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  • Day 93

    Amazonas

    January 2, 2022 in Peru ⋅ ☁️ 30 °C

    Wie bei vielen anderen Reisenden, stand auch bei uns der Besuch des Amazonas-Regenwald ganz weit oben auf der Wunschliste. Die Vorstellung, fernab von der nächsten Siedlung den Geräuschen des Urwaldes zu lauschen, die riesigen Bäume aus nächster Nähe zu betrachten und Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten, faszinierte uns 🌳🌴🐒🐆🐊.

    Unsere viertägige Dschungeltour führte uns in die mehr als 80 Kilometer von Leticia entfernte Zacambu-Lodge. Diese idyllisch gelegene, rustikale Lodge befindet sich bereits auf peruanischem Boden und wird von einer sympathischen jungen Familie geführt. Zwei Cousins aus dieser Familie erwarteten uns am Anreisetag an der Mündung eines kleinen Nebenflusses des Amazonas. Von dort aus fuhren wir in einem kleinen Boot durch enge und teilweise fast zugewachsene Kanäle zur Lodge 🛶. Unterwegs begegneten wir bereits den ersten wilden Tieren. Diverse Insekten, Spinnen und sogar ein kleiner Frosch fielen zu unserer Freude beim Streifen des dichten Unterholzes in unser Boot und boten sich uns als Fotosujets an 🪲🕷🐸. Aber nicht nur kleine, sondern auch grosse Tiere erwiesen uns bei der Anreise die Ehre. Neben zwei Faultieren (darunter ein junges 🥰🦥) sahen wir auch einen Tukan, viele weitere Wasservögel und unseren ersten Flussdelfin.

    Weitere graue und rosa Flussdelfine sahen wir am Nachmittag, als wir uns mit Jordan, unserem Guide, und Nicola, dem Bootsführer, auf Entdeckungstour begaben 🐬🤩. Wir hätten diesen erhabenen Tieren noch stundenlang zusehen können, wäre diese tropische Hitze nicht gewesen. Der anschliessende Sprung ins kühle Flusswasser kam uns deswegen völlig gelegen und die direkt vom Boot aus gepflückten säuerlichen Camu-Camu-Früchte waren eine wilkommene Erfrischung 💦.

    Nach dem Abendessen ging es nochmals raus. Dieses Mal mit dem Ziel, Kaimane zu finden 🐊. Aufgrund des hohen Wasserpegels ist dies während der Regenzeit kein leichtes Unterfangen und unsere Suche blieb letztlich ergebnislos. Dennoch genossen wir die nächtliche Ausfahrt, den sich im Wasser spiegelnden Mond, das Leuchten der Sterne und die Geräusche unzähliger Insekten, Frösche und Kröten 😃.

    Am zweiten Tag ging es wiederum früh raus. Jordan wollte uns diverse Pflanzen in einem nahegelegenen Waldabschnitt zeigen. Nach einer kurzen Bootsfahrt führte er uns durchs Unterholz und mit einer Machete "bewaffnet" tiefer in den Regenwald rein. Er zeigte uns verschiedene Bäume, Sträucher sowie Dschungelfrüchte 🌴🌱🌸🍈. Einige davon verbreiteten einen süssen Duft, andere rochen leicht nach Vanille. Aus dem weissen Saft des Gummibaums konnten wir selbst ein kleines Gummiarmband herstellen und ein paar Mal flogen sogar handflächengrosse blaue Morphëus-Schmetterlinge direkt vor unserer Nase vorbei 🦋. Dass Jordan ein durchaus geübtes Auge hat, bewies er spätestens, als er hoch oben in den Bäumen einen Ameisenbären entdeckte😯.

    Der nächste Höhepunkt stand am Nachmittag auf dem Programm. Ausgestattet mit einfachen Angelruten und Hühnerhäuten brachen wir zum Piranha fischen auf 🐟🎣. Während Dani von Anfang an Spass hatte, die gefrässigen Fische aus dem Wasser zu ziehen, fand Martina die zappelnden Viecher am Hacken etwas makaber. Die Ausbeute konnte sich aber sehen lassen und zum Schluss reichte es für einen leckeren "Znachtschmaus" mit je einem roten und einem weissen Piranha 😋🍽.

    Wie schon am Vorabend, ging es auch am zweiten Tag nach dem Abendessen nochmals raus. Zuerst mit dem Boot und danach zu Fuss drangen wir immer weiter ins Dickicht vor, auf der Suche nach nachtaktiven Tieren. In der Dunkelheit durften wir dem Tanzen der Leuchtkäfer zusehen, die gelb und hellgrün blinkend herumschwirrten🪲. Auch auf dem Boden war einiges los. Überall entdeckten wir Spinnen in allen Grössen: haarige Taranteln, Skorpion-Spinnen und eine Spinne mit grossen Klauen, die gerade einen Frosch verspiess 🕷🕸.

