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  • Day 25

    Ein bissle Abschied

    September 17, 2020 in Norway ⋅ 🌧 9 °C

    So, leider gepackt, eingecheckt, halb 5 klingelt der Wecker. Wie schnell die Zeit doch vergeht. Erst denkst du, ach herrliche 3 wundervolle, lange Wochen und noch drei Tage dazu und nachdem die Hälfte um ist, rast die Zeit im Sauseschritt.
    Es war mein erstes Mal Norwegen und nur aus der Not heraus geboren. Ich hatte Neufundland im Gedächtnis und Vancouver Island und hoffte darauf, ähnlich intensiv zu empfinden, wenn ich meinen Fuss auf norwegischen Boden setze. Dem war nicht so.
    Norwegen ist keine Liebe auf den ersten Blick für mich gewesen. Es tat sich schwer mit mir und ich mit ihm. Ich weiss nicht mehr, wann genau die zarte Liebe begann, aber am Tungeneset hat es mich voll erwischt. Da über die glattgeschliffenen Steine zu kraxeln, die tosenden Wellen hautnah zu erleben, das hat mein Herz erwärmt. Die schroffen dunkelgrauen, fast schwarzen Küstenberge versprachen genügend Melancholie, auch einen Hauch Mystik. Die Fahrten an der schroffen, felsigen Küste entlang begeisterte mich mit jeder Kurve mehr. Das war meins. Ohne Frage. Ich hätte den ganzen Tag nur da stehen können und staunen, wie sich alles verändert.
    Immer wieder war ich auf der Suche nach kleinen, idyllischen Fischerdörfchen mit einem Hauch Seefahrerromantik und etwas Verkommenheit an den alten Bootsstegen, die schräg und schief in die Gewässer ragen. Die Suche ich so gesehen immer noch. Aber, es muss erstens ja auch Luft nach oben geben und zweitens, ich habe anderes gefunden.
    Die Lofoten sind ein gar zauberhaftes Fleckchen Erde. Die haben mich sofort liebevoll umarmt. Diese Wasserfarbe, diese Idylle, die Strände, der Berge, der Traumsonnenuntergang. Da hätte ich stehenden Fußes bleiben können. Für länger. Für viel länger.
    Danach dachte ich, dass es schwierig werden könnte. Wie sollten die Lofoten noch getoppt werden?
    Mit Nichts. Manches muss man auch so stehen lassen.
    Inzwischen war der Gerbst übers Land gekommen. Was eine faszinierende Landschaft er erschaffen hat. Eine tiefe Begeisterung überfiel mich. Ich hätte jeden Baum bestaunen können, jeden Pilz. Und erst die roten Teppiche der Rauschebeeren oder welcher auch sonst immer, das war klasse. Solche Farben, solches Leuchten, das kann nur das Herz erwärmen.
    Die Lyngenalps waren der letzte grosse Übernachtungsblock und die gaben alles um zu gefallen. Und es funktionierte richtig gut. Reinsdyr auf der Wiese, Schafe am Beach und dann der Blåvatnet mit seiner unfassbaren Farbe.
    Supernette Leute, auch aus Norwegen, haben wir getroffen, wenngleich das nicht auf alle Norweger zutraf. Da waren schon ein paar Steinblöcke dabei, die die Freundlichkeit verlernt hatten. Voll nordisch eben. Ich müsste es wissen, ich bin auch an der Küste geboren. Aber irgendwie ist mir die nordisch zurückhaltende Brummigkeit nicht gegeben. Da hat wer von Ausserhalb am Stammbaum gesägt, ohne Frage.🤭
    Ich habe die Menschenleere sehr genossen, die Abgeschiedenheit vieler Orte. Wir haben nach Möglichkeit die Nebenstrassen genutzt und die Hauptstrassen gemieden. Eine gute Entscheidung, wenn wir dadurch auch länger unterwegs waren. Dennoch eine richtig gute Entscheiding, denn so haben wir viele der kleinen, feinen Abseitsschönheiten in Ruhe entdecken können.
    Etwas schwierig war, dass vieles schon oder noch immer geschlossen war, nirgends hatte eine Touristeninfo auf. Ob das nun Coronabedingt war oder Offseason oder beides kann ich nicht beurteilen.
    Schwer beeindruckt haben mich die Nordlichter. Das tanzende, leuchtende Grün am nächtlichen Himnel ist etwas ganz Besonderes. Magisch trifft es allemal. Ich bin froh, das erlebt zu haben.
    Alles in allem muss ich sagen, ich würde gern hier bleiben🤭 so für ein bisschen länger. Leider sehen das die beiden Alten Sissy und Floh nicht so gerne, wenn ich noch länger weg bin und die dicke Charlotte will auch wieder ihre gewohnte Ruhe.
    Ich denke von nun an oft an Norwegen, wie das so ist, wenn man verknallt ist. Und hoffe auch mehr.

    Strand im Ramberg Lofoten
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