Murmansk 2018

July - August 2018
A 18-day adventure by Nicole Read more
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  • Letzte Vorbereitungen

    July 27, 2018 in Switzerland ⋅ ☀️ 29 °C

    Wir machen die letzten Vorbereitungen!

  • Day 1

    Reise nach St. Petersburg

    July 30, 2018 in Russia ⋅ 🌙 18 °C

    Bei wunderbarem Wetter sind wir am Abend via Helsinki nach St. Petersburg geflogen. Der Flug mit der Finnair wsr herrlich. Während links von uns die Sonne unterging und alles in herrliches Licht tauchte, ging rechts der grosse rot schimmernde Mond auf. In Helsinki hatten wir gerade mal 30 Min. Zeit zum Umsteigen und mussten auch noch durch die Passkontrolle, doch es klappte wunderbar und nach einem ganz kurzen Anschlussflug schaffte sogar unser Gepäck den Transfer und wir kriegten alles problemlos am Pulkovo Airport in St. Peterburg morgens um 1 Uhr. Die Einreise in Russland verlief totsl problemlos, wir mussten keine Einreisekarten ausfüllen, dies machte die Zollbeamtin für uns gleich elekronisch.
    Etwas mehr Probleme bereitete der Transfer weil wir den Fahrer zuerst nicht fanden. Nach etwas hin und her klappte es dann aber doch und dank seiner Hilfe schafften wir es auch, Zugang zum Hotel im Hinterhof zu kriegen wo wir um 2 Uhr in der Nacht freundlich empfangen wurden und todmüde in unsere Betten plumpsten.
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  • Day 1

    Fahrt zum Ladogasee

    July 30, 2018 in Russia ⋅ 🌙 19 °C

    Nachdem wir genüsslich ausgeschlafen haben, bringt uns der Transferfahrer zurück zum Flughafen, wo wir unser Mietauto in Empfang nehmen wollen. Es ist gar nicht mal so einfach, den Schalter der Autovermietung zu finden und sich zu orientieren, doch nach einigem Hin und Her und etwas Aufregung weil wir doch tatsächlich mit dem ganzen Gepäck wieder durch die Sicherheitskontrolle müssen, gelingt es uns irgendwann dann doch noch. Der freundliche Vermieter überreicht und einen nigelnagelneuen Hyundai Creta welcher uns auf unserer grossen Reise begleiten soll.

    Am Flughafen besorgen wir uns auch gleich eine russische SIM Karte für unser Handy. Preis 750 rub, also rund 10 Franken für 25 GB Daten und 1000 Min Gespräch und sonst noch allerlei Leistungen. Im Vergleich haben wir in der Schweiz für die rissischen Daten (500 Mb) 39 CHF bezahlt und trotz Travel Day kosten uns Anrufe mit dem Schweizer Handy 2.70 pro Minute, sofern es denn überhaupt geht!

    Um drei Uhr nachmittags sind wir endlich startklar - aber da es sowieso hier im Norden nicht richtig dunkel wird haben wir auch keinen Stress... Wir verlassen die Stadt auf der Ringautobahn umd fahren gemütlich und bequem bis zur Grenze zur Republik Karelien. Republik, jawohl, und die Polizisten tun ihren Job gründlich und halten uns lange auf. Wobei die drei Männer nicht aufhören können mich anzusmilen und ich smile solange zurück bis wir endlich grünes Licht für die Weiterfahrt bekommen. Sie waren sehr interessiert was wir machen und viel weniger an unseren Papieren, doch ich war froh dass wir alles ordnungsgemäss dabeihatten inkl. Registrierung.
    So reisten wir dann um halb sechs abends in Karelien ein.
    Unterwegs gab es kilometerlange Baustellen, da die ganze Strasse neu errichtet wird. Die Landschaft ist herrlich und kein bisschen langweilig. Wald wechselt sich ab mit hübschen Lichtungen, Seen und kleine Dörfern und die Strasse führt oft durch hügeliges kurviges Gelände. Das Wetter ist herrlich und überall leuchten schöne Blumen in violetten farben.

