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  • Day 331

    NZ - A Big Year of Experience

    October 6, 2017 in New Zealand ⋅ ☁️ 13 °C

    Knapp nach einem Jahr (11 Monate) bin ich wieder da, wo alles angefangen, in Auckland.

    Das Auto habe ich auf einem bewachten Parkplatz abgestellt. Chris, ein Kumpel aus Berlin, wird das Auto in einem Monat in seine Obhut nehme und hoffentlich soviel Spaß damit haben, wie ich es hatte.

    Jetzt sitze ich hier am Flughafen, habe meine letzten 20 $ in einen frisch gepressten Orangensaft und eine Chicken-Spinat-Tasche investiert.

    Es kommt mir so vor als ob es gestern gewesen sei, dass ich mein Fuß auf neuseeländischen Boden gesetzt habe. Ich hatte mir keine großen Pläne gemacht. Mir war klar ich wollte zum ersten Mal in meinem Leben etwas ganz alleine auf die Beine stellen. Bisher, und dafür bin ich sehr dankbar (Danke Mama & Papa :)), wurde ich immer finanziell und auch anderweitig unterstütz. Nun war die Zeit gekommen es 100% alleine zu schaffen.

    Ich hatte mir die letzten 2 Monate in Deutschland knapp 5.000€ zusammen gespart. Ich habe tagsüber bei Mise n Place (Service in der gehobenen Gastronomie ) und nachts bei einem Freund in der Sicherheitsfirma (Objektschutz) gearbeitet. Da im November die meisten Travler nach NZ kommen, war es schwierig einen passenden Van zu einem guten Preis zu bekommen. So habe ich mich mit Marcel, meinem Travelmate für die nächsten 6 Monate, zusammen geschlossen und wir haben uns einen grauen Honda Lagreate aus dem Jahr 1999 gekauft.

    Zunächst sind wir in den Norden aufgebrochen. Ohne Plan und ohne Ziel. Jeden Tag sind wir an einem anderen traumhaften Strand aufgewacht, haben tagsüber eine Wanderung unternommen oder sind durch die malerische Kulisse gedüst. Es war so, wie man sich das Traveln vorstellt.

    Es heißt Work & Travel. So haben wir uns nach Arbeit umgesehen und sind in Kerikeri gelandet. Wir fanden ein Zuhause in der Hideaway Lodge. Bryan der Eigentümer unterstützt einen bei der Jobsuchend, so geht er nicht ganz uneigennützig sicher, dass stets Geld für die zu leistende Miete vorhanden ist. Marcel und ich haben für 90$/p.p/Woche im Auto geschlafen und könnten Duschen, Küche und Poolhaus Netzen. Arbeit fanden wir bei Pollination Kerikeri. Es handelt sich um eine Honigfabrik, die spezialisiert ist, durch die Bienen die Obstbäume bei den unterschiedlichen Orchards (Obstbauern) zu befruchten. Unsere Aufgabe war es die Bienenkästen, in welchen die Bienenwaben stecken, von Wachs- und Honigresten zu befreien, abzuschmirgeln, zu streichen und neu zu markieren. Somit waren die Bienenkästen einsatzbereit für die neue Saison. Zum Schluss durfte ich sogar bei der Honigherstellung (Extraction) mithelfen.

    Die Lodge ermöglichte ein Aufeinandertreffen von jungen Menschen aus der ganzen Welt. Vorwiegend waren aber Deutsche & Franzosen dort. Einige Exoten aus Peru, Brasilien, Chile, Japan, Holland, Spanien und Vanuatu waren auch vertreten. Es war eine gute Zeit mit Poolparty's, Beerpong, Flankyball, Pool und Volleyball. Aus dieser Zeit stammen die meisten Reisebekanntschaften.

