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  • Day 6

    Belomorsk

    August 4, 2018 in Russia ⋅ 🌧 16 °C

    Wir verabschieden uns schweren Herzens von den liebgewonnenen Rentieren und fahren weiter nach Belomorsk. Das Wetter wird leider wieder schlechter, dunkle Wolken hängen tief am Himmel und ab und zu regnet es.

    Unsere nächste Station sind die Felsgravuren von Belomorsk. Sie umfassen mehr als zweitausend Bilder von Tieren, Vögeln, Menschen, Booten und vielem mehr und stammen aus der Zeit des 3. - 4. Jahrtausends vor Christus. Die älteste Bevölkerung der Region waren die Sami. Witzigerweise treffen wir mitten im Wald unseren neuen Bekannten, den Geologen Fritz wieder, welchen wir ein paar Tage zuvor auf dem Camping in Kivach kennengelernt haben.

    Belomorsk liegt am Weissen Meer, einer weiten Bucht des nördlichen Eismeeres. Die Besiedlung begann bald nach dem Rückgang der letzten Gletscher, doch obschon es sich bei dem Ort um die Hauptstadt der Region handelt, sind wir erstaunt, wie wenig Häuser es gibt und noch weniger Infrastruktur. Eine Handvoll Läden, ein paar Apotheken, Bank und Post und ein Gasthaus, in dem wir mittagessen wollen, ist alles was wir finden.

    Der Plan mit dem ausgiebigen Mittagessen scheitert kläglich und lässt meine Laune wieder mal absinken. Kaum haben wir die schwere Metalltür geöffnet, finden wir uns in einer komisch anmutenden Bar wieder, und der Kellner dreht auch noch das Licht runter, das nur noch schummrig blau wirkt, während am TV halbnackte Tänzerinnen aufwarten. Mir ist mulmig zu mute und mein Appetit auf einmal vergangen, und wir entscheiden uns, der Intuition zu folgen und aufs Essen zu verzichten, zumal es auch keine anderen Gäste hat.

    So versuchen wir unser Glück an der einzigen Tankstelle im Ort, doch da gibt es nur einen Kaffeeautomaten. Also bleibt nichts anderes übrig, als im Regen zu picknicken, um wieder etwas bessere Laune zu bekommen. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Rückweg und folgen dann der E105 weiter Richtung Norden.

    Nach etwa einer Stunde Fahrt taucht bei der Verzweigung nach Kem eine grosse Tankstelle auf, an der Hochbetrieb herrscht. Jeder der hier durchkommt, hält an. Hier trifft man sich, füllt die Benzinvorräte auf und es gibt endlich auch ein Restaurant mit allem was das Herz begehrt. So kommen wir zu einem zweiten Mittagessen, welches auch gleich noch für den Abend reicht, und bald schon erweist es sich als Segen, dass wir uns die Zeit für die Pause genommen haben.

    Die Strasse wird nämlich zunehmenden schlechter und über gut 100 km ist sie eine einzige Baustelle mit ewig langem Stau und Fahrten im Schritttempo. Auf der Gegenfahrbahn stehen Kilometerweise LKW's und PKW's und die Fahrer haben sich schon draussen zum Rauchen und Plaudern versammelt, bis es endlich wieder weitergeht.

    Nach und nach ändert sich auch die Landschaft. Die Bäume werden kümmerlicher, Sumpf beginnt zu dominieren. HIn und wieder taucht ein See darin auf, und das diffuse LIcht tut sein übriges, um die Wildnis noch dramatischer erscheinen zu lassen. Stundenlang kommt rein gar nichts mehr, und ich bin bald schon froh, dass noch andere Autos unterwegs sind.

    Abends um 19 Uhr treffen wir endlich in Chupa ein, wo wir wiedermal unsere Unterkunft suchen müssen und Google nichts nützt. Zum Glück sind die Menschen so hilfsbereit und schon bevor wir überhaupt fragen, kommen sie zu uns um sofort bei der Unterkunft anzurufen und uns den Weg zu erklären. Auch hier sind wir wohl die ersten Schweizer und der Check-inn nimmt lange Zeit in Anspruch, wir müssen diverse Fragen beantworten, Pass und Migration Karte werden kopiert, es wird dokumentiert wann wir wo waren und wann wir noch wohin gehen wollen, und das ganze müssen wir noch mit Unterschrift bestätigen, bevor wir endlich unsere Zimmerschlüssel erhalten und todmüde ins Bett fallen.
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