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  • Day 68

    Medellin - Kaffeetrinken bei Escobars

    June 11, 2017 in Colombia ⋅ ⛅ 23 °C

    Zunächst wunderten wir uns, als der Stewart auf der abendlichen Busfahrt nach Medellin fragte, „wer denn einen Beutel haben möchte“. Die Fahrt startete ruhig, doch dies sollte sich schon bald ändern. Die zahlreichen Kurven schnitten wir hin und wieder, um nicht abbremsen zu müssen. Kein oder nur wenig entgegenkommendes Licht war dabei das Indiz für unseren Busfahrer auf dem Gaspedal zu bleiben oder, wann immer möglich, zu überholen. Für die Fahrt brauchte man durchaus einen stabilen Magen und so war es irgendwann soweit und wir hörten hinter uns die erste Dame, deren Magen der Fahrt nicht länger standhielt. Auch dies hielt unseren Busfahrer jedoch nicht davon ab, weiterhin das Maximale aus der Motorleistung des Busses rauszuholen… Vielleicht ist auch dies der Grund, weshalb Inlandsflüge sich derartiger Beliebtheit erfreuen. Aufgrund diverser Straßensperren erreichten wir Medellin schließlich erst gegen Mitternacht. Heutzutage ist dies aufgrund der deutlich verbesserten Sicherheitslage kein Problem mehr. Noch vor einigen Jahren hingegen hätte man die einstige Drogenhauptstadt wohl auch tagsüber nicht besuchen wollen. Sie gehört sicherlich zu einer der Städte weltweit, die sich innerhalb des letzten Jahrzehnts am drastischsten geändert hat. Auch unser erster Eindruck war äußerst positiv. Wir nächtigten im Viertel „El Poblado“, welches für seine vielen Restaurants bekannt ist. Man kann hier sehr gut speisen oder auch nur bei einem Drink den Passanten beim Flanieren zusehen. Schnell fällt auf, dass die Einwohner einen gewissen Wohlstand genießen, was nicht zuletzt an der durchgehend adretten Kleidung zum Ausdruck kommt.
    Aufgrund einiger Hinweise von Freunden und Kollegen war uns schnell klar, dass eines bei unserem Medellin-Programm nicht fehlen durfte: eine Pablo-Escobar-Tour. Diese Tour, die in Medellin in verschiedenen Formaten angeboten wird, bringt einem das Leben und „Werk“ von Pablo Escobar näher, einem der größten Drogenbarone, den es wohl jemals gab. Besagter Herr regulierte zu Hochzeiten 80% des weltweiten Kokainhandels und verdiente damit pro Stunde (!) wohl unglaubliche 2,5 Millionen US-Dollar. Ebenso interessant ist aber wohl seine durchaus gespaltene Persönlichkeit dabei. So wurde Pablo einerseits als skrupellos und eiskalt beschrieben. Zugleich aber galt er als witzig, höflich und kultiviert. Man sagt, er liebte seine Familie sowie seine zahlreichen Tiere über alles.