    Nach 3 Monaten arbeiten und erkundschaften des Nordlands brachen wir zu viert auf Richtung Süden. Marcel, Max, Felipe und ich starteten zunächst in 2 Autos die Westküste nach Auckland herunterzureisen. Nach einer Woche mussten wir das Auto von Max mit einem Motorschaden in Auckland zur Reparatur stehen lassen und sind zu viert in unserem Van weitergefahren. Die Coromandel Halbinsel war unser Ziel. Vom Wetter etwas in Stich gelassen, bestiegen wir einen ehemaligen Vulkan im Nebel und buddelten uns tief in den Sand des Hotwater Beaches (eine heiße Naturwasserquelle am Strand) ein. Wir lebten und kochten dabei stets zu viert in unserem Van. Allein diese Erfahrung ist unbezahlbar. :)

    Ein weiteres Highlight war das Aufeinandertreffen von 14 Freunden in einem gemieteten Ferienhaus in Gisborne, einem Surfeldorado an der Ostküste. Die Girlsbrigade lodge beherbergte uns für nahezu 2 Wochen. Neben dem Surfen, standen gemeinsames Kochen, Filmegucken, Ausflüge und einige Partyabende (eigentlich jeder) auf der Tagesordnung. Highlight hier war der Ausflug zu einer natürlichen Rutschbahn. Bei dem Stone Slight haben sich die Steine durch das Wasser über die Jahre so abgestumpft, dass ein herunterrutschen über 100 Meter möglich ist. Wir benutzten dazu große Schwimmringe und Schaumstoffsurfboards.

    Weiter ging es mit nahezu der gesamten Truppe zur vermeintlich bekanntesten Wanderung in Nz. Dem Tangariro-Crossing. Herausstechend war hier das Bezwingen des steilen, schier nicht enden wollenden Vulkans.

    Nachdem wir weiter Richtung Süden reisen und von Wellington auf die Südinsel übersetzen versuchen wir für zehn Leute in Blenheim Jobs zu finden. Nach einer Woche geben wir auf und richten unsere Aufmerksamkeit auf den nächsten Great Walk. Dieses Mal gehen wir den Abel Tasman Nationalpark an. Es handelt sich um eine viertägige Wanderung entlang der Küste. Übernachtet wurde in Zelten nur wenige Meter vom Strand entfernt. Wer denkt, man müsse zu eine der typischen Paradis-Inseln reisen, um türkisfarbenes Wasser und weiße Sandstränden zu finden, der irrt. Tagelang wandern wir entlang der Küste und jede neue Biegung gibt den Blick auf eine neue traumhafte Bucht frei. Zur Abkühlung springt man einfach in einen der im Meer endenden, kühlen Flüsse. Am letzten Tag holte uns das Wassertaxi ab und brachte uns zum Ausgangspunkt zurück. So konnten wir den Track von einer anderen Perspektive sehen. Es war schön das vollbrachte Stück Arbeit an sich vorbei rauschen zu sehen. Zur Belohnung kehrten wir zur strategisch gut gelegenen 'Crazy Tui', einer stylischen Burgerbraterei, ein.

    Wir finden ein vermeintliches Jobangebot, dass Arbeit für uns alle verspricht. Wir kommen in Christchurch an und stehen vor einem großen Haus, vor dem bereits unzählige typische Backpacker Vans stehen. Begrüßt werden wir von einem knapp 1,90 Meter großen, etwas kräftiger gebauten, brillentragenden Mann. Habe seine Namen gerade vergessen. Er verspricht uns, dass wenn wir am darauffolgenden Tag, die eintägige Ausbildung zum Traffic Controller abschließen, sofort einen gut bezahlten Job finden. Die Motivation endlich wieder Geld zuverdienen, lässt uns gemeinsam zu dem Entschluss kommen, 'wer nicht wagt - der nicht gewinnt'. So sitzen wir am nächsten Morgen in einem Konferenzraum, in einem Hotel und hören uns 8 Stunden an, wie man den Verkehr sicher in und um einer Baustelle leitet. Zu jedem Thema muss ein Test absolviert werden. Wer am Ende alle 5 Tests mit einem positiven Ergebnis abschließt, bekommt wenige Wochen später seinen Traffic Controller Level 1 Ausweis zugeschickt. Ein Traffic Controller sitzt im Endeffekt am Ende oder Anfang einer Baustelle und spielt Menschliche Ampel. Das heißt nach Absprache mit der anderen Seite der Baustelle, an der ebenfalls ein Traffic Controller steht, wird ein Stabampel auf grün oder rot gedreht! Zumindest ist das die Theorie. Im Endeffekt habe ich nämlich nie als TC gearbeitet. Ich bin allerdings an vielen vorbeigefahren. Aufgrund des Erdbebens im vergangenen November gibt es in einigen Regionen noch viele Baumaßnahmen.

