glasscherben, halben Bäumen und mit Ölpfützen und –spuren übersät. Das war kein Naturereignis, sondern von zornigen Einheimischen gemacht, die so gegen die regionale Obrigkeit protestierten und demonstrierten, wie wir am Eingangs Gate vom Blyde Canyon auf Befragen erfahren. Erstaunlicherweise läßt der Kassierer uns rein mit dem Hinweis bei der Ausfahrt einen Sonderpreis zu bezahlen. Wahrscheinlich ohne Beleg und fern der Canyonkasse. Dafür nah seiner Hosentasche… Allerdings hat er Pech – als wir rausfahren, stehen 2 weitere Kollegen neben ihm, so dass er ‚sein‘ Eintrittsgeld nicht kassieren kann. Shit happens – zum Wohle unserer Urlaubs-Kasse. Abgesehen davon, dass es immer noch diesig war, hat sich auch dieser Wegpunkt sehr gelohnt. 3 kreisrunde Felsformationen fallen einem direkt ins Auge und sind die Wahrzeichen des Blyde Canyons.
    Hier machen wir eine kleine Picnic-Pause und checken ob unsere Planung vom Morgen noch realistisch ist. Ist sie nicht. Wir brauchen ca 1,5 h bis zum Eingangs Gate vom Kruger Park und würden es bis 18:00 h – der mit Geldstrafe belegte Ausfahrtpflichtzeitpunkt – nicht mehr bis zum Paul-Kruger-Gate schaffen. Also wird die Planung wieder angepasst.
    Wir folgen den Navi-Anweisungen bis ca 17:00 h und schätzen ab, wie weit wir bis zum Einbruch der Dunkelheit noch kommen. Dort finde ich dann im Internet bei booking eine überraschend preiswerte Unterkunft, bei der die Bewertungen – auch von Deutschen – für Zimmer und Essen recht gut waren. Wegen unglaublich schlechter Straßen, vielen und großen potholes ist es dunkel als wir vor dem Hotel stehen. Es ist verschlossen – mit so viel Eisen rundherum und bis zum 1. Stock, dass uns klar war in was für einem Gebiet hier wir wohl sind. Keine Klingel, keine klopfen möglich – und niemand zu sehen oder zu hören. Auf einer Tafel finden wir aber eine Tel.-Nr. unter der wir jemanden erreichen, der 1 Min später vor der Türe steht. Dirigiert unser Auto auf einen Hof, der mit Eisen so gesichert ist, dass man weder rein noch raus kommt.
    Für einen Preis von 19 €/Pers/Nacht bekommen wir 2 sehr saubere, ordentliche Standardzimmer mit je 2 Einzelbetten. In einem Extrahaus bekommen lokale Wanderarbeiter ihr Essen – wir bekommen ein sehr gutes und sehr preiswertes Dinner in der Bar. Fritz gönnt sich 3 schottische Scotch-Whiskys zu den Bierchen, Olaf und Jürgen spülen die Jägermeister mit einigen kalten Bier runter und ich bleibe bei kaltem Bier. Alles Essen, alle Getränke und 4 heisse Frühstück am nächsten Morgen für 4 Männer zusammen 74 € - kann man das glauben??? Als Bonus oben drauf bekommen wir noch eine Lehrstunde von Jigg – dem Eigentümer. Er selber ist bereits im Rentenalter mit schottisch-holländischen Wurzeln. Über seinen Großvater berichtet er, dass er ein richtiger Schotte war: streitsüchtig – geil – Alkoholiker. Er hat einem engl Offizier vor dem 1. Weltkrieg die Frau gestohlen und wurde vielfach militärisch ausgezeichnet. Wir erfahren viel über die ‚Burenkriege‘ mit und gegen Holland und England. Über die Rolle und Sichtweise auf die Deutschen in Namibia und darüber, dass sehr viele Deutsche nach Südafrika kommen, um Großwild zu jagen. Es war ein toller Tag.
    Da Fritz unsere übercoole Reisedisziplin moniert folgen wir seiner Bitte und verabreden uns für morgen früh um 07:30 h zum Frühstück, damit wir um 08:00 h auf der Straße sind. Es gilt viele noch nicht gefahrenen km wieder teilweise aufzuholen. Morgen wird ein km-fressender Tag…
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