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  • Day 21

    Camino-Blues trifft auf May & Kaya

    June 11, 2019 in Spain ⋅ ⛅ 10 °C

    Der heutige Morgen gestaltete dich nach dem Aufstehen ziemlich zäh. Ich kenn es inzwischen zwar schon von mir, dass ich nur langsam warmlauf, aber so nach spätestens 20 Minuten ist das normalerweise vorbei. Heute hielt da leider sehr viel länger an.

    Erste Überlegungen, ob der von mir gewählte Zeitraum von sechs bis acht Wochen einfach zu lange ist, dass es kein Spaß macht die Hälfte der Zeit an Straßen entlang zu laufen, der ständig kalte Wind nervt, es permanent nur nach oben geht, nie abwärts, mein Rücken meutert, die Landschaft ähnelt sich, es gibt keine neuen Blumen zu entdecken … Bis zur ersten größeren geplanten Pause hielt dieses innere Genörgel und Gemecker an, ich wollte mich in der Pause schon hinsetzen und alles aufschreiben, um zu überlegen, wie ich jetzt weiter vorgehen soll.

    Kurz vor der ersten Kaffeebar kam dann ein schwarzer Hund – Größe mittleres Kalb – fröhlich bellend auf mich zu galoppiert. Vor Hunden habe ich normalerweise ziemlich Respekt, vor allem, wenn sie nicht angeleint sind. Da tauchte aber die pinke May auf und da war klar, dass ich ihre Hündin Kaya vor mir hatte.

    Wir haben uns schon vor ein paar Tagen kennen gelernt- die Identifikation ist sehr einfach anhand der Kleidung, da jeder eigentlich nur zwei Garnituren dabei hat, eine für den Tag, eine für den Abend - sind uns immer wieder begegnet, weil sie ähnlich langsam unterwegs ist, wie ich. Sie hatte offensichtlich Redebedarf, die letzten zwei Wochen war sie mit ihrem Freund unterwegs gewesen, der jetzt wieder arbeiten muss.

    Die Unterhaltung führten wir in einem Gemisch aus englisch und spanisch – ihr englisch ähnlich „fließend“ wie mein spanisch -, aber es ist erstaunlich, wie gut das dann doch mit Gestik, Mimik und Google-Übersetzer funktioniert.

    Wie sind dann ein ganzes Stück gemeinsam gelaufen, bis sie dich dann auf die Suche nach einer Unterkunft machen müsste, was sich mit einem Hund nicht ganz so einfach gestaltet. Bin mal gespannt, wann wir uns das nächste Mal wieder über den Weg laufen.

    Jedenfalls war danach mein Camino-Blues erst Mal verflogen. Mal schaun, ob er sich noch mal meldet. Ich hab jedenfalls davon schon gelesen, dass er manche trifft, wenn sozusagen allmählich immer mehr Routine in den Pilgeralltag eintritt. Ich wird sehen, wie sich das entwickelt.
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