    In Lakhdenpokhya stehen wir abends vor der nächsten Herausforderung. Weder Google noch unsere Offline Karten führen uns mittels Koordinaten zum richtigen Ort, um unseren Gastgeber zu treffen der uns den Schlüssel für unser Häuschen geb soll. Ein Anruf bei ihm mit ein wenig Kauderwelsch schafft Abhilfe. Er steigt in sein Auto und sucht den Ort nach uns ab! Nach kurzer Zeit finden wir uns tatsächlich mitten im Irgendwo und fahren ihm nach.

    Ein paar Kilometer weiter hält er an einem Waldrand an und zeigt uns eine wunderschöne Quelle wo wir Wasser holen können. Nachdem alle Behälter voll sind geht die Fahrt weiter über eine staubige Piste und füjrt nach etwa 20 Minuten zu einem halbwegs verlassenen Ort am Ladogasee. Die Hauptstrasse ist so rumpelig das unser Auto fast in den riesen Löchern verschwindet. Aber das kennen wir ja schon und da Andi nun selber fährt und wir das langsam machen ist es auch kein Problem. Nach gefühltem stundenlangen Schaukeln taucht unser Häuschen am See auf, das wir dankbar beziehen.
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  • Day 2

    Privat!

    July 31, 2018 in Russia ⋅ ☀️ 25 °C

    Obwohl ich mich mehr russisch als schweizerisch fühle, gibt es doch ein paar Dinge die mich zum Schmunzeln bringen. Zum Beispiel die Sache mit dem Privatbesitz. Den meisten Russen ist es extrem wichtig, ihr Grundstück komplett einbruchsicher einzuhagen, auch wenn das irgendwo ab von der Zivilisation mitten im Walde liegt.

    Zum Ort wo wir uns gerade befinden, führt eine 5 km lange Holperpiste für die man 20 Min. Fahrzeit benötigt. Von unserem Häuschen aus spazieren Sascha und ich ein wenig durch die Wildnis. Irgendwann biegt eine Fahrspur nach links ab und wir sehen zwei Löcher im Boden, die wohl mal eine Tafel halten sollen. Momentan ist nichts, nur in weiter Ferne sehen wir zwei Männer die Sträucher roden. Wir laufen den Hang hinauf um einen Weg zum See zu finden, da kommt der Mann in seinen Militärkleidern völlig aufgeregt hinterher und fragt uns wohin wir wollen. Freundlich erklärt er uns dass es keinen Weg zum See gäbe, und dieses Stück Land privat sei. Wir entschuldigen uns ebensofreundlich und gehen zurück. Als wir wieder bei diesen Löchern im Boden sind, steckt da doch tatsächlich schin ein Schild mit der Aufschrift: "Privatgrundstück - Betreten verboten" und ein Baumstamm versperrt den Weg!!!
    Ich versteh ja das man seine Privatsphäre will und die Leute ewig für dieses gearbeitet ind davon geträumt haben, aber ein wenig Paranoia ist ja trotzdem unverkennbar und die Eile in welcher auf einmal das Schild dort stand grenzt fast an Zauberei 😀😀😀
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  • Day 3

    Vorbereitung für in die Wildnis

    August 1, 2018 in Russia ⋅ ☀️ 27 °C

    Etwas wehmütig verlassen wir unser schönes Häuschen am Ladogasee, doch die Reise muss weitergehen und diesmal haben wir einen engen Zeitplan.

    Die Strasse nach Petrozavodsk ist zu 90% in einem super Zustand und wir sind erstaunt dass wir so gut vorankommen.

