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  • Day 71

    Havanna, Kuba

    February 12, 2020 in Cuba ⋅ ☀️ 29 °C

    Un beso de Cuba a todos😘 Wenn ich diesen Beitrag hochlade, bin ich, wenn alles gut geht, zwar schon in Kolumbien, aber verfasst habe ich ihn in Havanna. Das mit dem Internet ist hier tatsächlich so eine Sache. Die üblichste Form der Nutzung funktioniert über Internetkarten, die man in autorisierten Geschäften kaufen kann. Eine Stunde Internet kostet 1 CUC (Cuban Convertible Peso). Der CUC ist die Touristenwährung in/auf (?😉) Kuba und ist wertmäßig an den USD gekoppelt. Für die Kubaner gibt es noch die nationale Währung, den CUP (Peso cubano oder moneda nacional), wobei ein CUC etwa 25 CUP entspricht. Ich lerne allerdings schnell, dass man im selben Verkaufsbüro täglich nur drei Internetkarten erwerben kann, manchmal sind sie auch ganz ausverkauft. Das ist mir allerdings nur einmal passiert und da hat mir ein Paar aus Spanien ganz lieb eine von seinen wertvollen Karten verkauft.
    Um das Internet nutzen zu können, geht man an bestimmte Orte mit Internetempfang, dies sind meist öffentliche Parks. Dort meldet man sich mit einem Nummerncode an und kann für eine Stunde das Internet nutzen, wobei die Verbindung ziemlich schwach ist. Für ein Lebenszeichen per WhatsApp reicht sie aber aus.

    Der Flug von Cancún nach Havanna dauert nur eine gute Stunde. Die Gepäckausgabe am Flughafen dauert dafür umso länger. Ehrlich gesagt hatte sich das schon am Schalter in Cancún abgezeichnet, meine Mitreisenden reisen mit unglaublich viel Gepäck, das Ehepaar vor mit gibt beispielsweise acht Koffer für zwei Personen auf 🙈. Meine Gastgeberin Sissi aus Havanna wird mir später erklären, dass jeder, der Familienmitglieder oder Freunde in Kuba hat, mitbringt, was er nur irgendwie transportieren kann. Fernseher, Kosmetikprodukte, Seife und Speiseöl sind derzeit besonders beliebt. Zudem steht der Valentinstag am Freitag bevor, der in Kuba groß gefeiert wird und für viele Anlass ist, seine Familie in Kuba zu besuchen. An den Gepäckbändern herrscht also Ausnahmezustand, als Gregory nach über 40 Minuten immer noch nicht auftaucht, werde ich langsam nervös und befürchte, dass er es nicht bis Havanna geschafft hat. Meine Mitreisenden sind den Kummer jedoch gewohnt und beruhigen mich, es sei bestimmt alles gut mit meinem Gepäck, hier gehe so schnell nichts verloren, es dauere nur eben seine Zeit. Sie sollen recht behalten, jedenfalls fährt Gregy kurze Zeit später auf dem Gepäckband (die hier übrigens irre schnell sind - ehe man sich versieht, ist der heiß ersehnte Rucksack an einem vorbeigefahren und man muss wieder warten 😆🙈) auf mich zu. In der Wartehalle werden wir von Sissi empfangen, in deren Wohnung ich die ersten vier Nächte wohnen werde. Zwar gibt es auch Hostels in Kuba, die üblichste Form neben Hotels sind jedoch Privatunterkünfte, sogenannte „casas particulares“. Buchen konnte ich mein Zimmer auch über Hostelworld und Sissi hatte mich vorher schon gefragt, ob sie mich vom Flughafen abholen soll. Das kostet 25 CUC und ist somit kein Schnäppchen. Da es jedoch keinen öffentlichen Nahverkehr bis zum Flughafen gibt und die nächste Bushaltestelle noch gut 3 km vom Flughafen entfernt ist, sind Taxis oder Privatfahrer quasi die einzige sinnvolle Möglichkeit, in die Innenstadt zu gelangen. Auf der Fahrt Richtung Wohnung erzählt Sissi mir, dass Benzin momentan wegen der Handelsembargos extrem knapp ist in Kuba und sie um 3 Uhr morgens aufgestanden ist, um das Auto zu tanken. Das sieht sie jedoch alles völlig gelassen, als Kubanerin ist sie an solche Aktionen gewöhnt.

