Satellite
  • Day 15

    Koh Lanta Animal Wellfare

    April 18, 2015 in Thailand ⋅ ☀️ 18 °C

    Zweifellos müsste ich jetzt als echter foodie lang, ausschweifend und absolut appetitanregend über den gestrigen Kochkurs schwärmen. Euch erzählen, warum die Vorbereitungsanweisung „KILL-IT!“ für manche Gemüsesorten ganz essentiell ist, warum ungekochter Reis eine wunderbare Zutat sein kann, warum man als thailändischer Koch nur zwei Messer braucht und eines davon anmutet, als sei es ein schauerliches Requisit für einen Splatterfilm, oder wie man mithilfe eines Mörsers herausfinden kann, ob die Qualitäten als Ehefrau wirklich ausreichend sind. Und vor allem: Warum wir beiden Rookies eigentlich nur ein Viertel der Schärfe aushalten können, die ein sechsjähriges Mädchen locker wegfuttert. Das wird aber nicht an dieser Stelle passieren. Von Essen schreiben macht mindestens genauso hungrig wie vom Essen zu lesen. Deshalb ist jeder eingeladen, mit Zutaten für Mieng Kham, „Larb“ Salad, Phad Phed Goong, Khao Phad Pak und Gaeng Keow Wan Gai bei uns vorbei zu kommen und sich bekochen und unterhalten zu lassen.

    Stattdessen kommt jetzt ein Thema, das nichts für Katzen- oder Hundehasser ist! In jedem Urlaub, der sich über einen längeren Zeitraum als zwei Wochen erstreckt, kommen zumindest bei mir irgendwelche Gelüste auf, die aufgrund geografischer Verortung nunmal nur sehr schwer zu befriedigen sind. Quasi Heimweh in spezifischer Ausprägung. In Schottland misste ich die Äffchenkatze besonders (allerdings passiert das in jedem Urlaub, nur gab es in Schottland nichts anderes, an dem es mangelte), in Vietnam entwickelte ich einen unstillbaren Heißhunger auf Schwarzbrot mit Käse, der sich auch in Kambodscha nicht vertreiben ließ. In den USA fehlten mir meine Freunde (sic!) und hier fehlt mir tatsächlich am meisten, mich eng an David gekuschelt in eine muckelige Decke einzurollen. Die Hitze lässt es einfach nicht zu. Doch auch das Katzen-Heimweh drohte langsam, aber unaufhaltbar durchzubrechen. Ein paar Katzen haben wir schon auf den Straßen gesehen, aber das Gefühl, was einem Katzenkraulen gibt, können die auch nicht ersetzen. Time for Lime – dort fand der Kochkurs statt – lieferte uns allerdings prompt ein großartiges Ausflugsziel. Das Restaurant mit angeschlossener Kochschule (hier liefen schon erstaunlich viele Samtpfötchen herum, was aber niemand störte) hatte vor etwa zehn Jahren ein Tierheim (http://www.lantaanimalwelfare.com/) errichtet und lässt bis heute seine Gewinne in eben jenes fließen. Tolle Sache, dachten wir uns und fuhren heute hin. Dort angekommen nahmen wir an einer Führung durchs Tierheim teil und erfuhren viel über die Arbeit dort. Freiwillige Helfer sind unverzichtbar, diese verpflichten sich für mindestens einen Monat und müssen ordentlich anpacken, um den Laden am Laufen zu halten. Wie die meisten Tierheime kämpft man auch hier mit ständiger Überfüllung, den knapp bemessenen Geldmitteln und leider auch der Grausamkeit der Leute. Besonders Hunde haben es auf Koh Lanta schwer, sie kamen durch Gastarbeiter aus anderen Teilen Thailands auf die Insel und werden dann oft zurückgelassen. Die einheimische Bevölkerung ist zwar größtenteils angetan von Katzen, aber Hunde werden leider oft misshandelt oder ausgesetzt. Mit viel praktischer und öffentlicher Arbeit versucht man aber trotzdem, all den gestrandeten ein „happy life“ zu ermöglichen. Mit Erfolg, wie wir finden. Die meisten Hunde wurden zu Rudeln zusammengeschlossen, die immer von einem älteren Rüden geführt werden und durch ein schlaues Rotationssystem die verschiedenen Ausläufe des Tierheims an einem Tag durchlaufen. Dadurch haben sie ständig neue Gerüche und Spielsachen vor der Nase und entwickeln kein Territorialverhalten. Und alle bleiben entspannt. Eine Hand voll Hunde, die nicht so auf den Rudelquatsch stehen haben ihre privaten Räumlichkeiten und werden nacheinander zum Austoben auf eine Freifläche gelassen. Darüber hinaus werden die Tiere in die ganze Welt vermittelt, ein geschmiert laufendes System des Transfers macht das unglaublich einfach.

    Und die Katzen? Na die laufen, liegen, kugeln, spielen und schlafen natürlich einfach überall herum. Katzen auf Stühlen, Katzen in Krügen, auf Bänken, auf dem Boden, in Regalen. Und alle furchtbar verschmust. Unsere finnländische Führerin beschrieb die europäischen Katzen als grumpy und die thailändischen als unwahrscheinlich freundlich und anhänglich. Sie würden sogar unheimlich gerne auf den Arm genommen! Und was soll man sagen, sie hat Recht. Nach der Führung und anschließenden Katzenkuscheln fuhren wir dann mit aufgeladenen Katzen-Kraul-Batterien wieder gen Swimming-Pool, wollen aber noch einmal an einem Nachmittag vorbei kommen, um mit einem Hund spazieren zu gehen. Wir werden auch eisern sein und keinen adoptieren. Fast versprochen!
    Read more