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  • Day 25

    Mortara

    October 1, 2020 in Italy ⋅ ☁️ 16 °C

    Heute stellen wir nicht einmal einen Wecker. So entspannt kann pilgern sein. Wir wachen zwar gegen halb 8 auf, aber eine angenehme Abwechslung ist es trotzdem. Wir frühstücken in Ruhe (Rührei und Käsebrot 🇩🇪) und machen uns pünktlich zum Glockenkonzert vor unserem Fenster um 10 Uhr auf den Weg. Besagtes Glockenkonzert stammt von einem Kirchenturm circa 20 Meter Luftlinie von unserem Fenster entfernt, welcher uns heute Nacht auf keinen Fall einige Male erschreckt hat.

    Der Weg lässt sich ziemlich gut gefolgt zusammenfassen: Landstraße, Feld, Feld, kurze Pause in "Nicorvo", Landstraße, Feld, Feld, Mortara. Es passieren jedoch zwei interessante Sachen, die mich etwas stolz machen.
    Kurz nach dem Loslaufen rufe ich in einigen Unterkünften für den morgigen Tag an. Viele gehen nicht dran, aber eine Frau nimmt den Hörer ab, das einzige Problem: Sie spricht nur italienisch. Trotzdem kriege ich es hin, für morgen, für zwei Personen, eine Unterkunft zu buchen, zu vereinbaren, dass wir um 16 Uhr ankommen, und den Preis herauszufinden. Dafür, dass ich vor vier Tagen nur "Buongiorno" und "Ciao, bella" kannte, ein ziemlicher Fortschritt.
    Nummer 2 ist nur möglich, weil die Wegweiser nach unserer Pause in Nicorvo quasi verschwinden. Wir werden noch aus dem Dorf geleitet und irgendwann von der Landstraße aufs Feld geführt. Kurz darauf stehen wir schon vor der ersten unausgeschilderten Weggabelung (Bild 6). Nur eine Richtung macht Sinn, aber danach gibt es für mehrere Kilometer keine Zeichen der via francigena mehr. Google Maps kennt keinen einzigen Feldweg in der Gegend und das einzige Hilfsmittel, das bleibt, ist mein Orientierungssinn. Dieser ist inzwischen jedoch ausgeprägt genug, dass wir ein paar Kilometer weiter und einige Abbiegungen später wieder auf einer beschrifteten Straße herauskommen und das Ganze schneller als eigentlich vorgesehen. Nimm das Google! Nimm das viafrancigena.org!

    Ansonsten verläuft der Weg sehr unspektakulär und um 13:30 Uhr kommen wir in Mortara an. Hier übernachten wir im "B&B Brigitte". Dabei handelt es sich um Brigitte Hoffmanns Wohnung, in welcher sie ein Zimmer als B&B vermietet und die Gäste ihr Bad mitbenutzen lässt. Brigitte Hoffmann klingt nicht nur Deutsch, sondern ist sie auch. Im Alter von 6 Jahren ist sie mit ihren Eltern nach Italien ausgewandert und hat seitdem an ihrem Deutsch gearbeitet, weshalb wir uns auch heute, Jahre später, problemlos auf Deutsch mit ihr unterhalten und uns von ihr erneut Pizzerias empfehlen lassen können.

    Ja, Pizza steht immer noch auf dem Programm. Aus diesem Grund gehen wir um 16 Uhr aus dem Haus, schauen uns zwei Kirchen an, kaufen etwas Gänsesalami, welche Frau Hoffmann uns ebenfalls empfohlen hat. Anschließend beobachten am Hauptplatz Mortaras die italienische Jugend, was ziemlich unterhaltsam ist und sehr gut die Zeit vertreibt, bis wir um kurz vor 7 Pizza essen gehen können. Um diese Uhrzeit sind wir die ersten im Restaurant, was sehr typisch für Italien ist. Zur Feier, dass es endlich Pizza gibt, bestellen wir als Vorspeise eine Meeresfrüchteplatte und danach jeweils naja, eine Pizza. Für mich ist das Luxus, den ich mir auf dieser Reise bisher nicht gegönnt habe. Als uns Prosecco als Aperitif und nach dem Essen jeweils ein Absacker angeboten werden, erkenne aber selbst ich an, dass es eine gute Idee war. Der Preis für das Essen ist am Ende erstaunlich niedrig. Da kriegt die süße Kellnerin, die mir ständig zugelächelt hat, sogar deutsche 10 % Trinkgeld.

    Nach dem Essen laufen wir wieder zu Frau Hoffmann, mit welcher sich meine Mama für eine Weile unterhält, während ich den Blog schreibe. So geht auch dieser Tag zu Ende und wir bereiten uns auf den nächsten vor, auf dass dieser ebenso gut verläuft wie der heutige.
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