    In der Altbauwohnung angekommen, bestaune ich zunächst einmal die übermäßig hohen Decken, die mindestens 4 Meter hoch sind. Ich freue mich über mein großes Zimmer mit eigenem Badezimmer. Sissi wohnt selbst nicht mehr in der Wohnung, ist jedoch hierin aufgewachsen. In der Wohnung wohne ich ganz alleine. Eigentlich hatten sich noch zwei Franzosen angekündigt, aber die tauchen dann irgendwie doch nicht auf. Sissi ist daran gewöhnt, dass ihre Unterkunft zunächst gebucht wird und dann die Leute nicht kommen. Mit deutschen Touristen hat sie diese Erfahrung jedoch erst selten gemacht, weshalb sie gerne Deutsche beherbergt und mich bittet, die Bewertung bei Hostelworld auf Deutsch zu verfassen und ein bisschen Werbung zu machen. Ihrem Wunsch bin ich gerne nachgekommen, denn ich fühle mich wirklich wohl bei Sissi. Morgens kommt sie, häufig begleitet von ihrem Mann Enrique, und bereitet ein leckeres Frühstück vor. Es gibt Früchte, Omelette mit Zwiebeln und Tomaten, Käse, Brot und mein persönliches Highlight ist Sissis selbstgemachte Platano-Marmelade. Überhaupt erweist sich Sissi als Glücksgriff für mich in Kuba. Sie ist gut vernetzt mit anderen casas particulares und organisiert mir per Telefon meine nächsten Unterkünfte in Trinidad, Cienfuegos und Viñales. Außerdem erklärt sie mir alles, was ich über Havanna wissen muss und bringt mich morgens immer mit dem Auto an irgendeinen Ort, von dem aus ich gut in meine tägliche Erkundungstour starten kann.

    An meinem ersten Vormittag bringt sie mich zur Busstation, von wo aus die Viazul-Busse in die meisten größeren Städte Kubas starten. Als ich aussteige ahne ich noch nicht, dass ich quasi den ganzen Vormittag hier verbringen werde. Der Fahrkartenkauf ist in Kuba alles andere als eine schnelle Angelegenheit. Vor mir warten noch etwa 20 Leute und ich lerne schnell, dass man immer fragen muss, wer der letzte in der Reihe ist (Quién es el ultimo?) und sich dann an dieser Person orientiert. Wie bei allen möglichen Gelegenheiten muss man in Kuba beim Kauf des Bustickets den Pass vorzeigen und sämtliche Reisewünsche werden, höflich ausgedrückt, äußerst gemächlich bearbeitet. Auch die Pausenzeiten werden sehr genau eingehalten und das Quätschchen mit der Kollegin hat Vorrang vor sämtlichen Reisewünschen, während ein weiterer Kollege mit besonderer Sorgfalt die Fensterscheiben des Verkaufsbüros poliert. Die Kubaner, und witzigerweise auch einige russische Touristen, sehen die Szenerie völlig entspannt, nur die Europäer scharren nervös mit den Flipflops😆. Geschlagene zwei Stunden und einige gleichsam witzige wie analytische Gespräche mit meinen Mitwartenden weiter, habe ich aber meine Bustickets gebucht und laufe einige Straßen weiter bis zur Plaza de la Revolución, wo sich der Sitz der Kubanischen Regierung und einige Ministerien befinden. Auf der Außenfassade des Ministerio del Interior befindet sich eine Wandmalerei mit einem Portrait von Che Guevara (natürlich nebst Schlachtruf „Hasta la victoria siempre“😉) und auf der Fassade des Telekommunikationsgebäudes kann man ein ähnliches Bild vom Revolutionsführer Camilo Cienfuegos betrachten. Ihr könnt die Herren Revolutionäre auf einem der Fotos bewundern😉.

    Auf der Plaza de la Revolución gibt es außerdem einen Aussichtsturm, von dem aus man eine prima Sicht über Havanna hat. Als ich wieder Boden unter den Füßen habe, laufe ich kreuz und quer durch die Stadt, unter anderem am Hotel Habana Libre vorbei, das 1959 von Castros Revolutionären beschlagnahmt wurde. Während der ersten Revolutionsmonate regierte Fidel das Land von seiner Suite im 23. Stock des Hotels aus.

    Ganz in der Nähe finde ich ein Kino, das abends den Film „Parasites“, der in der vergangenen Woche als bester Film mit dem Oskar ausgezeichnet wurde, und beschließe, ihn mir abends anzuschauen. Es wird ein ziemliches Filmerlebnis, denn das Kino ist aus den 60er Jahren und scheint sich seitdem nicht wesentlich verändert zu haben. Der Film wird in koreanischer Originalfassung mit spanischen Untertiteln gezeigt und ich lerne, dass Kubaner bei besonders guten oder lustigen Szenen sowie nach dem Film im Kino gerne klatschen. Interessant😆.