    Die angebotenen Touren unterscheiden sich durchaus. So bringt einen die offizielle Tour, die man nach nur kurzer Recherche schnell im Internet findet, unter anderem zu einem Museum sowie diversen Gedenkstätten. In jedem Fall begegnet man hier jedoch nicht Verwandten von ihm, wie dies bei der etwas inoffizielleren Tour erfolgt. So trifft man bei letzterer unter anderem Roberto Escobar, den Bruder von Pablo und zugleich den ehemaligen Finanzchef des Medellin-Kartells. Wir wollten natürlich Infos aus „erster Hand“ bekommen. Für alles andere könnte man sich schließlich auch eine Fernsehdokumentation ansehen. Auch wenn wir von der Dame an der Rezeption unseres Hotels zunächst etwas verwundert angesehen wurden, als wir unseren Wunsch äußerten, Verwandte vom ehemaligen Drogenboss persönlich treffen zu wollen, gaben wir nicht auf, sondern recherchierten weiter. In einem kleinen Hostel konnte uns schließlich ein jüngerer Herr weiterhelfen. Er bestätigte, dass es diese Tour gäbe und plötzlich ging alles ganz schnell. Wir beglichen den Tourpreis und saßen keine 10 Minuten später auch schon mit ein paar weiteren jungen Leuten in einem Kleinbus. Vor uns lag wohl die für uns interessanteste geführte Tour unseres gesamten Ausflugs – auch die Länge des Erfahrungsberichts macht dies sicher deutlich. Eine absolute Empfehlung für einen Aufenthalt in Medellin! Erste Station war das Grab von Pablo Escobar. Unser Guide berichtete uns, dass Pablo sich dieses bereits vor seinem Tod gekauft hatte. Wichtig war ihm wohl, dass der auserwählte Grabplatz sehr nah an der Kirche liegt, damit man vom Grab aus den Gottesdienst hören kann. Irgendwie absurd, dass jemand, der so häufig gegen das Gebot „Du sollst nicht töten“ verstoßen hat, sich um einen kirchennahen Grabplatz sorgt. Neben Pablo liegen unter anderem seine Eltern, sein Bruder, der recht jung bei einem Verkehrsunfall starb, weitere Verwandte und zum Beispiel auch sein Bodyguard dort begraben. Letzterer arbeitete wohl gerade einmal 8 Tage für Pablo und beging nach seinem Tod Selbstmord. Um Pablos Tod ranken sich diverse Mythen. Unser Guide und auch seine Familie gehen bis heute davon aus, dass sich Pablo selbst ermordet hat. Nicht zuletzt die Tatsache, dass er stets von Gefolgschaften umgeben war, die ihn schützten und das Areal um ihn absicherten, aber auch der Umstand, dass die Polizei einer von der Familie geforderten Obduktion bis heute nicht stattgegeben hat, sprechen dafür. Pablo soll zudem Zeit seines Lebens gesagt haben, dass er ein Grab in Kolumbien einer Gefangenschaft in den USA vorzieht. Um einer Auslieferung an die USA zu entgehen, führte Pablo mehrfach Verhandlungen mit der kolumbianischen Regierung und bot hierbei unter anderem an, den Drogenhandel fortan zu unterlassen. Das Angebot mag zunächst nicht besonders attraktiv klingen, da ganz Kolumbien allerdings vom Drogenkrieg gezeichnet war und Bandenkriege die Straßen unsicher machten, war dies nicht ganz unrealistisch. Andere Quellen behaupten sogar, dass er der Regierung anbot, die kompletten Staatsschulden zu begleichen. Da Pablo aufgrund des ansteigenden Drucks wohl fürchtete, einer Auslieferung an die USA sowie einer dortigen Gefangenschaft nicht viel länger entkommen zu können, geht seine Familie von einem Freitod des Drogenbarons aus. Die offizielle Version hingegen besagt, dass Pablo ermordet wurde.
    Bei allem, was unser Guide zu Pablo Escobar erzählte, fiel uns immer wieder auf, wie mitgerissen, ja nahezu persönlich betroffen, er wirkte. Es schien, als hätte er dies alles selbst miterlebt. Dies sollte uns ermuntern zu einem späteren Zeitpunkt – in einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Guide – noch einmal genauer nachzufragen. Und unser Verdacht sollte sich schließlich bestätigen…
    Bemerkenswert an dem Besuch von Pablos Grab war zudem, dass noch heute zahlreiche Leute an seinem Grabstein Blumen hinterlassen. Laut unserem Guide passiert dies täglich. Wenn man bedenkt, dass zu Hochzeiten mehr als 10.000 Menschen von ihm beschäftigt wurden, die zum Teil wenig über die Folgen seines Handels wussten, wohl aber nach Zusammenbruch des Imperiums persönlich getroffen waren, weil sie mitunter ihren Job verloren, so wird dieses „Ritual“ in Ansätzen verständlich. Zudem finanzierte Pablo den Bau von Schulen, Krankenhäusern, Sozialwohnungen, Restaurants, Diskotheken etc. in Medellin. Insbesondere die ärmere Schicht verehrte ihn deshalb damals und teilweise noch bis heute.