    In der Zeit der Jobsuche wohnen wir in der Nebenstraße des großen Hauses. Das Haus ist bereits zu voll, das heißt es wohnen zwischen 30-40 Leute in den Haus. Die Sache ist nicht ganz legal, wie alles andere auch, wie sich am Ende heraus stellt. Wir finden Zeitungsartikel über das Haus und seinen vermeintlichen Vermieter (der brillentragende Mann) im Internet. Er soll ein Art Betrüger sein, zudem gibt es Berichte, dass er eine Anzeige wegen sexuellen Übergriffen gegenüber minderjährigen Jungs gegen ihn laufen hat. Es ist schon eine etwas komische Situation, aber da wir keine Probleme mit ihm haben und er uns bei der Arbeitssuche unterstützt, bleiben wir zunächst in dem Haus.

    Marcel, Adrian und ich bekommen ein Jobangebot in einer Werft in Nelson. Nelson liegt 2 Stunden in Richtung Norden. Also fahren wir drei wieder los. Wir verdienen in kurzer Zeit viel Geld. Es ist aber keine allzu schöne Zeit. Eine 12h Nachtschicht für 21$/h erlaubt kein wirkliches Leben. Man Arbeitet, Schläft und kocht, für mehr ist keine Zeit. Ich bin sehr froh, dass wir nach knapp einer Woche entlassen werden. Die Arbeitgeber haben festgestellt, dass unsere Schweiß-Kenntnisse (ich hatte vorher noch nie ein Schweißgerät in meiner Hand :)) nicht ausreichen.

    Zurück in Christchurch, die anderen hatte Mittlerweile ein Haus zur kurzfristigen Miete gefunden, konnten wir die Gruppe wieder zusammenführen. Ich habe das Leben in einer so großen Gruppe sehr genossen. Es hat immer viel Spaß gemacht Zeit zusammen Zeit zu verbringen und die Leute haben immer etwas irritiert geguckt, wenn wir mit so vielen irgendwo rein marschiert sind. Das besondere an der Gruppe war, dass sie sehr gut harmoniert hat, dass halte ich für nicht selbstverständlich. Und so kommt es, dass wir den anderen zu CityCare folgten. Diesen Arbeitgeber hatten sie in der Zwischenzeit gefunden. So kommt es, dass wir für knapp 2 Monate die Parks- und Gärten der Stadt Christchurch pflegen. Ich arbeite in einem Team mit Mike. Mike ist Neuseeländer, anfang 50 und macht den Job seit 3 Jahren. Zusammen fahren wir in einem kleinen LKW von Park zu Park und entfernen Unkraut und Müll. Es ist ein nettes Arbeiten und wir kommen gut miteinander aus. Wir quatschen viel und so kommt es schnell zu einem freundschaftlichen Verhältnis. Das Wochenende nutzen ich mit ein paar Leuten aus der Gruppe, meistens Hannah, Merle und Marcel, um die Umgebung kennen zu lernen. So wandern wir viel in den Bergen und am Meer entlang.

    Nach 2 Monaten spaltet sich die Gruppe nun endgültig auf. Einige haben nicht mehr soviel Zeit, da deren Work&Travel Visum ausläuft. So kommt es, dass ich mit Hannah und Merle alleine weiterreise. Wir fahren die Ostküste entlang Richtung Süden. Wir machen halt an den jeweiligen Küstenstädten und sehen uns die jeweiligen Highlights an. Das spannende sind vor allem vielen Tier die wir zum ersten Mal in freier Wildbahn erleben können. Es geht jedes Mal ein Schub Endorphine und Adrenalin durch den Körper, sobald wir einen Pinguin, Delphin, eine Robbe, einen Seelöwe oder einen Albatros entdecken.

    Genug von der Küste gesehen steuern wir ins Land hinein. Ziel ist der größte Berg in NZ, Mt. Cook. Dabei fahren wir an riesigen unnatürlich blauen Gletscherseen vorbei, in welchen sich die Berge im Hintergrund spiegeln. Für mich ist das eine der schönsten Landschaften. Am Mt. Cook angekommen, sahen wir leider nicht viel. Es war ein kleiner Schneesturm aktiv, der uns die Sicht versperrte. Außer einer 2 stündigen Wanderung zum Gletscher, in nicht winterfester Kleidung, war nicht viel zu holen. Überichs kann ich jetzt sagen, dass ich Mt. Cook nicht ein einziges Mal erblickt habe. Bei mindestens 4 potentiellen Möglichkeiten hat das Wetter nicht mitgespielt. Aber das ist bei all den Dingen die ich gesehen habe nicht weiter schlimm.