    Am dritten Tag erhielten wir erstmals Zimmernachbarn. Nachdem wir die vorangehenden Tage die einzigen Gäste der Lodge waren, stiessen nun drei junge Schweizer und zwei Deutsche dazu, welche frühmorgens von Jordan und Nicolas in Leticia abgeholt wurden. Wir durften derweil mit Michael, einem weiteren Familienmitglied, einen anderen Dschungelabschnitt erkunden und waren schockiert, welche Auswirkungen der illegale Holzschlag auf das Ökosystem des Regenwaldes hat. Beinahe alle grossen Bäume wurden in diesem Teil des Dschungels gefällt und über Peru und Brasilien nach Asien verschifft 😢😡. Wie uns Michael erzählte, ist der Dschungel schlichtweg zu gross und die Wasserwege zu weit verzweigt, um das Gebiet mit den vorhandenen Ranger richtig zu schützen. Hinzu kommen Korruption und lasche Gesetze, welche den Handel mit Edelhölzern begünstigen.

    Da inzwischen Danis Magen rebellierte, verzichteten wir an diesem Tag auf die Nachmittagsaktivität und machten es uns stattdessen im traditionellen Rundhaus in zwei Hängematten bequem. Bereits seit November plagten Dani in regelmässigen Abständen Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall 🤮🧻. Am Essen in der Lodge konnte es nicht gelegen haben, wurden wir doch bestens umsorgt und täglich mit einem anderen frischen Fisch aus dem Amazonas und Früchten aus dem Garten verwöhnt. Vielmehr vermutete Dani dieses Mal die in Leticia verspiessenen Rühreier als Übeltäter. Auf jeden Fall wollte er der Sache nach der Rückkehr in die Zivilisation ein für alle Mal auf den Grund gehen und den lästigen "Käfer" endlich loswerden.

    Bioflorin und Urwald-Tinktur sei Dank, durfte sich Dani dann wenigstens auf die Nachtexkursion freuen. Ein weiteres Mal machten wir uns auf die Suche nach Kaimanen 🐊. Die grösseren Exemplare der bis zu fünf Meter langen Tiere verschwanden beim Nähern des Bootes in der Tiefe, weshalb uns Nicolas immer tiefer in die Kanäle hinein navigierte. Michael musste dabei kräftig die Machete schwingen und eine Schneise im zugewachsenen Flussbett schlagen 🔪🌱🌿. Nach und nach näherten wir uns so einem verborgenen kleinen See mit dichtem Schilf und Seerosen. In dieser Vegetation halten sich in der Regel die Jungtiere auf, bis sie gross genug sind, sich im offenen Gewässer zu bewegen.

    Tatsächlich ging es dann dort nicht mehr lange und Michael hievte mit einem geübten Griff ein Jungtier ins Boot. Er erzählte uns ein paar wichtige Fakten zu Kaimanen und erklärte uns die Unterscheidungsmerkmale zwischen Männchen und Weibchen sowie Kaimanen und Alligatoren. Auf dem Rückweg kamen wir in den Genuss eines richtigen Dschungelgewitters ⛈. Der heftige Regen durchnässte uns bis auf die Unterhosen und das offene Boot füllte sich derart schnell, dass Nicola mit einem Kessel Wasser aus dem Rumpf schöpfen musste 💦.

    Am vierten und letzten Tag durften wir mit Michael nochmals einen Hike in einem anderen Teil des Regenwaldes unternehmen. Michael wollte uns unbedingt noch eine Anakonda zeigen und lief mit uns kreuz und quer durch den Regenwald 🐍. Mal mussten wir auf Baumstämmen kleine Bäche überqueren, mal durch Schlammlöcher waten. Zum Glück hatte Michael uns vorgängig mit Gummistiefel ausgerüstet. Leider sahen wir an diesem Tag keine Schlangen, sondern konnten den penetranten, leicht modrigen Duft der Anakonda lediglich riechen 🤢. Dafür waren wir fasziniert, wie Michael auch nach drei Stunden und in unseren Augen gleichbleibender Vegetation die Orientierung behalten konnte 🧭💪. Und wenn schon auf dem Boden nichts los war, dann wenigstens in den Baumkronen. Meistens verriet das laute Rascheln die flinken Kapuzineräffchen, die sich hoch oben von Ast zu Ast angelten 🐒. Da waren die vier kleinen Nachtaffen viel schwieriger zu entdecken. Dicht aneinander gedrängt und mucksmäuschenstill sass das Grüppchen in einer Astgabel und beobachtete uns mit grossen Augen 🤩.

    Wir genossen unsere Dschungelauszeit in vollen Zügen. Die auf hohen Pfählen gebaute und wunderbar gelegene Lodge mit den beiden "Hängemattenhäusern" war für uns ein richtiger Sehnsuchtsort. Die ersten zwei Tage als einzige Touristen in der Anlage verbringen zu dürfen, war für uns ein absolutes Privileg und ein Glücksfall. Auch die deutsch-schweizerische Reisegruppe fanden wir sehr angenehm. Wir schätzten die spannenden Gespräche und die interessanten Reisetipps. So etwas hätten wir uns für die Überfahrt von Panama nach Kolumbien gewünscht 😀.
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