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  • Day 100

    Vanuatu | Efate - Rundfahrt mit dem Quad

    July 13, 2017 in Vanuatu ⋅ ⛅ 23 °C

    Meistens wenn wir Leuten davon erzählten, wo wir uns in den nächsten Tagen hinbewegen würden, hörten wir die folgenden Worte „Vanu, vanuwas?“. Den kleinen Inselstaat, der selbst wiederum aus 83 Inseln besteht, kennen zunächst die wenigsten. Und letztlich war es auch genau dieser Umstand, der uns verstärkt dazu brachte dieses Domizil auszuwählen. Nachdem wir das erste Mal in einer Fernsehdokumentation etwa 2-3 Jahre vor unserer Reise von diesem Inselstaat gehört hatten, hatte er unser sofortiges Interesse geweckt und gelangte auf unsere zukünftige Reiseliste. Er versprach ein noch relativ untouristisches Paradies zu sein. Lange Traumstrände ohne Menschenmassen, tropische Palmen ohne klickende Fotoapparate und Tänze, die von Einheimischen aufgeführt werden, weil es Tradition ist und nicht, weil Touristen es gefällt und sie vielleicht für eine solche Vorstellung einen kleinen Extratribut auf der Insel lassen. Wenn man Vanuatu googled findet man schnell einen weiteren Punkt, der uns faszinierte. Vanuatu ist eines der wenigen Länder in denen man einen aktiven Vulkan besteigen und damit aus nächster Nähe beobachten kann. Zudem wird schnell deutlich, dass es sich um eine für lange Zeit von westlichen Beobachtern unberührte Insel handelt, da es bis in 70er Jahre hier noch dokumentierte Kannibalismusfälle gab. Heute ist unser 3. Tag auf der Insel und noch leben wir beide, stattdessen können wir die oben beschriebenen Umstände vollends bestätigen…
    Doch wie genau sollten wir Vanuatu kennenlernen? Die nationale Airline „Air Vanuatu“ brachte uns zunächst zur Hauptinsel Efate. Auf Efate befindet sich Port Vila, die 40.000 Einwohner reiche Hauptstadt Vanuatus, wo auch wir für die nächsten zwei Nächte unser Quartier aufschlagen sollten. Verglichen mit den restlichen Inseln, die noch vor uns lagen, wirkt Efate durchaus weniger spektakulär, da sie vergleichsweise schon am meisten vom Tourismus erschlossen ist. Dennoch gab es auch hier schon einiges für uns zu erkunden. Zunächst bezogen wir unser Hotel, das „Nasama Resort“. Wir wurden dort direkt nach unserer Ankunft gefragt: „Are you from Australia or New Zealand?“. Mit Abstand die meisten Besucher kommen in der Tat aus diesen beiden Staaten und es sollte nicht das letzte Mal sein, dass uns starke Bewunderung entgegengebracht wurde, wenn wir davon berichteten, dass wir letztlich von der anderen Seite des Globus angereist waren... Zunächst wollten wir unsere Weiterreise etwas konkretisieren und da dies online schwierig schien, begaben wir uns in eine lokale Tourist Agency sowie ein Air Vanuatu Büro. Nachdem die nächsten Flüge geplant waren, hatten wir uns vorgenommen mal wieder einen lokalen Markt zu besuchen. Wie zuvor beschrieben, mögen wir diese Art des Einkaufs, da es häufig Einblicke in lokale Gegebenheiten gibt und auch einfach spannender als ein normaler Supermarktbesuch ist. So sollte es auch hier sein. Auf dem Markt saßen wohl mindestens 100 Frauen, die jeweils vor sich auf dem Boden ausgebreitet verschiedene Obst- und Gemüsesorten anpriesen. Wir sollten später erfahren, dass die Frauen hier zum Teil mehr als einen halben Tag Anreise zu Fuß zurücklegen sollten, um schließlich mehrere Tage ihre Waren anzubieten und an Ort und Stelle für einige Nächte auch ihr Nachtquartier aufzuschlagen. Wir entdeckten einige Dinge, die wir nicht kannten und die demnach natürlich unser besonderes Interesse weckten, darunter ein einheimischen Gemüse namens Taro, auf deutsch: Wasserbrotwurzel. Da wir natürlich keine Ahnung hatten wie man das zuzubereiten hatte, fragten wir kurzer Hand einige der Verkäuferinnen. Die erste nannte dabei 20-30 Minuten, die nächste schon 40 und bei der dritten wurden uns 50-60 Minuten Kochzeit empfohlen. Naja, entweder es war nicht so ganz klar oder es vermochte hier individuelle Präferenzen beim Garzustand geben. Mit etwas Abstand denke ich, dass wohl Beides nicht die Ursache davon sein mochte. Vielmehr schien unsere sicher teils übertrieben strukturierte deutsche Herangehensweise etwas nach einem genauen Ablauf durchzuführen