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  • Day 62

    Caye Caulker, Belize

    February 3, 2020 in Belize ⋅ ⛅ 26 °C

    Ich wünsche Euch allen einen schönen und nicht zu stürmischen Sonntag, Ihr Lieben☺️ Von der Sturmwarnung habe ich gehört und hoffe, dass Ihr alle in Sicherheit seid und das Wetter vielleicht doch nicht ganz so wild wird, wie angekündigt. Ich bin mittlerweile in Valladolid auf der Halbinsel Yucatán in Mexiko und bereite mich schon ein bisschen auf Kuba vor, wo ich ab Mittwoch sein werde. Dort wird vermutlich die Internetverbindung nicht ausreichen, um Euch von meinen Erlebnissen zu berichten, deshalb nutze ich gerade noch ein bisschen das mexikanische Internet, das ganz hervorragend funktioniert. Hoffentlich ist das kolumbianische Internet ebenso gut, damit ich die Kuba-Berichte nachholen kann.

    Am vergangenen Montag ging es mit dem Bus von Flores aus nach Belize, ich beginne die Fahrt mit gemischten Gefühlen. Von Belize habe ich sehr unterschiedliche Dinge gehört und zuletzt eigentlich nur noch Negatives, es sei sehr touristisch und extrem teuer. Tatsächlich sind meine ersten Eindrücke nicht die besten. Die Stimmung an der Grenze ist seltsam angespannt, überall laufen einem Sortenhändler hinterher, die guatemaltekische Quetzales zu schlechten Kursen in Belize-Dollar umtauschen möchten und uns vorspiegeln, dies sei die letzte Wechselmöglichkeit. Die Fahrt von der Grenze bis nach Belize City erweist sich als schwerfällig, die Straßen sind deutlich schlechter als in Mexiko und Guatemala, weshalb wir nur langsam vorankommen. Zusätzlich werden wir zwischendurch mehrfach von der Polizei angehalten, die den Bus samt Insassen ausführlich begutachtet. Für mich ist es ein wirklich seltsames Gefühl, zumal es solche Kontrollen auf meiner bisherigen Reise nicht gab. In solchen Situationen merke ich auch deutlich, dass meine Generation in Europa nicht mehr mit Grenzen aufgewachsen ist und ich an Pass- und Grenzkontrollen schlicht nicht gewöhnt bin. Nach der Fahrt in Belize City anzukommen, macht den ersten Eindruck auch nicht besser. Die Stadt wirkt heruntergekommen, die Häuser sind größtenteils marode und man sieht auf Anhieb viele Menschen, die auf der Straße leben. Wieder ist die Stimmung angespannt und man muss sich mit den Taxifahrern um das Wechselgeld streiten, die genau wissen, dass niemand durch die Stadt zum Hafen laufen möchte, von wo aus die Wassertaxis auf die vielen Inseln Belizes starten.

    Der Abschied von Guatemala wird mir also nicht leicht gemacht, ich habe das Land in den fünf Wochen, in denen ich dort war, sehr zu schätzen gelernt. Zwar wird man nicht ganz so im Sturm erobert wie in Mexiko mit seinen sehr herzlichen, offenen, fröhlichen und höflichen Menschen. Die Guatemalteken sind deutlich zurückhaltender, fast ein bisschen schüchtern. Mit der Zeit, und wahrscheinlich auch mit zunehmenden Sprachkenntnissen, habe ich die guatemaltekische Art aber sehr zu schätzen gelernt und mich sehr wohlgefühlt.

    Die kreolische Kultur ist wiederum ganz anders - laut, fröhlich und auf den ersten Blick etwas aufdringlich, zumindest ist dies mein erster Eindruck. Auf der Insel Caye Caulker angekommen, habe ich also erstmal so etwas wie einen kleinen Kulturschock und bin mir unsicher, ob ich mich hier wohlfühlen kann. Dank eines sanften, aber doch bestimmten Hinweises 😉, die Insel doch erst einmal auf mich wirken zu lassen und nicht zu schnell zu urteilen, schaffe ich es jedoch recht schnell, die schönen Seiten der Karibik zu sehen und lasse mich auf die Kultur ein.