    Im Anschluss an die kurze Grabbesichtigung, die erst durch die Geschichten unseres Guides so spannend wurde, bewegten wir uns zum ehemaligen Wohnhaus von Pablo, dem Edificio Monaco. Er lebte hier vor seinem Tod mit seinen zwei Kindern und seiner Ehefrau. Der neue Bürgermeister der Stadt Medellin plant wohl das Wohnhaus – zum Entsetzen unseres Guides – abzureißen und den gewonnenen Platz anders zu nutzen, insbesondere um mit der Zeit abzuschließen und den Kult um den einstigen Drogenbaron nicht weiter zu unterstützen.
    Noch heute erinnert eine gigantische Satellitenschüssel vor dem Wohnhaus an die ständige Kontrolle und Überwachung, die Pablos Werdegang begleiteten. So versuchte er kurz vor seinem Tod auch seine Familie auszufliegen, als es für diese zu unsicher im eigenen Land wurde. Als neue Heimat wurde Deutschland auserkoren. Seine Ehefrau und seine beiden Kinder befanden sich sogar schon am Frankfurter Flughafen und scheiterten letztlich lediglich an der Grenzkontrolle. Die Familie stellte daraufhin weltweit Asylanträge, erhielt aber lediglich von Mosambik eine positive Rückmeldung. Nach kurzem Aufenthalt in dem afrikanischen Inselsaat kehrte sie bald schon nach Kolumbien zurück. Heute leben beide Kinder Pablos unter geändertem Namen in Buenos Aires.
    Die dritte und letzte Station unseres Ausflugs war dann das Elternhaus von Pablo und zugleich das heutige Wohnhaus seines Bruders, Roberto Escobar. Roberto ist ein mittlerweile 70-jähriger älterer Herr, der seit einem Briefbombenanschlag im Gefängnis auf beiden Augen fast blind ist. Enge Vertraute der Familie gehen fest davon aus, dass die Regierung den Anschlag verübt hat, da aufgrund zahlreicher Kontrollen schließlich nur schwer Briefbomben in ein Gefängnis kommen können. So befand sich Roberto insgesamt 14 Jahre lang hinter Gittern und konnte lediglich aufgrund guter Führung das Gefängnis vor Ablauf des ausgesprochenen Strafmaßes vorzeitig verlassen. Ursache für seine Inhaftierung war seine Schlüsselposition als Finanzchef des Medellin-Kartells. Die Fahrt zu dem Haus eines Mannes, der neben Pablo einst zu einem der am meisten gesuchten Männer weltweit gehörte und auf den ebenso wie auf Pablo ein Kopfgeld von 10 Millionen Dollar ausgesetzt war, ist durchaus seltsam. Man passiert auch heute noch zwei Tore, um sein Haus zu erreichen. Zuletzt zeigte ein versuchtes Attentat auf Roberto vor einigen Jahren sehr anschaulich, dass sich Pablos Bruder bis heute in einer höheren Gefährdungslage befindet. Einige Einschusslöcher im Inneren der Wohnung erinnern daran. Nachdem wir ankamen und beide Tore wieder hinter uns verschlossen waren, bewegten wir uns zunächst auf das Carport zu. Hier stehen noch immer zwei Fahrzeuge, in denen sich Pablo Zeit seines Lebens sehr häufig fortbewegt hatte - links der kobaltblaue Wartburg, sein erstes Fahrzeug, und gleich daneben ein weinroter Chevrolet-Pickup im Wert von mehreren hunderttausend Dollar, der komplett gepanzert