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  • Day 21

    19. Tag auf See: Donnerstag 6. Dez.

    December 6, 2018, North Atlantic Ocean ⋅ ⛅ 25 °C

    Endlich Morgengrauen nach einem heftigen Hack. Im Dunkeln ging alles so schnell: Plötzlich zog eine Sturmfront mit 7 Bft auf. Jemand aus der Crew fuhr eine Patenthalse. Ohh, das darf eigentlich gar nicht sein bei unseren losen Wanten: höchst gefährlich! Gott sei Dank hielt die nach vorne gespannte Bullentalje das Schlimmste auf. Sie gab zwar nach, da ihr Block vorne einfach aus dem Deck geschränzt wurde. Dann aber gab es noch einen kleinen, sekundären Halt. So schlug der Baum nur mit voller Wucht knapp über die Schiffsmiite und nicht vollends durch bis in die gegenüber liegenden Wanten. Ich wurde im schlimmsten Moment geweckt und musste sofort ran auf Deck, um einzugreifen. Kurbeln was das Zeug hält mit so viel Druck: Da geht der Puls ordentlich hoch. Und in 10 Sekunden bin ich bis auf die Unterhosen durchnässt. Dieser Passatregen ist wie ein total intensiver Spray!

    Heute ist Chlaustag, wiklich? Bei 25 Grad Lufttemperatur haben wir da ein kleines Problem mit unserer Vorstellung. Aber einen entscheidenden Vorteil haben wir: Unser Skipper Urs trägt das ganze Jahr über Samichlausbart. Heute entrollt sich sogar spontan das rote Bimini des Schiffes, so dass unser Chlaus perfekt aussieht mit roter Kutte!

    Jetzt wird klar, dass uns die stürmische Nacht doch einen ordentlichen Schaden beschert hat: Die Reffleine der Gross-Rollanlage ist fast durchgerissen; muss bei gefiertem Gross an einer scharfen Kante in der Mastdurchführung vorbei, und der Kantenschutz hat unbemerkt Reissaus genommen. Urs und ich reparieren einen halben Tag lang. Nach vier Stunden ist die Geduldsarbeit mit den zu legenden Windungen an der Spindel im Mast geschafft. Dankbar!

    Immer wieder kommen wir an goldfarbenen, schwimmenden Pflanzenteppichen vorbei. Es muss einen Hydrophytenart sein, die ohne Verwurzelung auskommt und sich treiben lässt. Die Teppiche werden nach Westen hin immer grösser. Rolf, unser Phytospezialist kann keine Bestimmung vornehmen, aber probiert muss werden. Schmeckt salzig, wen wundert's.

    Zum Essen gibt es heute Fische Nr. 7 und 8: So fein! Es scheint wieder eine Makrelenart (Brasse) zu sein. Sie sind aber deutlich kleiner als die bisherigen Goldbrassen. Und mit ihren herzigen Glubschaugen wären sie in jedem Kinderspielzimmer ein Augenfang. Wir essen sie trotzdem.
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