    Nach dem Mittag erreichen wir Kareliens Hauptstadt Petrozavodsk, die letzte grosse Stadt für die nächsten Tage. Wir brauchen dringend Gas für unseren Kocher, was uns einige Stunden Zeit und Nerven kostet. So froh wir darüber sind, dass Mediamarkt und co. hier noch nicht Fuss gefasst haben, so schwierig ist es für uns Shopping-Verwöhnte, sich in einem endlosen Strassen- und Hinterhofgewühl aus russischen Kleinläden zurechtzufinden. Die zündende Idee, Google um Rat zu fragen, führt uns zu einem verlassenen Sportgeschäft und lässt meine Verzweiflung langsam aufkeimen... ohne Gas keine Küche, Kochen auf dem Feuer erscheint uns aufgrund der extremen Trockenheit viel zu gefährlich, und wochenlang nur Brot und Wurst und Restaurant ist auch nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Was also machen?

    Tief durchatmen hilft immer und wir entscheiden uns, einfach mal auf gut Glück ins Zentrum zu fahren. Die Idee scheint zu fruchten, und schon bald sehen wir ein grosses Sportgeschäft. Tatsächlich werden wir wenig später fündig und füllen das Auto noch bis oben mit Essen und Trinken.

    Tanken ist übrigens auch so eine Sache. Bevor aus dem Zapfhahn Benzin fliesst, muss man ausrechnen wieviel Liter man braucht. Diese zahlt man dann an der Kasse und das Fräulein schaltet die Säule mit genau dem bezahlten Betrag frei. Rechnen ist also wieder mal ne nützliche Fähigkeit!

    Schwerbeladen und wieder guten Mutes verlassen wir Petrozavodsk und brechen auf zum nächsten Abenteuer.
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  • Day 4

    Naturpark Kivach

    August 2, 2018 in Russia ⋅ ☀️ 30 °C

    Als wir auf dem Camping Lukmorie im Kivach Naturpark ankommen, sind wir die einzigen Campinggäste. Im Nu ist unser Zelt aufgestellt und das Camp eingerichtet. Einzig die vielen Mücken und anderen Insekten trüben die Freude über den schönen Platz ein wenig.

    Spätabends treffen dann doch noch ein Dutzend andere Gäste ein. Um 22 Uhr wird das Lagerfeuer entzündet und alle sitzen rundherum.

    Tagsüber herrschen Temperaturen um die 30° C und auch nachts kühlt es nicht wirklich ab. Am Morgen um drei Uhr ist es taghell und beginnt schon wieder aufzuwärmen.

    Wir fahren ein paar Kilometer weiter in den Park hinein um den bekannten Wasserfall Kivach zu besuchen. Der Eintritt kostet 450 Rubel (ca. 7 CHF). Es gibt einen hübschen kleinen Rundweg sowie ein winziges Museum mit ausgestopften Tieren der Region. Bereits morgens um neun ist es so heiss das an etwas anderes als Baden kaum zu denken ist. Wir fahrn wieder ein paar Kilometer weiter und kommen an einen herrlichen See wo wir genüsslich Baden und Fischen können.

    Am Abend dann wieder das gleiche Schauspiel auf dem Camping mit gemütlichem Gequassel am Lagerfeuer.
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  • Day 5

    Point of no return

    August 3, 2018 in Russia ⋅ 🌧 16 °C

    Weil der Wetterbericht starken Regen vorausgesagt hat, brechen wir frühmorgens bevor die Schlechtwetterfront kommt auf und räumen noch im Trockenen unser Zelt zusammen. Kaum sind wir im Auto, wird es dunkler und dunkler, doch wir schaffen es gerade noch ganz knapp, einen Abstecher zu der uralten Vulkanlandschaft von Girvas zu machen.

    Der Geologe, welcher wir gestern abend kennengelernt haben, erzählte uns, dass die Landschaftsformationen sowohl in Karelien wie im Murmansker Bezirk bis zu 7 Milliarden Jahre alt seien, fast so alt also wie die Erde selbst. In Deutschland beispielsweise reichen die Datierungen höchstens bis 3 Milliarden Jahre zurück. Uralt also ist der Boden auf dem wir uns befinden, und in Girvas sieht man riesige Gesteinsbrocken, welche ein Vulkan einst herausgeschleudert hat.

