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  • Day 19

    Pontarlier 2

    September 25, 2020 in France ⋅ ☁️ 8 °C

    Die Nacht ist sehr erholsam und ich wache um 7:30 Uhr auf, genau rechtzeitig für das Frühstück, welches um 7:45 Uhr beginnt. Außer mir sind noch 2-3 Leute beim Frühstück, was ziemlich sicher auch der Anzahl der besetzten Zimmer in der Herberge entspricht. Nach dem Frühstück lege ich mich in den gemütlichen Gemeinschaftsbereich. Hier gibt es Wlan und ich schaue, was ich heute machen kann.

    Die Recherche ist ernüchternd, denn Pontarlier hat mit seinen 17.000 Einwohnern nicht soo viel zu bieten. Außerdem hat es heute kuschelige 5-6 Grad und nieselt den ganzen Tag. Mein wärmstes Kleidungsstück, ein Thermopulli, trocknet zudem noch, nachdem ich ihn gestern gewaschen habe. Meine Motivation, die warme Herbege zu verlassen, hält sich in Grenzen.

    Um 11 Uhr überringe ich mich dann doch und mache mich zunächst auf den Weg ins Touristenbüro. Dort hole ich mir einen Stempel für meinen Pilgerpass ab und frage, was man hier in Pontarlier so machen kann. Die junge Dame zögert nicht lange und gibt mir einen Flyer mit einer Karte, auf welcher eine Route abgebildet ist, die alle Sehenswürdigkeiten enthält. Das passt mir sehr gut, denn so habe ich ein konkretes Programm und kann mich besser motivieren, dem kalten Wetter zu trotzen.

    Um 12 Uhr bin ich mit der Tour fertig. Pontarlier ist wirklich nicht sehr groß. Die Highlights umfassen die Kirche, in welcher zu meinem Glück gerade Orgel gespielt wurde, eine alte Kapelle, welche heute als Galerie für Kunstausstellungen fungiert, und die interessante Geschichte von Philippe Grenier, einem Arzt, der Anfang des 20. Jahrhunderts eine lokale Berühmtheit war und maßgeblich die ausgeprägte muslimische Gemeinde in Pontarlier mitgestaltete.

    Nach der Tour mache ich mich auf den Weg zum Supermarkt. Mir ist inzwischen so kalt, dass ich sogar meine Maske anziehe, damit meine warme Atemluft mein Gesicht wärmt. Im Supermarché hole ich mir zwei Tiefkühlpizzen, eine Paprika, Skyr und etwas Obst. Als ich wieder in der Herberge ankomme und mir die Pizzen machen möchte, wird es lustig. Es gibt gar keinen Ofen und die Mikrowelle hat auch keine Backfunktion. Nach kurzem googlen finde ich heraus, dass es möglich ist, Tk-Pizza in der Mikrowelle zu machen und danach in der Pfanne anzubraten, um sie zumindest ein bisschen knusprig zu machen. Nicht empfehlenswert, aber möglich. Gesagt, getan, 10 Minuten später "genieße" ich meine Pizza, die tatsächlich essbar geworden ist.

    Auch nachmittags regnet es durch und das einzige, das es noch zu sehen gebe in Pontarlier, ist eine Absinthbrauerei am anderen Ende der Stadt. Die reizt mich nicht genug, um die Wärme zu verlassen, weshalb ich den restlichen Tag auf der Couch im Gemeinschaftsraum in der Jugendherberge verbringe. Auch solche Tage gibt es. Meine Füße haben jedenfalls nichts dagegen.
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