und dabei auch noch eine exakte Zeitangabe - am besten inklusive Sekundenanzahl - zu berücksichtigen nicht wirklich zum einheimischen Vorgehen zu passen. Vermutlich würden 99% aller hier anwesenden Damen dieses weiß-braune Gemüse auch ohne Zeitangabe besser kochen als wir und deshalb wussten sie einfach keine Antwort auf diese Frage, was einige von ihnen mit einem Kopfkreisen äußerten, wie es ggf. dem ein oder anderen aus indischen Kulturkreisen bekannt ist... Für unser Abendessen, was wir uns selbst bereiten wollten, fanden wir zudem noch einige bekannte Elemente. So erwarben wir noch einige Möhren, Bohnen, Kartoffeln und ein paar Erdnüsse. Letztere faszinierten uns besonders, da sie ein ganz anders Aroma hatten, als man es von unseren Erdnüssen kennt. Ursache davon ist, dass man die Erdnüsse hier in aller Regel in der Sonne trocknet. Bei uns kennt man quasi nur geröstete Erdnüsse, bei der Röstung jedoch geht ein erheblicher Teil des Originalgeschmacks der Erdnüsse verloren. Kurz darauf traten wir die Rückfahrt mit einem Kleinbus an. Da wir noch ein paar Dinge im Supermarkt kaufen mussten, fragten wir ob der Bus uns dort rauslassen könnte. Er tat nicht nur das, sondern wartete sogar auf uns, bis wir unsere Einkäufe fertiggestellt hatten. Wartegebühr oder Ähnliches wie man es aus einem Taxi der westlichen Welt erwarten würde, waren hier ebenfalls Fehlanzeige – Zeit schien eben eine deutlich untergeordnete Rolle zu spielen. Doch das sollte nicht die einzige Parallele sein, die wir in den nächsten zu Afrika feststellten. Die ehrlich anmutende Freundlichkeit der Menschen, die wir hier oder auch in den nächsten Tagen treffen sollten, das Stirnrunzeln oder teils willkürliche Antworten bei Unwissenheit, die zahlreichen Leute, die sich ohne Schuhe aufhielten, die zahlreichen Menschen, die trotz der vergleichsweise hohen Temperaturen eine Mütze trugen, nicht wenige die beides vereinten – also keine Schuhe aber dafür eine Mütze, die Minibusverbreitung aber auch nicht selten das gedrosselte Arbeitstempo, ließen uns zahlreiche Male an unsere Aufenthalte im ostafrikanischen Raum zurückdenken.
    Für den nächsten Tag hatten wir mal wieder etwas Besonders vor: Wir wollten die Insel erkunden, aber nicht wie sonst im Mietwagen, sondern per Quad. Kurz nach unserem Start am frühen Morgen trafen wir auf einen weiteren lokalen Markt. Wir machten einen kurzen Foto-Stop und deckten uns zeitgleich mit einem neuen Vorrat an Erdnüssen ein. Kurz danach kamen wir an einem Laden vorbei, wo der sogenannte „Tanna Coffee“ produziert und verkauft wird. Wir schauten uns in den Showrooms der Kaffeeproduktion um und kosteten schließlich auch selbst eine Tasse. Leider blieb die Begeisterung bei uns aus und der doch recht hohe Preis verwunderte uns zunehmends. Wir brachen schließlich ohne Kaffee-Shopping auf, sollten doch noch einige Kilometer vor uns liegen. Als Nächstes stand ein geplanter Stop bei ein paar Wasserfällen an. Einem grünen Pfad folgend kamen wir nach etwa 10 Minuten Fußmarsch zu einem natürlichen Wasserbecken, welches von einem Wasserfall gespeist wurde. Ein wirklich traumhaftes Ambiente... Wir verweilten dort etwas und setzten unsere Weiterreise im Anschluss nach Norden fort. Im Norden der Insel angelangt bemerkten wir auf einer längeren Straße, dass unser Quad plötzlich etwas seltsame Geräusche machte. Wir fuhren noch ein wenig weiter und als uns ein Auto schließlich stoppte und darauf hinwies, dass eines unserer Räder beim Fahren deutlich „eierte“/ wackelte, war schließlich klar, dass wir damit nicht mehr weiterfahren konnten. Es folgte ein Anruf bei unserem Anbieter und schließlich mussten wir von einem Abschleppfahrzeug abgeholt werden. Unser Tagesausflug war damit zwar beendet, da die Dämmerung jedoch schon fast einsetzte empfanden wir das als weniger dramatisch und als schließlich der europäische Eigentümer der Quad-Agentur noch außerordentlich kulant reagierte und versprach uns den kompletten Preis unseres Quad-Leihs zurückzuerstatten, wurde dieser Tag noch zu einem wahren Preis-Leistungssieger, hatten wir doch bis dato schon eine Menge Spaß gehabt und einige Erlebnisse verbucht.
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