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  • Day 117

    Nazca

    January 26, 2022 in Peru ⋅ ⛅ 26 °C

    Einmal über die geheimnisvollen Zeichnungen im Wüstensand hinweggleiten: Was für Martina als einmaliges Abenteuer galt, löste bei Dani Herzklopfen und Unbehagen aus. Dennoch wollten wir die weltbekannten Linien unbedingt sehen - sei es aus der Luft oder vom Aussichtsturm herab.

    Wir liessen deshalb bis zu unserer Ankunft in Nazca offen, ob wir den Rundflug im Kleinflugzeug tatsächlich machen würden 🛩. Dass wir dann aber zwei Stunden nach der Ankunft im Hotel und mit einer anstrengenden elfstündigen Busfahrt in den Knochen um zehn Uhr morgens bereits in einer klapprigen Cessna sitzen würden, hätten wir uns nicht zu erträumen gewagt. Die Buchungszusage muss wohl noch im Halbschlaf erfolgt sein 😂.

    Jedenfalls ging alles Schlag auf Schlag. Der Chaffeur holte uns im Hotel ab, dann mussten wir beide auf die Waage steigen, um zu verhindern, dass die maximale Ladelast überschritten wird und anschliessend erläuterte uns der Airline-Betreiber nochmals die Flugroute 🚕⚖🗺. Exakt 48 Flugminutenund 18 verschiedene Zeichnungen erwarteten uns, darunter der weltberühmte Astronaut, der Kolibri oder die Spinne. Wir waren gespannt und aufgeregt!

    Gemeinsam mit zwei Argentinierinnen und einem Deutschen warteten wir an der Flugpiste auf unser Flugzeug und durften wenig später direkt hinter den beiden Piloten Platz nehmen. Als erstes mussten wir uns die Headsets aufsetzen 🎧. Ohne diese wäre der Lärm des Propellers kaum auszuhalten gewesen und wir hätten die Infos zur jeweiligen Zeichnung verpasst. Bevor es losging, gaben die die beiden Piloten noch letzte Sicherheitsinstruktionen und Hinweise zum Flug. Keine zehn Minuten später flogen wir bereits auf einigen hundert Metern Höhe und die Stadt verschwand am Horizont 🛫.

    Während einer der Piloten die Maschine steuerte, erklärte der andere uns die Sandzeichnungen. Einige, wie der Walfisch, waren von dieser Höhe aus kaum zu sehen 🐋. Bei anderen, wie dem Kompass, hatten wir auf den ersten Blick Mühe, das Sujet zu erkennen. Zum Glück flogen wir mehrmals über die einzelnen Zeichnungen und bei beinahe vertikaler Position der Flügel konnten wir diese in ihrer vollen Pracht bestaunen🤪.

    Wir waren fasziniert von den Ausmassen der teilweise sehr detailreichen Scharrbilder (Petroglyphen). Die grösste Zeichnung misst ganze dreihundert Meter! Wie es die Menschen vor tausenden von Jahren fertig gebracht haben, mit solcher Präzision Linien in den Wüstensand zu schaben und zu prachtvollen Kunstwerken zusammenzufügen, beindruckte uns mehr als einmal ⛏. Dies auch im Wissen darum, dass die Erschaffer ihre Werke nie von oben betrachten konnten 🛩.

    Archäologen unterscheiden mittlerweile zwischen zwei Phasen, in welchen die Bilder erschaffen wurden. In der ersten Phase vor 2'200 bis 2'800 Jahren entstanden die zumeist kleineren, dafür filigraneren Figuren. Dazu gehören der Kolibri, der Kondor, der Affe, der Walfisch, die Spinne, der Papagei oder die Hand, welche auch vom Beobachtungsturm an der Panamericana aus zu sehen ist. Alle diese Sujets hatten eine wichtige Bedeutung für die Menschen der damaligen Paracas- und Nazca-Kultur 🦅🐋🐒🕷.

    In einer späteren Phase kamen vor circa 1'500 Jahren weitere, von der Dimension her viel grössere viereckige und trapezförmige Scharrbilder hinzu ◻🔻. Diese geometrischen Formen und die teilweise mehrere Kilometer langen Linien bedecken heute weite Teile der Region rund um Nazca und sehen wie antike Landebahnen aus, die kreuz und quer in der Wüste liegen. Auch wenn wir keiner der Theorien Erich von Dänikens Glauben schenken, können wir seiner Idee eines gewaltigen Flughafens für Ausserirdische zumindest vom Bild her einiges abgewinnen 🛸👽. Der fröhlich von der Hügelflanke winkende Astronaut unterstützt dieses Hirngespinnst zusätzlich 👩‍🚀😉.

    Wir beide genossen den Rundflug in vollen Zügen. Nach einer Dreiviertelstunde waren wir aber dennoch froh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben und freuten uns auf einen kühlen Softdrink und etwas zwischen die Zähne. Leider enden nicht alle Flüge so gut, wie wir rund zehn Tage später erfuhren. Offenbar stürzte eine Woche nach unserem Rundflug ein Kleinflugzeug kurz nach dem Start aufgrund eines technischen Defekts ab. Alle Passagiere kamen dabei ums Leben.

    Auf den adrenalingespickten Morgen folgte ein gemütlicher Nachmittag. Für eine Erkundungstour zu den nahegelegenen Ruinen der Paracas-Kultur war es uns schlichtweg zu heiss 🌞. Deshalb entschlossen wir uns kurzerhand für den Besuch des Museo Didactico Antonini. Das nach einem italienischen Archäologen benannte und vom italienischen Staat finanziell unterstützte Museum beherbergt eine grosse Sammlung an Artefakten aus der Paracas- und Nazca-Kultur. Neben farbig verzierten Töpfen und den Resten kunstvoll gewobener Stoffe, gehörten auch Schädeln von Menschenopfern zu den Ausstellungsstücken💀. Einmal mehr wurden wir an das raue Klima und den unzimperlichen Umgang mit Leben und Tod in der damaligen Zeit erinnert.
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