    Es gibt ein bestimmten Vogel, der für NZ sehr bekannt und wichtig ist. Es ist eines der Wahrzeichen - der Kiwi! Mit der Mission diese sagenumwobenen Vogel aufzuspüren machen wir uns auf in Richtung Stuart Island. Es handelt sich den südlichsten Punkt in NZ. Auf der Insel abgekommen, lassen wir schnell den Hafen und sein kleines Fischerdorf hinter uns. Wir sind wieder mit unseren vollbepackten Rucksäcken unterwegs, da wir 4 Tage einen Rundwanderweg begehen werden. Es hat die vergangenen Tage stark geregnet und so sinkt man bei jedem Schritt tief in den Matsch ein. Es macht trotzdem viel Spaß zunächst an der Küste und später durch den Wald zu wandern. Wir habe noch 1 Stunde zur 1. Hütte zu gehen und es beginnt bereits zu Dämmern. Aus der ferne hören wir plötzlich den vermeintlichen Schrei des Kiwis. Wie angewurzelt bleiben wir stehen. Ein Rascheln in der Ferne kommt schnell näher. Es ist bereits laut genug, um ein Trampeln zu erkennen. Ich denke, das kann keine Kiwi sein, es hört sich groß und schwer an. Ich mache die Mädels darauf gefasst, dass es vllt ein Wildschwein sein könnte und sie sich besser nicht bewegen sollten, wenn es auf uns zu rennt. Die Situation ist angespannt und es liegt eine gewisse Spannung in der Luft. Das Geräusch wieder immer Lauter. Ich erkenne zwischen den Bäumen in der Entfernung es dunkles Braunes auf uns zukommen. Die Spannung wieder größer, ich merke wie die Mädels näher an mich heranrücken. Man kann nicht erkennen was da angerannt kommt, aber es ist so laut, dass wir es gleich sehen werden. Und da sehen wir es auf einmal. Von rechts, zwischen zwei Bäumen hindurch kommt ein etwa 1 Meter großes, Rundliches Federvieh gerannt. Etwa einen Meter vor uns stürmt es im Halbkreis vorbei und verschwindet hinter dem nächsten Farn wieder. Zwischen den Bäumen blitzt immer mal wieder das braune Gefieder des Kiwis auf. Doch er verschwindet wieder im Wald. Noch völlig überfordert vom Geschehen laufen wir langsam weiter. Nach kurzer Zeit bleibt Hannah abrupt stehen. Sie hat einen weiteren Kiwi entdeckt. Er ist nur wenige Meter von uns entfernt und pickt fröhlich im Boden herum. Wir beobachten den Vogel ein Zeit, bis er langsam in Wald verschwindet. Am Abend können wir kaum fassen, was wir für ein Glück haben. Zwei Kiwis an einem Tag. Ich hatte mal ein Gespräch mit einem Ranger. Dieser antwortete auf meine Frage, ob er schon einmal einen Kiwi gesehen hätte, mit:" Ja, einen in 19 Jahren".

    Zurück auf dem Festland fahren wir in die Stadt, die einem von jedem empfohlen wird, Queenstown. Es handelt sich um eine kleine Wintersport Stadt in den Bergen. Eine Stadt des Adrenalinrausches. Wir verbringen hier fast eine Woche. Genutzt habe wir die Zeit zum Wandern, Sommerrodel und Frisbee-Golf spielen. Mein Persönliches Highlights war der Bungee-Jump aus 145 Metern. Zur Belohnung gabs es einen Den besten Burger der Welt - den FergBurger. Achso, belohnt haben wir uns fast jeden Tag.

