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  • Day 14

    Sierra Norte, Oaxaca

    December 17, 2019 in Mexico ⋅ ☀️ 22 °C

    Gleich einen Tag nach meinem Ausflug zum Monte Albán breche ich früh morgens um 7h auf in die Sierra Norte, einer Berglandschaft nahe bei Oaxaca Stadt. Die Tour habe ich über eine Organisation der indigenen Bevölkerung gebucht, die in den sogenannten „Pueblos Mancomunados“ leben. Bei den Pueblos Mancomunados handelt es sich um acht kleine Bergdörfer, die sich in einem Ökotourismusprojekt zusammengeschlossen haben und unter Anderem Wanderungen, Mountainbiketouren und Ausritte mit oder ohne Übernachtung in den Bergen organisieren. Die zweitägige Tour ist nicht ganz günstig, aber für mich wirklich jeden Cent wert. Pünktlich um 6:58h morgens werde ich mit einem Pickup am Hostel abgeholt. Der Fahrer ist zunächst völlig verwirrt, weil er dachte, er müsse zwei Personen einsammeln - eine Astrid und eine Helene. Ich versuche ihm zu erklären, dass Helene nur mein Zweitname ist, aber der arme Mann hat Sorge, jemanden zu vergessen. Erst ein Blick in meinen Reisepass sorgt für Beruhigung, wobei er sich unterwegs noch per Funktelefon versichert, ob es sich bei Astrid und Helene tatsächlich um dieselbe Person handelt. Ich beschließe, demnächst nur noch als Astrid in irgendwelchen Anmeldeformularen aufzutreten😆🙈. Nach einer zweistündigen Fahrt kommen wir im Dorf Benito Juárez an, wo ich zunächst mit einem Frühstück begrüßt werde. Sämtliche Zutaten kommen aus dem Garten der Familie, bei der ich esse, inklusive der Avocados und des Mais für die selbstgemachten Tortillas. Nach dieser ersten Stärkung treffe ich meinen Wanderguide Hermanito, der mit seinem Cowboyhut mit viel Goodwill gerade einmal 1,55m misst. Dafür verfügt er aber über beste Kondition und scheucht mich gute vier Stunden lang durch die Sierra Norte. Ich komme ganz schön ins Schwitzen, meine Kondition ist nicht mehr die beste und die Höhe von gut 3.200 Metern tut ihr Übriges. Umso mehr freue ich mich, als ich am frühen Nachmittag im nächsten Dorf ankomme und dort in einem kleinen Restaurant empfangen werde. Wieder gibt es ein sehr leckeres vegetarisches Essen, ebenfalls aus ausschließlich selbst angebautem Gemüse. Nachmittags hat sich die Organisation etwas ganz Besonderes für mich ausgedacht - ich werde zu einer Medizinfrau gebracht, die mich mit Blumen aus dem eigenen Garten einer Art Reinigungsritual unterzieht. Sie lebt mit ihren beiden Töchtern in einem Haus und wir haben allerlei Spaß und machen Fotos. Da ich in etwa so groß bin wie der Weihnachtsbaum der drei Damen, sorge ich unfreiwillig für viel Gelächter😃. Das Ergebnis unserer Foto-Session könnt Ihr unten sehen. Nach einem ebenfalls köstlichen Abendessen schlafe ich in einer Berghütte, die mit einem Kamin beheizt wird. Den Kamin kann ich tatsächlich richtig gut gebrauchen, da auch hier Winter ist und es nachts um die Null Grad ist. Als der Kamin nachts ausgeht, schlafe ich in meiner Jacke und mit Stirnband, was gut funktioniert, jedenfalls bin ich morgens nicht erfroren. Am zweiten Tag wandere ich mit Fabiola, die ebenfalls der indigenen Bevölkerung angehört und mir viel über Heilpflanzen und das Leben in den Bergen beibringt. Während der Wanderung sehen wir unter anderem einen Adler, Kolibris und einen Specht (der auf Spanisch „pájaro carpintero“ heißt, also „Schreiner-Vogel“, weil er immer so hämmert wie ein Schreiner oder Zimmermann😆). Spannenderweise unterscheidet sich die Landschaft in den Bergen nicht so sehr von derjenigen in den europäischen Bergen, es gibt Ziegen und Kühe mit Glocken und teilweise könnte man fast meinen, man sei im Allgäu unterwegs. Wären da nicht die vielen Agaven und bunten Vögel. Überhaupt bin ich total beeindruckt, wie sauber und naturbelassen die Sierra Norte ist. Unterwegs sieht man kaum Müll, zumal alle paar Meter Mülleimer (samt ordnungsgemäßer Mülltrennung 😉 - ich bin begeistert) aufgestellt sind und auch genutzt werden. Das Ökoprojekt scheint also zu funktionieren.
    Nach einem letzten Mittagessen werde ich nachmittags wieder zurück nach Oaxaca Stadt gebracht. Unterwegs sammeln wir noch ein mexikanisches Paar ein, das mit uns fährt und völlig fasziniert davon ist, dass die Grenzen in Europa weitgehend aufgelöst sind und man frei herumreisen kann. In diesem Zusammenhang erzählen sie, wie viele Dörfer in Mexiko ausgestorben sind, weil so viele Einwohner versuchen, in die USA auszuwandern. Das Ökotourismus-Projekt will dazu beitragen, dass die Menschen Arbeit vor Ort haben und nicht auswandern. So freue ich mich, dass ich mit der Wanderung einen kleinen Beitrag zu diesem Projekt leisten konnte und falle abends glücklich in mein Hostel-Bett, um morgens früh nach Mazunte an die Pazifikküste aufzubrechen. Falls ich es vor Weihnachten nicht mehr schaffe, Euch vom Strandleben zu berichten, wünsche ich Euch bereits jetzt ein frohes und geruhsames Weihnachtsfest😘✨.
    Alles Liebe von Eurer Astrid
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