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  • Day 2

    Busfahrt von Rocky Bay nach Oneroa

    June 17, 2017 in New Zealand ⋅ 🌙 11 °C

    Als es dann dunkel wird, verlassen wir die einsame Bucht über eine lange Holztreppe und müssen anschließend ein zu der Treppe gehörendes Privatgrundstück (zum Glück war niemand zu Hause) überqueren. Schließlich erreichen wir die Haltestelle und sind überglücklich den dort schon wartenden Bus anzutreffen.

    Der Bus selbst steht komplett unbeleuchtet an der Haltestelle. An der geschlossenen Tür angekommen, klopfe ich leicht an dieser und ein alter Typ mit langem, zotteligem Bart (Aussehen in etwa wie der Tänzer von Helge Schneider) schaut uns, nur von dem Display seines Smartphones beleuchtet, mit grimmigen Blick an und signalisiert uns mit einer kurzen, aber eindeutigen, Handbewegung, dass wir warten sollen. Nach einer gefühlten Minute öffnet er die Tür und kassiert uns wortkarg ab. Wir sind uns einig, dass der Mann, für Neuseeländer eher untypisch, nicht gut drauf zu sein scheint und dass die Gesamtsituation einen ziemlich gruseligen Charakter an sich hat.

    Einen Moment später klopft auch das deutsche Pärchen von der Bucht an die Tür des Busses und das oben beschriebene Szenario wiederholt sich...sehr gruselig alles.

    Um die Stimmung etwas aufzulockern machen wir Witze darüber, dass der echte Busfahrer mit aufgeschnittener Kehle im Busch liegt und dass das unsere letzte Busfahrt wird.

    Kurze Zeit später setzt sich der Bus in Bewegung und wir fahren durch die Finsternis. Der Fahrer hat nur im hinteren Teil des Busses die Innenbeleuchtung eingeschaltet was zur Folge hat, dass man draußen nichts sieht, da keine Straßenbeleuchtung vorhanden ist. Gruselig. Der vordere Teil des Busses und besonders der Fahrersitz sind unbeleuchtet, so dass man von dem Fahrer, auch nicht über den Spiegel, der oben in der Mitte zur Beobachtung der Fahrgäste angebracht ist, ebenfalls nichts sieht. Sehr gruselig.

    Der Busfahrer fährt wie ein Henker, gefühlt doppelt so schnell wie sein Kollege auf der Hintour, die allerdings bei Tageslicht statt fand. Nach ca. 10 min biegt der Fahrer auf ein schlecht befestigtes und vor allem auch schlecht beleuchtetes Gelände ein, stellt den Bus vor einer größeren Halle mit laufenden Motor ab und verlässt das Fahrzeug wortlos. Spätestens jetzt wäre es an der Zeit sich die Hosen nass zu machen, doch glücklicherweise kennen wir das Gelände schon von der Hintour. Es handelt sich um das Busdepot, an dem wir heute schon ein Mal gehalten haben.

    Nachdem wir schon überlegt hatten den Bus zu kapern und uns davon zu machen, kommt der Fahrer mit einer zusammen gefalteten Zeitung wieder zurück. "Da ist doch ne Knarre drin, nein, ne Machete!" scherzen wir weiter.

    Im nächsten Dorf angekommen, "Endlich wieder Zivilisiation, endlich wieder beleuchtete Straßen!", hält er nach einer Kreuzung plötzlich am Straßenrand vor ein paar Geschäften an und rennt davon um nur wenige Augenblicke später mit einer ofenfrischen Pizza in der Hand wieder einzusteigen. Sein Kommentar dazu beim Losfahren: "I need to eat, or I die." Und wir dachten schon wir müssten heute sterben.

    Die Laune und der Fahrstil des Busfahrers verbessern sich schlagartig. Vermutlich hatten wir ihn an der Bushaltestelle nur in seiner Pause und beim Bestellen seiner Pizza gestört und vielleicht ist es auch nicht üblich schon Minuten vor Abfahrt in den Bus einzusteigen.

    Später steigen zwei junge Bengel ein, von denen einer eine Dragonballjacke trägt. Diese Busfahrt wird immer verrückter. Zwei Haltestellen später steigt noch ein junges Mädchen dazu, haut dem Busfahrer nur kurz auf die Schulter und muss nichts bezahlen. Frage mich, ob das jetzt für oder gegen den Busfahrer spricht. 🤔

    Wieder in Oneroa angekommen und pünktlich beim Youth Rock Festival eingekehrt, stellt sich heraus, dass der Dragonballjunge der Schlagzeuger der ersten Band ist. Verrückt. Zu kostenlosen Softdrinks, frisch zubereiteten Sandwiches und leckerem Kuchen schauen wir uns mehrere Schülerbands und junge Singer-Songwriter mit Akustikgitarre an und runden somit den tollen Tag mit einer schönen Veranstaltung ab.

    Waiheke - was für eine abgefahrene Insel!
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