    Es beginnt schon zu gewittern und wir müssen uns beeilen, um den Rundgang noch einigermassen unbeschadet zu überstehen. Auf dem Rückweg giesst es dann aber aus Kübeln und wir springen rasch zurück zum Auto, wo sich die Kinder gleich gemütlich einmummeln.

    Die Wolken hängen tief und es ist stockdunkel auf der Weiterfahrt Richtung Norden. Erst nach einiger Zeit bessert sich das Wetter etwas und links und rechts tauchen immer mehr einsame Sumpflandschaften auf. Dörfer fehlen fast ganz, nur etwa einmal pro Stunde taucht irgendein Wegweiser auf der auf eine 20 oder sogar 100 km entfernte Ortschaft hinweist. Man tut sich also gut daran, immer genügend Benzin im Tank zu haben und die Vorräte voll um im Falle eines Falles mindestens genügend Trinkwasser und Essen dabei zu haben.

    An den Tankstellen kann man sich verpflegen und nahezu alle Fahrer legen einen Stopp ein auf dem langen Weg in den Norden. Nach einigen Stunden Fahrt kommt unsere Abzweigung zur Tourbaza, der Unterkunft, in der wir heute übernachten wollen. Ich bin schon einigermassen überrascht als gleich hinter der E105 der Teerbelag endet und wir uns auf einer Piste wiederfinden. Gemäss Google Maps sollen es 12 km bis zur Unterkunft sein. Die Piste ist hart und auch bei Regen relativ gut befahrbar.

    Tatsächlich tauchen nach besagten 12 km Häuser auf und Google sagt: "Ziel erreicht". Aber von unserer Tourbaza fehlt leider jede Spur! Wir folgen der Hauptpiste weiter und überqueren Bäche auf morschen Holzbrücken, das Handynetz ist natürlich längst ausgefallen und auch Google hat sich mit den Offline-Karten inzwischen verabschiedet. Unsere Landkarte hat irgendein Massstab von 1:500'000 und nützt rein gar nichts. Langsam werde ich nervös, zumal es auch immer wieder regnet und wir keine Ahnung haben, ob wir diese Tourbaza jemals finden und sie überhaupt ohne 4x4 erreichbar ist. Das hatte ich nämlich glatt vergessen zu fragen, als ich das enthusiastisch im Internet buchte! Langsam reisst meine Geduld und ich bin dafür, umzukehren und irgend in einer Stadt nach einem Hotel zu suchen. Wildnis ist gut und recht, aber heute fühle ich mich dafür gerade nicht so in Stimmung. Unser Strom ist schon vom letzten Camp bei dem wir keinen hatten fast aufgebraucht, und irgendwie habe ich mich in meinem Alter doch schon an einen gewissen Komfort gewöhnt, wie ich zähneknirschend feststellen muss... Andi meint, so schnell geben wir jetzt nicht auf, und wir fahren in den Ort zurück an dem Google meinte, dass sich das Ziel befände. Endlich finden wir mal jemanden, den wir fragen können, und der freundliche Mann redet in einem Schwall auf uns ein und meint, jaja, die Tourbaza ist nur noch 3 km entfernt, wir müssen die Nebenpiste dem See entlang nehmen, die Strasse sei normal befahrbar, kein Problem! Uff.... was normal auf russisch bedeutet, sei mal dahingestellt, doch immerhin wissen wir jetzt, dass wir diese kleine Piste nicht vergeblich zurücklegen und am Ende doch noch etwas kommen sollte.

    Tatsächlich taucht nach besagter Strecke mitten im Wald das Ortsschild "Shuezoro" auf, was fast schon skurril anmutet. Sibirien ist ja das eine, da kennen wir Orte die nur mit dem Schiff erreichbar sind und so, aber das hier ist irgendwie nochmal ein Stück extremer, vor allem da wir völlig auf uns alleine gestellt sind.