    Freitags ist Valentinstag, der tatsächlich ein großes Ding ist in Kuba. Schon morgens in der Küche werde ich fröhlich von Sissi und Enrique empfangen, die mich zum „Día de San Valentín“ beglückwünschen und mir erst einmal beibringen, dass der Valentinstag in Kuba nicht nur der Tag der Liebe, sondern auch der Freundschaft ist. Nach dem Frühstück laufe ich mit meiner Kamera durch die Stadt und lerne, dass man sich permanent auf der Straße zum Valentinstag beglückwünscht, auch unter völlig Fremden.

    Nachmittags beschließe ich, einen Supermarkt aufzusuchen, um mich mit Wasser zu versorgen und abends zu Hause etwas zu kochen. Das Vorhaben erweist sich als nicht allzu einfach, da es in Kuba fast keine Supermärkte gibt, in denen man alles für eine Mahlzeit bekommt. Zwar finde ich Spaghetti und Wasser im Supermarkt, muss dann aber gut 1,5h an der Kasse anstehen, um zu bezahlen. Wieder kommt man mit den Mitwartenden ins Gespräch, alle beteuern mir, dass dies völlig normal sei. Am Ausgang werde ich dann noch einmal kontrolliert, ob ich denn auch bezahlt habe. Einen kleinen Eindruck vom Supermarkt-Erlebnis habe ich Euch auf einem der Bilder festgehalten. Typischerweise gibt es das gleiche Produkt x-fach oder überhaupt nicht, z.B. 500 Dosen Sardinen derselben Marke. Dann geht man einen Gang weiter und findet 500 Packungen Spaghetti. Wieder einen Gang weiter gibt es dann 500 Flaschen der gleichen Sorte Essig. Zwischendurch sind die Regale auch einfach leer, weil es das jeweilige Produkt zur Zeit nicht gibt. Auch wenn in unseren Supermärkten sicherlich eine Überversorgung herrscht und man nicht zwischen 70 verschiedenen Nudelsorten mit oder ohne Ei, aus Weizen, Vollkorn, Emmer, Linsen oder Kichererbsen wählen können muss, lerne ich unseren Aldi oder Rewe doch sehr zu schätzen.
    Gemüse finde ich dann an einem Stand auf der Straße und mir schwant so langsam, dass Sissi wahrscheinlich stundenlang in irgendwelchen Schlangen angestanden hat, um mir ein derart abwechslungsreiches Frühstück zu zaubern und weiß es einmal mehr zu schätzen.

    Einen Abend verbringe ich im Gran Teatro de la Habana und schaue mir mehrere kürzere Aufführungen des Ballet Nacional de Cuba an, unter anderem „Le Papillon“ von Jacques Offenbach. Ich habe nun wirklich keine Ahnung von Ballett, aber Sissi hat es mir wärmstes empfohlen und tatsächlich bin ich tief beeindruckt von dem schönen Gebäude und den Auftritten des Staatsballetts. Das Gran Teatro könnt Ihr auf dem zweiten Foto sehen, zumindest die Innenansicht.

    Das Gran Teatro befindet sich in der Altstadt Havannas, in La Habana Vieja. Dort besuche ich außerdem das Museo Nacional de Bellas Artes, das aus einem Gebäude mit Kubanischer Kunst und einem weiteren Gebäude mit Internationaler Kunst besteht, wobei mir die Kubanische Kunst deutlich besser gefällt. Ansonsten meide ich Habana Vieja ehrlich gesagt, es ist mir einfach zu anstrengend. Zwar sind viele Häuser dort deutlich besser restauriert als in den Vierteln Habana Centro und Vedado, als Touristin hat man dort aber keine Sekunde Ruhe, weil einem alle paar Meter etwas Neues angedreht wird. Von Oldtimer-Tour bis Restaurant-Besuch mit kubanischer Musikuntermalung ist alles im Angebot dabei. Die effektivste Abwimmel-Strategie war für mich die Behauptung, ich sei Studentin in Kuba. Dann gingen die findigen Verkäufer davon aus, dass ich das gesamte Touriprogramm schon kenne und ließen mich ziehen.

    Sonntagmorgens bringt Enrique mich mit dem Auto zum Busbahnhof, von wo aus ich mit dem Überlandbus nach Trinidad aufbreche. Der Check-in-Prozess ähnelt demjenigen am Flughafen, man muss mindestens eine Stunde vorher dort sein, eine halbe Stunde vor Abfahrt verfallen die mühsam erstandenen Bustickets. Ihr seht, die Kundenzufriedenheit wird groß geschrieben in Kuba🙈😉. Ich schaffe es aber rechtzeitig einzuchecken und bin kurz darauf auf dem Weg nach Trinidad. Wie es mir dort gefallen hat, könnt Ihr in meinem nächsten Beitrag lesen☺️.

    Bis dahin sende ich Euch ganz liebe Grüße! Eure Astrid😘
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