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  • Day 20

    Mailand

    September 26, 2020 in Italy ⋅ ☀️ 17 °C

    Der Titel dieses Footprints überrascht vielleicht den ein oder anderen Leser. Auch wenn ich im Laufe dieser Reise immer längere Strecken zurückgelegt habe und jeden Tag über mich hinausgewachsen bin, so ist die Strecke Pontarlier-Mailand weder auf der via francigena vorgesehen, noch mit insgesamt 398 Kilometern im Rahmen des für mich möglichen.

    Was heute stattdessen auf dem Programm steht, ist es, mich mit meiner Mama in Bern zu treffen und anschließend zusammen nach Mailand zu fahren. Von dort aus planen wir nach Ivrea zu fahren, damit wieder auf die via francigena zu stoßen und dieser dann gemeinsam für eine Woche zu folgen.

    Das Stück Pontarlier-Ivrea zu überspringen macht mir aus mehreren Gründen nichts aus.
    1. Die letzten zwei Tage in Pontarlier haben mir einen Vorgeschmack dafür gegeben, was mich für ein Wetter in der Schweiz erwartet. Es ist durchaus möglich, bei 3 Grad und Regen zu wandern, mit Spaß hat es nach meinem Geschmack jedoch nichts zu tun.
    2. Ab Pontarlier gibt es keine vernünftige Strecke, die man in 6-7 Tagen laufen könnte. Wie Naomi und ich bereits vor 2 Wochen erfahren durften, liegen nicht alle Ziele entlang der via francigena in der Nähe von Bahnhöfen. Da meine Mama aber mit der Abbreise am 3.10. wegen ihrer Arbeit nicht sehr flexibel ist, müssen wir nächsten Samstag an einem Bahnhof sein. Das ist in Italien besser möglich als in den Bergen der Schweiz.
    3. Ich werde dieses Stück nachhholen. Mir hat das Pilgern sehr viel Spaß gemacht und die via francigena in ihrer Gesamtheit zu vollenden, habe ich mir schon mehr oder weniger fest vorgenommen. Dazu gehört das Stück, Canterbury-Reims, Pontarlier-Ivrea und was uns nach den 7 Tagen noch Richtung Rom übrig bleibt. Alle diese Strecken eignen sich gut für 2-3 wöchige Reisen und lassen sich bequem in die Ferien eines Studenten einbauen.

    Auf der Zugfahrt von Pontarlier nach Bern bin ich alleine im Zug. Das ist mir ganz recht, denn so kann ich ganz schamlos von einem Fenster zum anderen laufen, um die malerischen Voralpen zu bewundern und zu fotografieren. Als der Zug auf halber Strecke am Genfer See und den vielen schönen modernen Häuser vorbeifährt, die alle den riesigen See überblicken, frage ich mich, wie die Jobaussichten für Psychologen in der Schweiz aussehen, denn hier lässt es sich definitiv leben.

    In Bern treffe ich dann meine Mama, die praktisch gleichzeitig mit mir ankommt und 30 Minuten später sitzen wir gemeinsam im Zug nach Mailand. Dieser ist erstaunlich voll und zum ersten mal kommt mir die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr sinnvoll vor.
    Die gelegentliche Aussicht auf die Alpen während der Zugfahrt ist zwar überwältigend, aber die Hälfte der Zeit sind wir im Tunnel, weshalb ich die Zeit lieber mit dösen und Blog schreiben verbringe.

    Um 16:40 Uhr kommen wir in Mailand an und begeben uns direkt zu unserem (4-Sterne) Hotel (Danke Mama). Mir fällt sofort auf, dass ich seit langem in keiner so großen Stadt war. Mit 1,3 Millionen Einwohnern ist Mailand mehr als 10 mal so groß wie Besançon, welches ich vor einigen Tagen noch als anonyme Großstadt betitelt hatte. Davon die Leute zu grüßen, kann hier überhaupt nicht die Rede sein. Trotzdem muss ich zugeben, dass es eine wunderschöne, moderne und saubere Stadt ist, in welcher viele sehr gut angezogene Leute herumlaufen.

    Als wir abends in Chinatown essen gehen, ist in der Stadt ordentlich was los. Klar, Mailand hat 1,3 Millionen Einwohner und es ist Samstag Abend. Selbstverständlich ist das zu Zeiten von Corona trotzdem nicht. Beim Chinesen tippe ich einfach nur zufällig auf die Karte und kriege eine sehr leckere Nudelsuppe, die ich mit meiner ersten Kokosmilch aus der Dose abrunde. Um halb 9 sind wir wieder im Hotel, denn morgen geht's wieder früh los.
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