    Der Kepler Track ist eine 4 tägige Wanderung. Die Route ist die abwechslungsreichste, die ich in NZ begangen bin. Man umwandert in Te Anau zunächst einen See, bevor beginnt die Berge zu erklimmen. Am Ende des ersten Tages erreicht man bereits eine Höhe in der Schnee liegt. Eine Herausforderung war der zweite Tag. Der zu Beginn herrschende Sonnenschein weicht Schneeregen und sturmartigen Verhältnissen. Der gesamte Tag ist eine Kammwanderung. Wir sinken bis zur Hüfte in den Schnee ein. Ohne die Wanderstöcke, die wir auf Empfehlung der Touristeninformation geliehen haben, hätten wir große Probleme gehabt den Track erfolgreich zu absolvieren. Der Wind ist so stark, das er die Mädel fast vom Berg weht. Daher sind wir froh, als wir nach über 6h den Abstieg beginnen. Es öffnet sich langsam der Blick auf tiefgrünes Tal. Zahlreiche Wasserfälle stürzen aus den Bergwänden herab. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit ist es etwas nebelig. Die Kulisse erinnert stark an den Film 'Avatar'. Wir riechen Rauch. Nach einer Weile können wir ihn in der Ferne aufsteigen sehen. Es ist das Kaminfeuer unserer Hütte für die Nacht. Zum Glück sind schon Leute da,
    ansonsten hätten wir das Feuer starten müssen, was bedeutet hätte, dass die Hütte eiskalt ist. So sind wir froh über die Wärme in der Hütte. Wir hängen alle Kleidungsstücke in der Nähe des kleinen Kamins auf. Am nächsten Morgen entscheiden wir den Tag in der Hütte zu verbringen und erst am darauffolgenden Tag wieder aufzubrechen. Unsere Sachen sind immer noch zu nass, um sofort weiterzuwandern. Wir lesen, essen und schlafen viel an dem Tag. Draußen regnet es fleißig weiter. Am Abend kommt Martin an der Hütte an. Wir führen ausgiebige Gespräche und Diskussionen mit dem in die Jahre gekommenen, aber noch aktiven neuseeländischen Golfprofi. Highlight seiner Karriere war eine Runde mit Tiger Woods. Am nächsten Tag brechen wir früh auf. Die Schuhe sind immer noch nass, aber stört nicht weiter. Es hat aufgeklart und die Sonne scheint. So fliegen die km nur so an uns vorbei. So kommt es, dass wir bereits zur Mittagszeit unser Tagesziel erreichen. Wir sind so motiviert, dass wir beschließen weiterzumarschieren. Zum Schluss nach 10 Stunden kommen wir erschöpft am Auto an. Nachdem wir am letzten Tag über 30 km gelaufen sind gönnen wir uns eine ordentliche Dusche und anschließend ein leckeres Essen beim Italiener. Ein perfekter Tripp.

    Ein Muss für jeden NZ Reisenden ist eine Bootsfahrt in den Milford Sounds. Dabei handelt es sich um ein von Gletschern geschaffenes Tal, das Meeranschluss hat und dadurch mit Wasser gefüllt ist. Die Landschaft ist artenberaubend. Überall stürzen Wasserfälle die steilen Felswände herab. Nach der 2 stündigen Bootsfahrt machen wir uns auf den Weg nach Wanaka. Wir besuchen Manuel, einen Freund von mir, er stammt aus Peru. Hier erleben wir durch Zufall das Maorische Neujahr und kommen in den Geschmack des traditionellen Essens. Fleisch und Gemüse wurde über viele Stunden in einem gegrabenen Loch im Boden gegart. Dazu wurden zuvor Steine in einem Feuer erhitzt. Diese werden anschließend als Hitzequelle in das Loch gelegt. Das Loch wird wieder vorsichtig zugeschüttet. Nun heißt es warten. Generell handelt es sich um eine sehr gesunde Zubereitungsform.

    Back on the road... machen wir die Westküste unsicher. Wir bewegen uns in Richtung Norden zurück und machen halt bei den Gletschern. Es ist kaum zu glauben wie viele 100 Meter sich die Gletscher schon zurück gezogen haben. Hinterlassen haben sie tiefe Spuren im Gestein. Es scheint, als ob ein riesige Bulldozer durch einen Berg gefahren wäre. Da wird einem wieder mal klar, wie klein und schwach wir Menschen im Gegensatz zu den Kräften der Natur sind.

