Satellite
  • Day 11

    Culmont

    September 17, 2020 in France ⋅ ☀️ 23 °C

    Zum Frühstück gibt's Cornflakes. Auch wenn es bestimmt nahrhaftere und sinnvollere Alternativen gibt, freue ich mich wie ein kleines Kind als ich die gestern noch gekaufte Milch und Tresor-Packung aus der Küche hole. Ohne Eile packe ich und verlasse um kurz nach 8 das presbytère während ich nebenan schon die Gemeindemitglieder beten höre.

    Als Ziel habe ich mir heute das lediglich 11 km entfernte Culmont gesetzt, weil es unweit der Strecke einen See gibt, den ich schon von Langres gesehen habe. Bei diesem möchte ich selbstverständlich vorbeischauen.

    Der Weg zum See dauert etwa eine Stunde und auf dem Weg laufe ich an grünen(!) Wiesen vorbei, auf denen wohlgenährte Kühe grasen, und einem kleinen Kanal, der zusammen mit den anliegenden Hügeln wieder eine schöne Szenerie bietet.

    Der See ist überraschend leer, denn außer einigen Anglern, ein paar Bauarbeitern und einer Segelschule sehe ich auf dem Weg zum Strand niemanden. Ja richtig, es gibt einen kleinen Sandstrand, wo ich mich entschließe die nächsten Stunden zu verbringen. Dieses Mal kann ich sogar ins Wasser und zögere keine Sekunde, diese Möglichkeit zu nutzen. Das Wasser ist frisch, aber sobald ich richtig schwimme, ist das vergessen. Ich drehe ein paar Runden und humple dann zurück zu meinem Handtuch, um möglichst wenig Sand an meine Blasen kommen zu lassen.

    Während ich in der Sonne trockne, gesellen sich noch ein paar andere Leute an den Strand, doch es ist kein Vergleich damit, wie viel hier wohl in Zeiten ohne Corona los sein muss. Der See ist sehr groß und sauber, es gibt Fahrradwege, Wiesen, einen Campingplatz, ein Hotel, mehrere Imbisse und viele andere Sachen, die den Ort hier attraktiv für Touristen machen. Man hat eine atemberaubende Sicht auf Langres und das Tal dazwischen, man kann angeln, Segeln und Segeln lernen und trotzdem sind als ich um 12 Uhr den See verlasse genau 9 Leute hier. Naja mir macht's nichts aus.

    Vom See aus folge ich der Landstraße wieder durch ein paar Örtchen, ein wenig Wald, ein wenig Feld. Die anfängliche Freude darüber, dass es jetzt etwas hügeliger ist, verfliegt als ich zum vierten mal auf einen Hügel steige, um zu sehen, dass es sofort danach wieder runter geht.

    Trotzdem laufe ich die 11 km vom See nach Culmont durch und werde dafür belohnt. Genau zur richtigen Zeit erreiche ich den Ortseingang von Culmont, wo ich Zeuge werde, wie ein Lkw versucht sich wieder aus dem Straßengraben zu lösen, nachdem der Fahrer wohl eine Kurve etwas zu eng genommen hat. Der relativ junge Fahrer flucht vor sich hin, also biete ich ihm meine Hilfe an, stelle mich etwas neben den Laster und lasse den Fahrer wissen, mit welcher Kombination aus Gas und Lenken er die größten Erfolge macht. Nach einigen Malen Abwürgen und einem etwas verbogenen Radkasten ist der Lkw wieder auf der Straße und der Fahrer bedankt sich bei mir. Leider habe ich von dieser gesamten Situation keine Bilder.

    Schlafen tue ich heute wieder in einer gîte, einer Art Hostel für Pilger, aber nicht kirchlich wie die presbytères. Beim Anblick des Stockbetts kommen schlimme Erinnerungen hoch an meine erste Nacht in Reims, aber auch heute habe ich das gesamte Haus für mich allein und damit auch kein Problem mit Stockbetten. Generell bin ich der erste Gast diesen Monat, erzählt mir der Besitzer.

    Den Rest des Tages verbringe ich draußen bei den Tieren im Hinterhof und lese. Außerdem spaziere ich kurz ins 2 km entfernte Chalindrey, wo ich mich im Supermarkt für heute abend und den langen Marsch morgen eindecke.
    Read more