ist. Letzterer hat einen Sprung in der rechten Scheibe, der von einem Schusswechsel stammt. Um bei einem solchen Schussaustausch trotz der Panzerung eine aktive Rolle einnehmen zu können, ließ Pablo sich auf der Beifahrerseite eine kleine Schussluke einbauen, durch die gerade einmal seine eigene Waffe passte. Das Besondere an der gesamten Tour war dabei, dass sie sich nicht nur auf die hier wiedergegebenen Berichte beschränkte. Stattdessen forderte unser Guide uns immer wieder dazu auf uns beispielsweise gern in Pablos Auto zu setzen oder auch Platz auf dem Wet Bike, einer Kreuzung aus Jet Ski und Motorrad, zu nehmen. Fotos waren stets erlaubt und auch auf alle Fragen wurde bereitwillig eingegangen. Das Wet Bike war natürlich kein gewöhnliches, sondern das Exemplar, das im Roger-Moore-James-Bond „Der Spion, der mich liebte“ vorkam. Pablo, der selbst ein bekennender James-Bond-Fan war, musste dieses Exemplar natürlich besitzen. Sein Sohn besaß in seiner Kindheit insgesamt sogar 30 Jet Skis. Gleich neben dem Wassergefährt hing ein Bild von Pablo auf einem ganz besonderen Motorrad. Das Exemplar hatte Pablo bei einem Besuch in Frank Sinatras Anwesen in den USA gesehen und trotz dessen, dass Pablo bereit war hierfür eine beliebige Summe auszugeben, erhielt er das Gefährt schließlich ohne Gegenleistung als Geschenk von Herrn Sinatra. Einige Quellen berichten unterdessen, dass Sinatra eine nicht unwesentliche Rolle im Drogenhandel in den USA gespielt hatte. Auch die restlichen Wände wurden durch Fotos von Pablo geschmückt. Sie zeigten ihn vor seinem Flugzeug, auf seinem ersten Elefanten oder auch hinter Gittern in seinem eigenen Gefängnis. Der Elefant wurde neben einigen weiteren nach einer Afrikareise, die Pablo unternommen hatte, nach Kolumbien überführt. Natürlich blieb es nicht bei den Elefanten. Stattdessen ließ Pablo auch Flusspferde, Kängurus, Papageien und viele weitere Tiere in seinen Zoo bringen. Eine besondere Geschichte rankt um den Import einiger Zebras. Die Einfuhr hierfür wollte wohl der Zoll zunächst nicht gestatten. Pablo ließ daraufhin eine Gruppe von Eseln schwarz-weiß anmalen und gegen die afrikanischen Tiere am Flughafen austauschen. Es scheint bei all den Geschichten um Pablo so, als blieb ihm nahezu kein Wunsch verwehrt, da er immer einen Weg zu finden vermochte, seine Interessen durchzusetzen. Selbst als die kolumbianische Regierung den Druck auf Pablo erhöhte und er auf dem Radar des kolumbianischen Geheimdienstes war, fand er 1991 eine Lösung. Über seine Anwälte wurde mit der Regierung verhandelt, dass sich Pablo für einen seiner Delikte stellt und für einen gewissen Zeitraum inhaftiert werden würde. Einzige Bedingung war, dass er sein Gefängnis selbst errichten dürfe. Dieser clevere Schachzug ermöglichte es ihm, seine Drogengeschäfte auch „hinter Gittern“ fortzuführen und die Gefängniskontrollen zu steuern. Er musste somit auch „im Gefängnis“ nicht ohne gewohnte Luxusgüter auskommen.