    Ein, wenn nicht sogar das Highlight ist der Copland Track. Ein eher unbekannter Track, an dem man schnell mal vorbeifährt. Daher sind wir dankbar über den unbezahlbaren Tipp von Martin, dem Golfprofi aus der Hütte. Der Track verläuft entlang eines türkisblauen Gletscherflusses. Viele kleine Zuflüsse sind durch Hängebrücken zu überqueren. Nach 8 Stunden kommen wir an der Zielhütte an. Nun stehen wir vor dem was diese Wanderung so besonders macht. Schwefel liegt in der Luft und Wasserdampf steigt vom Boden auf. Wir folgen braun-goldenen Adern im Boden. Sie führen zu einem natürlich Becken. Kure Zeit später sitzen wir in dem natürlichen Hotpool. Zwischenzeitlich hat man das Verlangen schnellstmöglich aus dem Pool zu springen, da sehr heißes Wasser in den Pool nachgelaufen ist. Es ist bereits dunkel und so liegen wir im Hotpool und betrachten den wolkenlosen Sternenhimmel. Dieser leuchtet hell, da es durch die Berge um uns herum sehr dunkel ist. Natürlich sind wir dank Martin gut vorbereitet und so haben uns eine Käseplatte mit Trauben und Nüssen und Melone in Schinken mitgebracht. Es ist ein Abend voller Entspannung.

    Ich bin zurück in Chrischurch. Die Mädels sind zurück in Deutschland. Zum ersten Mal bin ich alleine unterwegs. Mein Geld ist aufgebraucht und da ich nicht an meine Ersparnisse herangehen will, fange ich bei Espresso CarWash an Autos zu waschen. Ich verstehe mich sehr gut mit meinen Kollegen. So kommt es, dass ich nach 2 Wochen zu 3 Kollegen mit ins Haus ziehe. Wir haben den selben Tagesablauf mit Arbeiten, Sport und Kochen. Es ist ein angenehmes Miteinander. Ich wohne mit Jason, seiner Schwester Kelly (beide aus NZ) und Aman und Ajay (beide aus Indien) unter einem Dach. Es ergibt sich, dass Aman nach 7 Jahren nach Hause reist. Anlass ist die Hochzeit seiner Schwester. Er fragt mich, ob ich mitkommen will. Ich zöger keine Sekunde und sage zu. Die Chance eine andere Kultur und seine Bräuche kennen zulernen ergibt sich nicht so oft.

    Doch bis dahin bleibt mir noch etwas Zeit in NZ. Ich arbeite 2 Monate im CarWash. Meine Priorität liegt auf dem Geld verdienen. Ich kenne die Umgebung bereits vom letzten Aufenthalt. So konzentriere ich mich darauf möglichst viel zu arbeiten. Ich arbeite 7 Tage die Woche, 9 Stunden jeden Tag. Auf diese Weise kann ich eine ordentliche Stange Geld zur Seite legen. Diese bringt mich hoffentlich durch meine nächsten Reiseziele.

    Ein letztes Mal breche ich auf durch NZ zu reisen. Mit fehlt noch ein Teil der Westküste. So Reise ich knapp 3 Wochen in Richtung Norden bis ich Auckland erreiche und nach Indien Fliege.

    Auf diesem Weg absolviere ich meinen letzten greatwalk. Spontan hat sich eine Begleitung für den 3 tägigen Heaphy Track gefunden. Thiag, Sportlehrer aus
    Hamburg der zu seiner neuseeländischen Freundin gezogen ist, begleitet mich. Ich habe die beiden bei der Hochzeit in Kerikeri kennengelernt. Ich bin dankbar, dass ich nicht alleine Wandern muss. Denn alleine Reisen ist langweilig und macht keinen Spaß, musste ich für mich feststellen.

    Ich verbringe noch eine Nacht mit Monique und Thiag bevor ich Weiterreise. Den nächsten Stopp mache ich bei Olli in Blenheim. Olli ist passionierter Jäger
    und ermöglicht mir einen Einblick in sein Hobby. Wir verbringen einen ganzen Tag in den Bergen und laufen quer Feld ein, durch Unterholz und Gestrüpp. Am Ende schießen wir einige Bergziegen. Diese gelten hier als Plage, da sie alles wegfressen und
    keine natürlichen Feinde haben. Ich bin dankbar für die Erfahrung, muss aber sagen, dass ich es in Zukunft wahrscheinlich nicht noch einmal machen werde. Es ist ein komisches und unangenehmes Gefühl auf ein Lebewesen zu schießen, auch wenn es
    Eine Plage ist.

