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  • Day 132

    Nashville

    June 18, 2022 in the United States ⋅ ☀️ 30 °C

    Am Morgen hieß es dann schnell alles einpacken und ab nach Nashville, Tennessee. Wir kommen gegen 15 Uhr dort an, haben aber auf dem Weg noch eine Zeitzone überquert und ich damit eine Stunde länger Geburtstag 🥳🤩.

    Nashville ist bekannt als „The Music City“ schlechthin und gilt mit seinen ca. 700.000 Einwohnern als eine der am schnellsten wachsende Stadt in den USA.
    Der wohl berühmteste Musiker, der hier für einige Zeit zu Hause war, ist Jonny Cash und das kann man auch an jeder Ecke sehen. Aber auch andere Künstler wie Bob Dylan, Neil Young, The Byrds, Leonard Cohen oder Simon and Garfunkel folgten und bedienten sich der Nashville Cats, der Top-Studiomusiker der Stadt.
    Der Broadway mit seinen Honky Tonks (Bars, die Country-Musik zur Unterhaltung ihrer Gäste bieten) ist die Country-Hauptstraße. Tagtäglich, von Mittag bis weit nach Mitternacht, gibt es in den Kneipen Livemusik. Die Bands spielen nur für Trinkgeld und die Chance, entdeckt zu werden.

    Unweit dieses berühmten Broadway, können wir das Wochenende umsonst parken und auch schlafen. Der Platz befindet sich direkt am Cumberland River und gegenüber des riesigen Footballstadions der Tennessee Titans. Leider ist die Saison bereits vorbei. Im Open-Air-Stadion finden das ganze Jahr über auch Konzerte und andere Veranstaltungen statt, so wie auch dieses Wochenende. Am 19.06 ist zum einen der amerikanischer Vatertag und seit 2021 wird außerdem der sog. Juneteenth (offiziell Juneteenth National Independence Day; auch Black Independence Day, Jubilee Day, Emancipation Day) begangen. Dieser Gedenk- und Feiertag gilt zur Erinnerung an die Befreiung der afroamerikanischen Bevölkerung der Vereinigten Staaten aus der Sklaverei, wonach am 19. Juni 1865 die sog. Union Soldiers die Nachricht an die noch versklavten Menschen in Galveston, Texas überbrachten, dass sie frei seien. Mit diesem Tag ist das effektive Ende der Sklaverei in den USA gekennzeichnet. Da der 19.06.2022 auf einen Sonntag fällt, wird er zudem auch am Montag, den 20.06.2022 als Feiertag gefeiert.

    Und so hören wir jetzt schon das Festival aus dem Stadion gegenüber, tauschen noch schnell die Camper- durch „Ausgeh“Kleidung und steuern los in Richtung Innenstadt. Schon an der ersten Kreuzung zum Broadway werden wir fast erschlagen. Hier ist vielleicht was los. Während wir noch dachten, um die ruhigere Mittagszeit hier angekommen zu sein und gemütlich in den Samstagabend starten zu können, tummeln sich hier bereits unzählige Touristen und Einheimische, in jeder Bar spielen Countrybands Livemusik und ein Junggesellinnenabschied nach dem anderen fährt in offenen Bussen an uns vorbei. Na, das kann ja heiter werden 😜.

    Wir finden eine relativ leere Bar, bestellen uns ein eiskaltes Bier, mit dem wir noch mal auf den Geburtstag anstoßen, lauschen der Band und beobachten die anderen Gäste in ihren Cowboystiefeln ☺️. Die Stimmung ist super und als langsam die Sonne untergeht ziehen wir weiter. Ich muss zwischendrin zum Auto zurück, um mir einen Pulli zu holen, obwohl draußen noch locker 30 Grad herrschen. Die Bars und Restaurants sind aber so dermaßen runtergekühlt, dass ich jedes Mal nach kurzer Zeit mit einer Gänsehaut da sitze 🥶 (gleiches gilt im Übrigen auch regelmäßig für die Supermärkte hier). Den anderen Leuten scheint das allerdings nichts auszumachen 🤷🏻‍♀️, ich denke aber, man übertreibt es hier ein wenig 😅🙈.