    Auf jeden Fall haben wir Glück und finden unsere Unterkunft wirklich. Unsere Ankunft versetzt das Personal in Aufregung, Schweizer hat man hier wahrscheinlich noch nie gesehen. Alle rennen herum, damit alles bereit ist, und sogar die Satellitenschüssel wird neu montiert und wir bekommen Internet-Zugang mitten im Nowhere!

    Das Dorf ist eine Augenweide. Es liegt an einem grossen See und uralte, meist schön gepflegte Holzhäuschen säumen in lockeren Abständen sein Ufer. Die Leute sind mit dem Wiederaufbau beschäftigt, und es gibt auch eine schöne grosse Holzkirche im Blockhausstil. Das absolute Highlight und der Grund für diesen Abstecher sind aber die Rentiere, die neben unserer Unterkunft wohnen. Eines davon ist weiss und so niedlich, dass ich mich kaum mehr vom Anblick losreissen kann. Die Kinder verlieben sich sofort in die Hunde, und einer davon begleitet uns auf dem ganzen Rundgang durch das Dorf.

    Am Abend kocht die Köchin ein leckeres Nachtmahl für uns, bestehend aus Randensalat, Kartoffeln und Fisch.

    Draussen ist es kalt geworden. Konnten wir gestern noch bei 30 Grad Lufttemperatur im See schwimmen, kühlte es heute schon pro 10 km 1 Grad ab. Hier oben hatte es tagsüber noch knappe 18 Grad, die von einem eisigen Wind auf gefühlte 10 Grad runtergekühlt wurden, und jetzt am Abend liegt die Temperatur bei etwa 12 Grad plus. Zum Glück haben wir schön warme Zimmer und müssen nicht im Zelt erfrieren!
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  • Day 6

    Belomorsk

    August 4, 2018 in Russia ⋅ 🌧 16 °C

    Wir verabschieden uns schweren Herzens von den liebgewonnenen Rentieren und fahren weiter nach Belomorsk. Das Wetter wird leider wieder schlechter, dunkle Wolken hängen tief am Himmel und ab und zu regnet es.

    Unsere nächste Station sind die Felsgravuren von Belomorsk. Sie umfassen mehr als zweitausend Bilder von Tieren, Vögeln, Menschen, Booten und vielem mehr und stammen aus der Zeit des 3. - 4. Jahrtausends vor Christus. Die älteste Bevölkerung der Region waren die Sami. Witzigerweise treffen wir mitten im Wald unseren neuen Bekannten, den Geologen Fritz wieder, welchen wir ein paar Tage zuvor auf dem Camping in Kivach kennengelernt haben.

    Belomorsk liegt am Weissen Meer, einer weiten Bucht des nördlichen Eismeeres. Die Besiedlung begann bald nach dem Rückgang der letzten Gletscher, doch obschon es sich bei dem Ort um die Hauptstadt der Region handelt, sind wir erstaunt, wie wenig Häuser es gibt und noch weniger Infrastruktur. Eine Handvoll Läden, ein paar Apotheken, Bank und Post und ein Gasthaus, in dem wir mittagessen wollen, ist alles was wir finden.

    Der Plan mit dem ausgiebigen Mittagessen scheitert kläglich und lässt meine Laune wieder mal absinken. Kaum haben wir die schwere Metalltür geöffnet, finden wir uns in einer komisch anmutenden Bar wieder, und der Kellner dreht auch noch das Licht runter, das nur noch schummrig blau wirkt, während am TV halbnackte Tänzerinnen aufwarten. Mir ist mulmig zu mute und mein Appetit auf einmal vergangen, und wir entscheiden uns, der Intuition zu folgen und aufs Essen zu verzichten, zumal es auch keine anderen Gäste hat.