    Zurück auf der Nordinsel, liegt meine Priorität auf dem Surfen. Daher fahre ich zügig nach Raglan. Raglan ist die Surf Hochburg in Nz. Auf dem Weg dorthin mache ich halt bei den Waikato Caves. Ich bin Teil einer Gruppe, die bewaffnet mit rettungsringartigen Schwimmreifen, langsam eine rutschige Höhle hinabsteigt. Das Wasser in der Höhle ist zwischenzeitlich so tief, dass stehen nicht möglich ist. So treiben wir 2 Stunden in den Schwimmreifen durch die Höhle, springen von Wasserfällen und quetschen uns durch enge Höhlenabschnitte. Froh wieder am Tageslicht zu sein, gibt es noch einen Bagel mit Tomatensuppe und dann heißt es: "Auf nach Raglan!".

    Ich verbringe insgesamt eine Woche in Raglan. Surfen gehört zu meinen täglichen Aktivitäten, genauso wie der Besuch in der Bibliothek, um neuen Lesestoff zu besorgen. Denn es ist nicht viel los in Raglan zu dieser Jahreszeit. Und so überbrücke ich meine erneute Langeweile des Alleinseins mit Lesen. Das Wetter und die Wellen werden richtig gut in den letzten Tagen und so verlasse ich Raglan mit einem guten Gefühl Richtung Auckland.

    Ich habe nur eine Nacht in Auckland, dann geht schon der Flug nach Indien. Das Auto habe ich bei einem bewachten Parkplatz untergestellt. Hier wird es ein Freund aus Berlin Anfang November abholen und als Reisemobil weiter nutzen.

    11 Monate Neuseeland! Ich verlasse NZ mit einem sehr guten Gefühl. Ich habe viel gelernt über das Land, die Leute, andere Nationalitäten, das Leben und über mich. Viele neue Freundschaften mit Menschen aus der ganzen Welt wurden geschlossen.

    Die unterschiedlichen Jobs (Bee-Keeper, House builder, gardener, concrete, room-keeping, carwash, weeding, welding,...) haben mir gezeigt, dass man alles lernen kann. Ich bin gespannt, wann und wie ich meine neuen Kenntnissen und Eindrücke in Zukunft nutzen werden. Es hat Spaß gemacht die unterschiedlichen Aufgaben kennenzulernen und auszuführen. Besonders interessant für mich war zu sehen, wie unterschiedlich die Eigentümer ihre Unternehmen führen. So konnte ich sehen, wie oder wie man besser nicht als Chef agiert.

    Ich habe gelernt, dass man nicht viel im Leben braucht, um glücklich zu sein. Es sind meist nicht die materiellen Dinge, sondern neue Erfahrungen und Aktivitäten mit anderen Menschen, die einen bereichern. Ganz im Gegenteil habe ich festgestellt, dass es sich durchaus sehr gut lebt, wenn man weniger besitzt, um was man sich sorgen machen muss. Aber keine Angst, ich werde jetzt nicht in den Wald ziehen und im Baumhaus leben. Es lohnt aber manchmal darüber nachzudenken, was einen glücklich macht und was man dazu braucht und was nicht! Meistens braucht man garnicht viel :)!

    Ein Jahr ohne in der Nähe der Familie zu sein ist dank der heutigen Technik, durch Face-to-face Videotelefonie, gut zu meistern. Ich hatte nicht gedacht, dass ich jeden Sonntag mit meinen Eltern und regelmäßig mit meinem Bruder und Freunden Kontakt haben werde. Ich bin sehr froh über diese Kommunikation. Es hat mir das Reisen von so weit weg sehr einfach gemacht. Trotz dessen habe ich festgestellt, dass es mir wichtig ist in der direkten Nähe zu meiner Familie und meinen Freunden zu leben. Also keine Angst, ich werde wahrscheinlich nicht irgendwo im Ausland hängen bleiben ;).

    Nun mache ich mich auf den nicht ganz direkten Heimweg über Indien, Hong Kong und Vietnam und werde am 1. Dezember in Frankfurt wieder deutschen Boden betreten. Ich freue mich bereits sehr auf zuhause und die Weihnachtszeit mit meiner Familie zu verbringen.
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