    Mit jedem Raum, den wir in Robertos Wohnung ansahen, waren neue Geschichten verbunden. So war da das Esszimmer, in dem Pablo am Tag vor seinem Tod, seinem eigenen Geburtstag, noch im Kreise seiner Familie festlich dinierte. Im angrenzenden Flur hingen Bilder von Pablo, die von seiner Kindheit bis zu kurz vor seinem Tod reichten. Im Wohnzimmer, das wir als Letztes betraten und wo wir später von Roberto begrüßt wurden, warteten schließlich einige interessante Verstecke. So war da ein Regal an der Wand, welches sich derartig verschieben ließ, dass eine dahinter befindliche kleine Abstellkammer zum Vorschein kam. Vorgesehen war diese wieder einmal ausschließlich zum Versteck von Geld. Ebenso war auch der Schreibtisch eine Spezialanfertigung, von dem sich die verschiedenen Paneele derartig abmontieren ließen, dass man im Inneren diverse weitere Geldstapel verstecken konnte. Dann wurden wir schließlich von Roberto begrüßt. Roberto spricht kein Englisch, sodass unser Guide ab hier immer wieder als Dolmetscher agierte. Alles, was unser Guide übersetzte, klang äußerst freundlich und willkommen heißend. Wir sollten uns frei fühlen, von allem Fotos zu machen und gern Fragen zu stellen. Auch von Roberto konnten wir Fotos machen und so gingen wir kurz danach auch hinaus in den angrenzenden Garten, wo jeder einen Kaffee angeboten bekam und zugleich die Gelegenheit hatte, ein persönliches Erinnerungsfoto mit dem Bruder des großen Drogenbarons zu knipsen. Irgendwie absurd und spätestens hier stellt man sich natürlich die Frage, ob es korrekt ist, einen derartigen „Hype“ um eine Person zu unterstützen, die so viele Menschen auf dem Gewissen hat. Schließlich wird die „Netto-Opferzahl“ von Pablos Schaffen bereits in die Hunderte bis Tausende gehen. Pablo ließ diverse Richter, Politiker aber auch andere Personen der Öffentlichkeit auslöschen. Einige wohl von ihm angeordnete Ermordungen sind dabei bis heute stark umstritten. Allen voran ist hier wohl die Bombenexplosion an Bord des Avianca-Fluges 203 zu nennen. Mit dieser wollte Pablo wohl den zukünftigen Präsidenten Kolumbiens ausschalten. Auch wenn der Anschlag aus Sicht von Pablo nicht erfolgreich verlief, da der Präsidentschaftskandidat die Maschine aus Angst vor einem Terroranschlag nie betrat, verloren hierdurch über 100 Menschen ihr Leben. Die „Brutto-Opferzahl“ hingegen liegt wohl weitaus höher, wenn man bedenkt, wieviele Menschen durch das Medellin-Kartell drogenabhängig wurden und gegebenenfalls sogar ihr Leben verloren. Es ist aus unserer Sicht unverzichtbar sich all dies ebenfalls zu vergegenwärtigen, denn die gesamte „schwarze Seite“ von Pablos Schaffen wurde in der Tour nicht thematisiert. Genau dies gab uns Anlass nachzuhaken, welche persönliche Beziehung unser Guide zu Pablo hatte. In einem 4-Augen-Gespräch offenbarte er schließlich, dass er ihn bereits seit 1975 kannte und auch in einem treuen Arbeitsverhältnis für Pablo tätig war. Roberto selbst unterstützt heutzutage wohl die ein oder andere karitative Organisation. Im Garten trafen wir dann noch Pablos Neffen Nicolas sowie dessen wirklich ausgesprochen süße etwa 6-7-jährige Tochter. Nicolas ist Robertos Sohn und wohnt zusammen mit seiner Familie ebenfalls im Haus. Nachdem wir die Möglichkeit hatten, einige von Roberto handsignierte und mit seinem Fingerabdruck gestempelte Bilder von Pablo zu erwerben, neigte sich unsere Tour auch dem Ende zu.