    So versuchen wir unser Glück an der einzigen Tankstelle im Ort, doch da gibt es nur einen Kaffeeautomaten. Also bleibt nichts anderes übrig, als im Regen zu picknicken, um wieder etwas bessere Laune zu bekommen. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Rückweg und folgen dann der E105 weiter Richtung Norden.

    Nach etwa einer Stunde Fahrt taucht bei der Verzweigung nach Kem eine grosse Tankstelle auf, an der Hochbetrieb herrscht. Jeder der hier durchkommt, hält an. Hier trifft man sich, füllt die Benzinvorräte auf und es gibt endlich auch ein Restaurant mit allem was das Herz begehrt. So kommen wir zu einem zweiten Mittagessen, welches auch gleich noch für den Abend reicht, und bald schon erweist es sich als Segen, dass wir uns die Zeit für die Pause genommen haben.

    Die Strasse wird nämlich zunehmenden schlechter und über gut 100 km ist sie eine einzige Baustelle mit ewig langem Stau und Fahrten im Schritttempo. Auf der Gegenfahrbahn stehen Kilometerweise LKW's und PKW's und die Fahrer haben sich schon draussen zum Rauchen und Plaudern versammelt, bis es endlich wieder weitergeht.

    Nach und nach ändert sich auch die Landschaft. Die Bäume werden kümmerlicher, Sumpf beginnt zu dominieren. HIn und wieder taucht ein See darin auf, und das diffuse LIcht tut sein übriges, um die Wildnis noch dramatischer erscheinen zu lassen. Stundenlang kommt rein gar nichts mehr, und ich bin bald schon froh, dass noch andere Autos unterwegs sind.

    Abends um 19 Uhr treffen wir endlich in Chupa ein, wo wir wiedermal unsere Unterkunft suchen müssen und Google nichts nützt. Zum Glück sind die Menschen so hilfsbereit und schon bevor wir überhaupt fragen, kommen sie zu uns um sofort bei der Unterkunft anzurufen und uns den Weg zu erklären. Auch hier sind wir wohl die ersten Schweizer und der Check-inn nimmt lange Zeit in Anspruch, wir müssen diverse Fragen beantworten, Pass und Migration Karte werden kopiert, es wird dokumentiert wann wir wo waren und wann wir noch wohin gehen wollen, und das ganze müssen wir noch mit Unterschrift bestätigen, bevor wir endlich unsere Zimmerschlüssel erhalten und todmüde ins Bett fallen.
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  • Day 7

    Chupa

    August 5, 2018 in Russia ⋅ ⛅ 16 °C

    Unsere heutige Etappe ist nur rund 200 km lang und wir haben genug Zeit, die Umgebung zu erkunden. Als erstes schauen wir uns Chupa etwas näher an, die Ortschaft, in der wir die Nacht verbrachten. Es gibt eine Hauptstrasse mit ein paar Steinhäuser, ansonsten besteht es wie bisher alle Orte die wir gesehen haben, aus kleinen uralten Holzhäusern, die kreuz und quer verstreut um die Bucht angesiedelt sind.

    Die Natur hier ist wunderschön, und nur ein paar Minuten nach der Ortschaft findet man tolle wilde Campingplätze direkt am Meer. Die Nadelbäume und Sträucher erfüllen die Luft mit einem hervorragenden, frischen und würzigen Duft. Das Wetter ist ein bisschen besser, zwar hängen noch dunkle Wolken am Himmel, aber wenigstens schüttet es nicht mehr in Strömen und die Temperatur von 16 Grad ist ohne Wind auch angenehm.

    Chupa wäre für mich definitiv ein Ort um länger zu bleiben. Obschon es kaum Infrastruktur hat, ist seine Atmosphäre äusserst angenehm und ich könnte mir gut vorstellen, in so einem hübschen Häuschen zu leben. Mit eigenem Garten, dem Anschluss ans Meer und einem Lebensmittelgeschäft hat man doch schon das meiste, das man braucht. Und ja: Internet geht auch, also alles paletti!
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