    Dabei helfen mir wieder einmal meine Mitreisenden, die ich gleich am ersten Abend in meinem Hostelzimmer kennenlerne. Meherin kommt aus Vancouver und Lara aus der Schweiz und gemeinsam erkunden wir die Insel. Glücklicherweise finden wir ein paar sehr günstige Essensmöglichkeiten, sodass wir uns schnell keine Sorgen mehr machen, in Belize über unserem Budget zu leben. Besonders lecker sind die für Caye Caulker typischen „fried jacks“ - frittierte Teigtaschen mit allerlei Füllungen von Ei mit Käse bis Hühnchen, Zwiebeln und Speck. Umgerechnet kosten sie nicht einmal 2 eur. Außerdem gibt es auf Caye Caulker genügend Supermärkte, in denen man günstig Gemüse und Reis oder Nudeln kaufen kann, um in der Hostelküche selbst zu kochen. Da Caye Caulker ein absolutes seafood-Paradies und besonders bekannt für gute Garnelen und Hummer ist, entscheiden wir uns einen Abend jedoch für die typisch kreolische Küche und werden mit sehr leckerem Shrimp Curry belohnt.

    Morgens gehen wir gemeinsam zum Insel-Yoga, das auf einer schönen Dachterrasse stattfindet und nach den vielen unterschiedlichen und nicht immer bequemen Hostel-Betten und den vielen Stunden des Rucksack-Tragens richtig guttut. Abends lassen wir uns durch die vielen Strandbars treiben und genießen das bis spätabends angenehm warme und leicht windige Wetter bei dem einen oder anderen Cocktail bzw. Bier (das belizianische „Belikin“-Bier ist richtig lecker!). Interessant ist auch, dass in Belize kein Spanisch, sondern nur Englisch und Kreolisch gesprochen wird, weshalb es sehr beliebt ist bei Urlaubern aus englischsprachigen Ländern. Etwas spannend finde ich, wie in Belize mit den Währungen hantiert wird. Neben dem Belize Dollar kann man überall in US-Dollar bezahlen und erhält die beiden Währungen auch ständig gemischt als Wechselgeld zurück. Ein USD ist doppelt so viel wert wie ein Belize Dollar und so bekommt man meistens eine wilde Mischung als Wechselgeld in die Hand gedrückt. Hmm, c‘est différent 😉...

    Mit Meherin und Lara an meiner Seite (Ihr könnt die beiden auf einem der Fotos sehen) bekommen wir aber sämtliche Situationen gelöst und fühlen uns nach kurzer Zeit sehr wohl. Wieder einmal freut es mich, wie viele alleinreisende Frauen es gibt, mit denen man schnell auf einer Wellenlänge ist. Meherin drückt es sehr schön aus, indem sie sagt: „It‘s just wonderful we all seem to be on the same page“. Tatsächlich treffe ich immer wieder alleinreisende Frauen, die alle zwischen Mitte 20 und Mitte 30 sind und sich dieselben Fragen im Leben stellen. Dabei ist es schön, die oft ganz unterschiedlichen Auffassungen und Herangehensweisen aufgrund unserer unterschiedlichen Herkünfte zu erfahren und so die eigene Perspektive zu erweitern. Alleinreisende Männer treffe ich deutlich weniger, die meisten sind mit ihren Partnerinnen oder in Gruppen mit mehreren Freunden unterwegs. Irgendwie interessant, diese Dynamik zu beobachten.

    Belize ist bekannt für seine unglaubliche Unterwasserwelt, da vor Belize ein großes Barrier Reef liegt und auch das besonders bei Frei- und Apnoe-Tauchern beliebte blue hole in Belize liegt. Mittwochs breche ich daher gemeinsam mit Meherin zu einer Schnorcheltour auf, die mich tatsächlich sehr begeistert. In unserer Gruppe sind insgesamt nur sechs Leute und zwei Guides, die uns als Schnorchelanfängerinnen gewitzt, aber gewissenhaft an die Hand nehmen. Schon auf dem Weg zur ersten Schnorchelstelle werden wir von einer Delfin-Familie begleitet. Sie waren wirklich sehr flink, aber ich habe es immerhin geschafft, Euch einen Delfinrücken auf einem der Fotos einzufangen. Im Laufe des Tages sehen wir Meeresschildkröten, Haie, Rochen und eine ganze Menge wunderschöner bunter Fische. Es ist ein bisschen so wie bei „Findet Nemo“. Ich bin wirklich fasziniert, wie friedlich die Fische um uns herumgleiten und vollkommen unbeeindruckt in ihrer Parallelwelt leben.

    Am nächsten Morgen fahre ich mit der Fähre von Caye Caulker aus nach Chetumal, Mexiko und bin froh, Belize eine Chance gegeben zu haben. Es ist zwar touristisch und ganz anders als Mexiko und Guatemala, aber nach ein paar Anlaufschwierigkeiten habe ich mich doch sehr wohlgefühlt und bin froh, mir selbst ein Bild gemacht zu haben.

    Euch allen wünsche ich einen guten Start in die Woche und melde mich noch einmal, bevor ich nach Kuba aufbreche. Ganz liebe und sonnige Grüße von Eurer Astrid 😘☀️
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