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  • Day 162

    Namib Wüste

    July 18, 2022 in Namibia ⋅ ☀️ 28 °C

    Von Lüderitz ging es dann nach der kleinen Bootsfahrt am Morgen weiter Richtung Norden in die Namib Wüste. Die Strecke ist schon richtig schön und wir sehen zahlreiche Oryx Antilopen und Zebras auf den unendlich weit wirkenden Feldern rechts und links der Straße grasen. Kurz vor unserem Ziel müssen wir dann nochmal anhalten und unseren ersten platten Reifen wechseln 😞. Zum Glück ist KFZ-Mechaniker Besel zur Stelle und so können wir schon nach nur wenigen Minuten die letzten 30 km weiterfahren.

    Wir haben uns hier gezwungenermaßen in einer etwas nobleren, aber noch günstigsten Lodge einquartiert, da wir unsere Campingsachen noch immer nicht haben, was uns hier ganz besonders nervt. Zum einen könnten wir ansonsten innerhalb des Nationalparks mit ein paar schönen Wildtieren campen, im Morgengrauen vor den Reisegruppen bereits in Richtung Dünen losfahren und zum anderen auch mal bei wirklicher Dunkelheit die Sterne bewundern. Die Lodges im Park kosten aber leider ein Vermögen, sodass wir eine halbe Stunde vom Park in einer für uns immer noch sehr luxuriösen Unterkunft nächtigen. Das Zimmer ist toll, zum Abendessen gibt es ein wahnsinnig leckeres Menü und so machen wir das Beste draus und genießen den Luxus und das super bequeme Bett. Von der Terrasse bekommen wir auch noch einen schönen Sonnenuntergang geboten und der Sternenhimmel mit der deutlich sichtbaren Milchstraße ist auch hier doch beeindruckend.
    Während wir beim Abendessen sind, schlägt die gute Fee des Hauses die Betten auf, lässt das Moskitonetz herunter und neben einem kleinen Betthupferl gibt’s sogar noch eine gute Nacht Geschichte 😍.

    Am nächsten Morgen holen wir schnell unser Lunchpaket ab und sitzen dann um halb sieben im Auto auf dem Weg in die Namib Wüste, genauer gesagt ins Sossusvlei. Eigentlich ist das Sossusvlei eine bestimmte ausgetrocknete Tonpfanne, wie auch das Deadvlei, das wir später noch besuchen, allerdings wird mittlerweile das ganze Gebiet hier so genannt.

    Die Namib Wüste entstand vor rund 80 Millionen Jahren und ist damit die älteste Wüste der Welt und gilt aufgrund ihrer Trockenheit, häufigen Sandstürmen und extremen Temperaturschwankungen als eine besonders unwirtliche Gegend auf der Erde. Der Grund für die extreme Trockenheit der Namib Wüste ist auf die sehr kalten Meeresströmungen in Küstennähe zurückzuführen. Der Benguela-Strom kommt aus der Antarktis und sorgt ganzjährig für kühle Wassertemperaturen an Namibias Küsten. Dafür ist der Strom sehr fischreich und bietet eine umfassende Nahrungsgrundlage für die Menschen und auch für die Tiere der Region. Ganz ähnlich ist das Phänomen in der ebenfalls extrem trockenen Atacamawüste in Südamerika, die wir damals ausgelassen haben.

    Im Norden, in Angola beginnt die Namib Wüste und erstreckt sich über 2.000 Kilometer weit in den Süden, bis zum Oranje. An der breitesten Stelle ragt die direkt am Meer beginnende Wüste bis zu 160 Kilometer in das Land hinein. Durchschnittlich liegt die Wüste rund 500 Meter über dem Meeresspiegel und erreicht am Tag Temperaturen über 50 Grad. In der Nacht fallen diese unter den Gefrierpunkt – daher sind Temperaturschwankungen um die 70 Grad täglich in der Namib Wüste keine Seltenheit. Das Sandmeer, also der Bereich der Sanddünen in der Namib Wüste, wurde von der UNESCO als Welterbe eingestuft und besitzt eine Fläche von etwa 30.000 Quadratmetern, weitere 10.000 Quadratkilometer sind als eine Übergangszone deklariert worden.

    Wir kommen kurz nach sieben Uhr am Parkeingang und den noch geschlossenen Toren an. Eine knappe halbe Stunde müssen wir hier warten, die Schlange der wartenden Autos hinter uns wird immer länger und wir können es kaum noch erwarten. Als es endlich los geht, fahren wir nochmal ca. 40km und sehen so langsam die ersten orangefarbenen Dünen vor uns in der aufgehenden Sonne leuchten.
    Der erste Stop ist die sogenannte Düne 45, die wir nun erst einmal besteigen. Wir merken schnell, wie anstrengend es ist, durch den super feinen Sand bergauf zu steigen, aber wir kommen relativ schnell auf der „Spitze“ an und sind sogar plötzlich ganz alleine, da die ganz frühen Besucher bereits auf der Weiterfahrt sind.
    Und dann, hier oben angekommen, wissen gar nicht, wo wir zuerst hin schauen sollen und knipsen uns die Finger wund. Schon der Ausblick von dieser ersten Düne ist atemberaubend schön.

    Als der zweite Schwung Besucher kommt, geht es für uns wieder bergab und mit dem Auto noch knapp 20 km weiter bis zum offiziellen Parkplatz. Ab hier kommt man nur noch mit Allradantrieb weiter, aber es gibt zum Glück ein paar „Shuttle-Sheeps“ die uns die letzten 5 km bis zur „Big Daddy“ Düne und dem Deadvlei bringen, den eigentlichen Highlights in diesem Teil der Wüste.

