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  • Day 23

    Otjiwarongo

    March 18, 2020 in Namibia ⋅ 🌙 19 °C

    Inzwischen sind wir in Otjiwarongo in der paradiesischen Villa Cacao angekommen und hatten hier bereits 3 wunderschöne Tage. Am ersten Tag waren wir platt von der Anfahrt durch wasserfallartigen Starkregen und sind nach auspacken und einräumen tatsächlich um acht ins Bett- alle!. Am nächsten Tag in die "Stadt" zum shopping. Erstaunlich wie anders, wieviel afrikanischer, es hier zugeht als in Windhoek. Überall stehen Menschen, versuchen irgendwas zu handeln, zu verkaufen oder auch nur den lieben langen Tag zu beobachten. Die Straßen sind staubig von tiefen Kratern durchsäht, ein Großteil der Häuser heruntergekommen. Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, begegteten wir hier bisher nur unfassbar freundlichen Menschen. Eine davon war Monique, eine Französin, 30 Jahre in Namibia, die mich am Nachmittag besuchte. Sie eröffnete in Otjiwarongos Township eine Vorschule bzw vielmehr Kindergarten sowie eine Bibliothek für benachteiligte, im Sinne vernachlässigter, Kinder und ganz neu auch einen Schreibservice zusammen mit einem Kongojaner (oder wie nennt man jemandem aus dem Kongo?). Sie unterstützen bei der Korrespondenz und Abwicklung mit der Staatsbürokratie. Sie hatte eine ganz andere Sicht als John, der Namibia sich Zimbabwe annähern sieht. Sie sieht, dass sich auf eine afrikanische Art soviel bewegt, die Regierung ihr Bestes, wenn auch nicht möglichstest, tut um das Land voranzubringen- auf eben ihre afrikanische Art, das ist ganz wichtig als Europäer zu verstehen. Die Uhren drehen sich hier anders und auch die Gemüter gehen ihren eigenen, uneuropäischen Weg. Und gerade in Namibia ist das Thema Unternehmensgründung nachwievor stark von der Hautfarbe abhängig. Und das liegt nicht unbedingt an jahrzehntelanger Unterdrückung und Benachteiligung, sondern vor allem am Habitus der unterschiedlichen Stämme. Es werden nicht zuletzt schon seit vielen Jahrhunderten andere Werte als wichtig empfunden. Insbesondere social entrepreneurship aber auch Unternehmensgründung im allgemeinen, so Monique, widersprächen diesen althergebrachten Werten u Handlungsweisen.
    So, genug von meinem Projekt, denn heute waren wir- fast ebenso spannend- auf der Krokodilfarm in Otjiwarongo. Genau, ganz richtig, mitten im Stadtzentrum, eine Strasse vom Superspar (deutscher, etwas teurer Supermarkt hier) entfernt, ist eine Farm mit rund 6000 (!!) Krokodilen, einem Anschauungsgehege für Führungen und einem chilligen Draußenrestaurant mit Spielplatz, vielen Fischen und Kaninchen. Levi u Noah dürften sowohl die einen als auch die anderen füttern sowie Babyschildkröten und -krokodile halten u streicheln. Zum Essen gabs Krokodilburger. Da lacht das Kinderherz. Weniger zum lachen war, was uns die (wieder weiße, weil deutsche) Besitzerin erzählte (auch mit ihr hatten wir wieder ein sehr langes u interessantes Gespräch, aber das sprengt hier den Rahmen): sie kämpft mit der Farm eh schon ums Überleben, und nun die Corona-krise... Namibia wird Jahre brauchen um sich, wenn überhaupt, davon zu erholen! Das leitet uns nun über zu unseren eigenen Situation. Die Lage in Namibia hat sich nicht verändert. Es gibt 2 bestätigte Fälle seit Samstag. Vorgestern kamen 3 Verdachtsfälle hinzu, dessen Ausgang noch nicht klar ist. Otjiwarongo ist erstmal ab vom Schuss, also minimalste Ansteckungsgefahr, und bisher ist unser Flug über Amsterdam noch nicht gestrichen worden. Der Flughafen ist nachwievor auf u darf von Namibia aus angeflogen werden. Es fragt sich nur, wielang noch. Wir stehen auf der Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes. Das heisst, wenn die plötzlich entscheiden, dass sie jetzt alle Deutschen aus Namibia zurück holen möchten, werden wir uns wohl oder übel anschließen (müssen). Bis dahin versuchen wir, unser Program wie geplant durchzuziehen. Leider nun natürlich immer mit dem bitteren Beigeschmack, dass es schon am nächsten Tag vorbei sein kann. Nicht gerade erholsam, das immer im Kopf zu haben... Wir hoffen, euch geht es allen gut und ihr nutzt die Zeit zuhause um euch wieder auf das zu besinnen, was wirklich wichtig ist im Leben: Familie!
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