Satellite
  • Day 90

    Bogotá

    December 30, 2021 in Colombia ⋅ ⛅ 18 °C

    Kälteschock in Bogotá! Nach fast drei Monaten tropischer Hitze und Tagen mit milden Temperaturen in Medellín und Salento, hatten wir mit dem Klima auf 2'500 Metern über Meer anfänglich unsere liebe Mühe. Zum Glück bereitete uns die kolumbianische Busgesellschaft bereits wunderbar auf das Wetter in Bogotá vor 😉. Der Bus von Armenia aus war nämlich derart runtergekühlt, dass locker Frischfleisch damit hätte transportiert werden können, ohne dabei die Kühlkette zu unterbrechen 🧊🥩.

    Aufgrund der hohen Dichte an Universitäten, Museen und Kultureinrichtungen wurde Bogotá früher auch als Athen Südamerikas bezeichnet 🏛. Inzwischen ist Bogotá auch für seine omnipräsente Graffiti-Kunst bekannt. Wir konzentrierten uns bei unserem Aufenthalt primär auf die Alternativkultur im und um das Candelaria-Viertel sowie den Besuch des weltberühmten Goldmuseums.

    Dafür bezogen wir eine zentral gelegene Unterkunft in der Altstadt und in Gehdistanz zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten ⛪🏢. Obschon mit fast acht Millionen Einwohnern mehr als doppelt so gross wie Medellín, schien es uns in Kolumbiens Hauptstadt auf den ersten Blick gemächlicher zu und her zugehen. Die Strassen und Plätze waren weniger bevölkert und die Verkehrssituation entspannter 💤.

    Die rund zwölfstündige Busfahrt noch in den Knochen, gönnten wir uns nach der Ankunft im Hostal zuerst eine heisse Dusche und im nahegelegenen Restaurant ein paar frische Empanadas 🥟. Danach machten wir uns zu Dritt auf zu einem Stadtbummel entlang der wichtigsten Gassen und zu den bekannten Plätzen. Vor allem auf der Plaza Bolívar war viel los. Kinder fütterten die Tauben, alte Frauen verkauften Luftballons und Touristen liessen sich mit hübsch geschmückten Lamas ablichten 🐦🎈🦙. In den Nebengassen boten Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen südamerikanischen Ländern ihren selbstgemachten Schmuck sowie kunstvoll gefertigte Tiere aus Kupferdraht an. Bei so viel Talent liessen wir es uns nicht nehmen und erwarben das eine oder andere Schmuckstück 😃💎📿.

    Der zweite Tag in Bogotá war gleichzeitig auch der zweitletzte Reisetag mit Andrea. Wir versuchten nochmals möglichst viel von der Stadt zu sehen und besuchten am Vormittag zunächst das Goldmuseum 🪙💰. Die früheren Hochkulturen Kolumbiens brachten alle hervorragende Kunstschmiede hervor und hinterliessen ein reichhaltiges Erbe an Kunst und Kultur. Im Museum durften wir jahrhunderte und teilweise sogar jahrtausende alte Exponate aus allen Ecken des Landes bewundern 👑💍. Viele davon waren detailreich ausgearbeitet. Manche dienten als Opfergaben oder wurden zu zeremoniellen Zwecken verwendet, während andere schlicht und einfach zur Zierde getragen wurden. Erstaunlicherweise gab es bereits vor tausend Jahren auch ganze Serien an Ohrringen und Armreifen, welche quasi als Massenware produziert wurden.

    Das Goldmuseum ist attraktiv gestaltet und neben den hunderten zur Schau gestellten Schmuckstücke werden auch die unterschiedlichen Herstellungs- und Veredelungsmethoden gut erklärt. Die hohe Informationsdichte und der schiere Überfluss an Gegenständen war für uns aber eine ziemliche Herausforderung. Hungrig und mit brummenden Köpfen gönnten wir uns deshalb nach zweieinhalb Museumsstunden ein leckeres Mittagessen und stärkten uns für den Nachmittag 😀🍽☕.

    Wenig später erwartete uns bereits Ana von Bogotá Graffiti Tour beim Parque de los Periodistas⛲. Mit ihr und gegen zwanzig weiteren Touris machten wir uns auf zur Erkundungstour durch Bogotás Innenstadt. Ana führte uns zu verschiedenen Graffiti, welche in den letzten Jahren entstanden und inzwischen das Stadtbild erheblich mitprägen.

    Ana ist selber als Graffiti-Artistin tätig und kennt die alternative Szene in Bogotá sehr gut. Viele der Künstlerinnen und Künstler sind politisch aktiv und nehmen an Demonstrationen gegen die Polizeiwillkür, korrupte Behörden oder die untätige Regierung teil 🪧📣✊. Die Missstände in Kolumbien prangern sie in grossflächigen Graffiti an und verleihen ihren Gefühlen Ausdruck in der Kunst.

    Die Graffiti sind in Bogotá über die ganze Stadt verteilt. Man findet sie an Mauern, Fassaden, Brücken und Stromkästen. In ihren Bildern äussern die Künstlerinnen und Künstler Wünsche wie die Versorgungssicherheit für entlegene Regionen, das Recht auf Bildung, Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau sowie für ethnische Minderheiten und andere Minoritäten 🏫📚⚖. Einige Graffitis dienen aber auch der Erinnerung und prangern die beispiellose Polizeigewalt an.

    Mit ihrem beherzten Engagement konnten die Künstlerinnen und Künstler zusammen mit einer engagierten Zivilgesellschaft bereits einiges erreichen. So darf die Polizei nicht mehr mit aller Härte gegen Graffiti-Künstler vorgehen und auch bei Demonstrationen darf weder die Polizei, noch das Militär Gebrauch von scharfer Munition machen. Dennoch bleibt vieles unfair und undurchsichtig. Die Rechtssicherheit wird in Kolumbien täglich von Neuem auf die Probe gestellt. Der Beamtenfilz sowie die Korruption haben zur Folge, dass vieles ungesühnt bleibt und insbesondere die Polizeigewalt nur ungenügend geahndet wird.

    Die Tour mit Ana war für uns eine Horizonterweiterung und eine wunderbare Gelegenheit, tiefer in die "Seele Kolumbiens" vorzudringen. Vieles ist in Bewegung und vieles muss verändert werden. Wir bewundern den Mut und das Engagement von Ana und ihren Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

    Nach diesem aufwühlenden und intensiven Nachmittag liessen wir den letzten Abend mit Andrea bei einem leckeren Essen im Candelaria-Viertel ausklingen 😀🍝🍸.
    Read more