    In einem anderen Lokal kommen wir mit einem netten jungen Mann, Ende 20 ins Gespräch, der ursprünglich aus Chicago kommt, aber wegen der in Tennessee nicht geltenden bundesstaatlichen Einkommensteuer nach Nashville gezogen ist. Er will wissen wo wir herkommen und wir reden ein wenig über die Unterschiede zwischen Deutschland und den USA. Da wir hier überall die „Waffen verboten“ Schilder an den Türen sehen, kommen wir natürlich auch zu diesem Thema. Er sieht zwar auch ein, dass es vielleicht etwas irrsinnig erscheinen kann, wie leicht man legal eine Waffe besitzen kann und im Vergleich dazu zum Beispiel die Alkoholgesetze zum Teil unfassbar streng sind (es wird wohl noch eine Übersicht über unseren schrägsten Erlebnisse zum Ende der USA Reise geben). Er selbst hat aber natürlich auch eine „kleine“ Waffe, zur Selbstverteidigung, wie er sagt und lädt Manu auch sofort ein, einmal im Wald ein bisschen schießen zu gehen 🙈🤯. Wie das aber zu (meinem) Glück so oft mit Barbekanntschaften ist, verabschiedet er sich irgendwann und wir hören nie wieder etwas von ihm 😜.

    Der Abend endet pünktlich um 3 Uhr nachts, die Sperrstunde wird strickt eingehalten und so gehen wir in der nächtlichen Sommerluft zu unserem fahrbaren Zuhause zurück. Wir schlafen mehr oder weniger gut, mit leicht geöffnetem Kofferraum für wenigstens etwas Luft und werden auch nicht gestört.

    Der nächste Tag beginnt entsprechend müde, die Hitze lässt aber ein Ausschlafen nicht zu. Es wird hier momentan ein Hitzerekord nach dem anderen gebrochen und wir beschließen daher, das klimatisierte „Bayerische Bierhaus“ am Stadtrand und mit wenigen Leuten zu besuchen, um einmal zu sehen, wie die Amerikaner unsere Küche interpretieren 😝. Das Bier ist gut, die „Käsespätzle“ - eher nicht so, der Apfelstrudel super (vermutlich, weil nicht selbstgemacht) 😜 und ansonsten gibt es auch viel Lustiges zu sehen und hören 🤣🙈.

    Zum Abschluss des Sonntags wollen wir uns dann noch das Fußballspiel von Nashville SC gegen Kansas City anschauen, was sich als totaler Reinfall herausstellt. Uns ist schon klar, dass „Soccer“ nicht DER Nationalsport in den USA ist. Aber während die sportliche Leistung bei uns mal wieder eher Kreisliganiveau hat, haben die Fans in Kolumbien wenigstens alles rausgerissen. Hier scheint so ein sonntägliches Erstligaspiel eher ein nettes Come together mit viel Essen zu sein 🙈🙈. Dabei fängt alles ziemlich vielversprechend an, mit Feuerwerk, live Auftritt von irgendeinem Musiker, live gesungener Nationalhymne und noch mehr Feuerwerk. Aber dann kommt leider nichts mehr, so dass wir dann auch das Spiel zur Halbzeit verlassen und sind früh schlafen gehen.

    Am Montag besuchen wir nur noch das Grab von Jonny Cash und seiner ganzen Familie und fahren danach raus aus der Stadt, kühlen am Old Hickory Lake etwas ab, beobachten einen Waschbär beim
    Fressen und planen die weitere Route.

    Wir haben uns aufgrund der horrenden Preise für jegliche Museen und auch, weil wir nicht die totalen Country Musik Fans sind, dafür entschieden, weder das Jonny Cash Museum noch die Country Music Hall of Fame zu besuchen und freuen uns erstmal wieder auf etwas Natur.
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