    Wer durch die Berichte ebenfalls Interesse an der Biographie von Pablo Escobar erhalten hat, dem sei für weiterführende Informationen auch das Buch „Killing Pablo“ empfohlen. Da der Schreibstil jedoch nicht unbedingt dem sonstiger Bestseller gleicht, sollte man hierfür wohl wirklich an den Fakten interessiert sein. Etwas leichtere Kost ist wohl da die Fernsehserie „Narcos“, in der das Schaffen der kolumbianischen Drogenhändler verfilmt wurde. Die Fernsehserie entfernt sich jedoch wiederum mitunter etwas von der reinen Faktenlage.
    Neben der Tour hat Medellin aber durchaus noch Weiteres zu bieten. Die modernste Stadt Kolumbiens besitzt als einzige ein funktionierendes Metrosystem, welches einen sehr bequem und deutlich schneller als per Taxi zu den verschiedenen sehenswerten Punkten der Stadt bringt. Zunächst fuhren wir mit der blauen Linie ganz in den Westen der Stadt. Von dort aus ging es mit der grünen Linie weiter den Hausberg hinauf bis zur Estación Santo Domingo. Bereits die Fahrt bietet einem einen hervorragenden Ausblick auf die Stadt. Es lohnt allerdings auch in Santo Domingo einmal auszusteigen und sich zum nahegelegenen Aussichtspunkt zu begeben. Auf seine Wertsachen sollte man hier hingegen besonders Acht geben, denn auch wenn Medellin sich wie zuvor beschrieben sehr stark zum Positiven gewandelt hat, ist diese Gegend noch eines der schlechteren Stadtviertel. Besonders abends empfiehlt es sich daher, das Viertel eher zu meiden. Von Santo Domingo fuhren wir schließlich mit der braunen Linie noch für etwa 15 Minuten weiter bis zum Parque Arvi. Dieser etwa 16.000 Hektar große Park liegt bereits näher an der Nachbarstadt Santa Elena als an Medellin selbst. Man hat hier die Möglichkeit eine etwa 1-stündige geführte Tour durch einen geschützten Abschnitt des Waldes dieses grünen Parks zu unternehmen. Da allerdings jeder der Führer zu uns meinte, dass die Wahrscheinlichkeit hier Tiere zu sehen sehr gering ist und die meisten Farnpflanzen und weiteren Waldgewächse uns aus unseren heimischen Gefilden auch recht vertraut vorkamen, entschieden wir uns dagegen und machten stattdessen einen kleinen „ungeführten“ Waldspaziergang. Der Park ist ein beliebtes nahegelegenes Wochenendziel für die Einwohner Medellins und so sieht man diverse Campingplätze – insbesondere nahe der idyllischen Bäche und Flüsse, die den Park durchkreuzen. Auch unsere nächste Station war wieder recht grün… Der Botanische Garten von Medellin, der die gesamte Woche lang ohne Entgelt zugänglich ist, lohnt sich auf jeden Fall für einen weiteren kurzen Spaziergang. Inmitten des Parks befindet sich ein kleiner See mit Wasserschildkröten. Auf den Bäumen, die den See säumen, findet man wiederum diverse Iguanas. die bereitwillig als Fotomotiv posieren. Als dritte Möglichkeit für alle Liebhaber der Natur inmitten von Medellin bietet sich der Cerro Nutibara an. Das Pueblito Paisa, das sich auf dem kleinen grünen Hügel befindet und ein ehemals typisches kolumbianisches Dorf des Medelliner Departements zeigt, ist zwar durchaus etwas touristisch. Nichtsdestotrotz eignet sich auch dieser kleine Hügel dazu, der Großstadtluft für ein paar Stunden zu entfliehen und oben angekommen einen ganz netten Ausblick zu genießen. Nach Kathis mäßigen Shoppingerfahrungen in Boliviens Metropole La Paz sowie den nur unwesentlich besseren Errungenschaften in Peru war sie zudem froh in den Shopping-Malls mal wieder diverse Marken anzutreffen, die ihr vertraut waren. Aus weiser Voraussicht auf unsere bevorstehende Woche in den USA, beschränkten sich ihre Einkäufe jedoch letztlich auf nur zwei Kleidungsstücke.
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