    Die Düne „Big Daddy“ ist mit ihren rund 350 Metern die höchste Sanddüne der Erde und genau auf diese wollen wir hoch steigen (es gibt noch die -natürlich- etwas kleinere „Big Mamma“ Düne - wer sich das wohl wieder ausgedacht hat 🙄).
    Wir sehen schon von weitem, dass die Düne wirklich groß ist, die Menschen, die bereits auf ihr herum wandern, sehen winzig klein aus und wir sind doch sehr beeindruckt. Aber das schreckt uns nicht ab und so stapfen wir los, schauen uns immer wieder ungläubig um und sind gut durchgeschwitzt nach ca. 1 Stunde am „Gipfel“ angekommen. Und jetzt zeigt sich uns wirklich eine atemberaubende Landschaft, ich bilde mir ein, den Atlantik in der Ferne zu sehen und vor uns liegt das Deadvlei wie eine weiße Oase.
    Das Deadvlei ist (wie das Sossusvlei) eine trockenliegende Endsenke und Tonpfanne des Wüstenflusses Tsauchab.
    Wir machen hier oben eine kleine Pause und genießen einfach nur die Aussicht.
    Um dann ins Deadvlei hinunterzukommen, kann man natürlich die Düne auf dem selben Weg, wie man sie bestiegen hat, wieder hinunter laufen. Man kann aber auch einfach die Steilseite mit ganz viel Spaß herunterrennen, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen 😜.
    Es ist wirklich steil und und die Schuhe füllen sich langsam immer mehr mit Sand, während wir weiter und weiter hinunterrennen. Wir sind ganz erstaunt, wie mega anstrengend das ist und wir lange auch dieser Weg ist. Mit einem letzten Endspurt, den Manu gewinnt 🙄🙈, treten wir dann plötzlich auf diese steinharte Tonpfanne und müssen erst einmal durchatmen und den Sandkasten aus den Schuhen schütten. Der Blick zurück macht dann nochmal deutlich, wie hoch wir eigentlich waren.

    Und da stehen wir dann im Deadvlei.
    Charakteristisch und namensgebend für das Deadvlei sind die vielen abgestorbenen Kameldornbäume. Aufgrund der extremen Trockenheit verrotten sie nur sehr langsam und sind deshalb bis heute erhalten. Radiokarbondatierungen des Holzes ergaben, dass die Baumgerippe ein Gesamtalter von rund 850 Jahren haben, und dass die Bäume in der zweiten Hälfte des 14. und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts abstarben. Sie bezeugen auch, dass der Tsauchab vor über 600 Jahren mehr bzw. öfter Wasser geführt haben und es seinerzeit im Deadvlei feuchter gewesen sein muss.
    Wir spazieren hier umher, blicken immer wieder hinauf auf die uns umgebenden Dünen und können es kaum fassen, dass wir in der Wüste stehen. Die Kameldornbäume erscheinen hier völlig unwirklich, geben aber tolle Fotomotive ab in dieser Senke inmitten der riesigen Dünen. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie hier einst ein richtiges Wasserloch gewesen sein soll.

    Bevor es zurück zu unserem Auto geht, fährt uns der Jeep noch kurz zur Big Mamma, vor der sich sogar momentan ein Wasserloch befindet. Der erfahrene Fahrer teilt uns mit, dass dies vielleicht alle 10-15 Jahre passiert, dass sich hier das Wasser sammelt, so genau könne man das nicht sagen. Wir haben auf alle Fälle das Glück, die doch recht große Wasserstelle hier sehen zu können, auch wenn man kaum begreifen kann, wo das Wasser in dieser Gegend herkommen soll 😨.

    Und dann geht es hungrig zurück zum Auto, wo wir uns erstmal über unser Lunchpaket hermachen, bevor wir zurück in unserer Lodge fahren und das Angebot von kostenlosem Kaffe und Kuchen auch ausnutzen und uns in die Mittagssonne Namibias an den Pool legen. Vor dem wiederum köstlichen Menü zum Abendessen, organisieren wir mit unserer Autovermietung, wo wir am nächsten Tag einen neuen Ersatzreifen besorgen können und lassen den Abend dann gemütlich ausklingen. Dünenbesteigungen sind doch ganz schön anstrengend 😅.

    Am nächsten Morgen ruft die Dame an der Rezeption freundlicherweise für uns noch einmal am Flughafen an, um eventuell etwas über unsere vermissten Campingsachen in Erfahrung zu bringen. Leider kommt sie auch nicht weiter, verspricht uns aber, es noch weiter zu versuchen und unsere nächste Unterkunft ebenfalls zu informieren 🥰.
    Wir verlassen anschließend (etwas wehmütig) diese schöne Unterkunft und holen unseren neuen Ersatzreifen an einer kleinen Tankstelle ab, wo schon ein paar weitere Autos auf die selbe Hilfe warten 😅. Platte Reifen stehen hier, egal mit welchem Wagen, auf der Tagesordnung und nach einer kurzen Wartezeit und fachmännischen Handgriffen, liegt ein neuer Ersatzreifen im Auto. Alle vier Räder werden nochmal auf 2,2 Bar aufgepumpt und dann können wir auch schon weiter in Richtung Swakopmund fahren.
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