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  • Day 139

    Tupiza

    February 17, 2022 in Bolivia ⋅ ⛅ 20 °C

    Einmal zu Pferd wie Clint Eastwood oder andere Westernhelden roten Felsen entgegenreiten🤠 🐎. Was sich anhört wie im wilden Westen, durften wir im südlichsten Winkel von Bolivien selber erleben. Und wir waren nicht die einzigen, die hier die Gegend unsicher machten😉. Anfangs des 20. Jahrhunderts trieben die beiden Revolverhelden Butch Cassidy und Sundance Kid in der Umgebung von Tupiza ihr Unwesen, ehe ihnen bolivianische Militärs nach einem wiederholten Raubüberfall 1908 das Handwerk legten💰.

    Unser "Ausflug" nach Tupiza kam eher durch Zufall zustande. Wir wollten nämlich unbedingt versuchen auf dem Landweg nach Argentinien einzureisen🇦🇷. Da der einzige offene Grenzübergang derjenige zwischen Villazón und La Quiaca war, lag es auf der Hand, dass wir in Tupiza einen Stopp einlegen würden. Tupiza ist etwa gleich gross wie Kriens und ein richtiges Provinznest. Abends trifft sich die Dorfjugend auf dem zentralen Platz, während die Erwachsenen eine der Bars aufsuchen oder sich in einem der Liquor Stores eine Flasche Bier besorgen⛲️🍻.

    Wir bezogen im Hostal Butch Cassidy für zwei Nächte ein Zimmer und buchten für den nächsten Tag einen Ausritt in die rote Steinwüste Tupizas 🏜. Die bizarren rostrot bis braun gefärbten Felsformationen und die legendäre Puerta del Diablo wollten wir unbedingt mit eigenen Augen sehen. Pünktlich um neun wurden wir am nächsten Tag abgeholt und zur kleinen Rancho von Edy gebracht. Dieser wartete vor dem Stall auf uns und hatte seinen Pferden bereits Zaumzeugs und Sattel angelegt. Damit wir uns wie stilechte Cowgirls und Cowboys fühlen konnten, setzte Edy uns je einen ledernen Cowboy-Hut auf🤠.

    Mit etwas weichen Knie war Dani als erster an der Reihe und hievte sich auf "Jango", seinen graskauenden neuen Freund. Bis zu diesem Zeitpunkt sass Dani noch nie auf einem Pferderücken und hatte, einen kurzen Ausritt mit einem störriscen Esel in Kirgistan ausgenommen, auch keinerlei Reiterfahrung🐴. Martina erschien neben ihm schon fast wie ein Profi. Als ehemalige Reitschülerin schwang sie sich gekonnt in den Sattel und hielt die Zügel fest im Griff.

    Kurz darauf trotteten unsere drei Pferde in gemächlichem Schrittempo durch das ausgetrocknete Flussbett. Das Ufer säumten verschiedene Dornenbüsche und bis zu drei Meter hohe Kakteen🌵. Am Horizont konnten wir die rot leuchtenden Felswände der Puerta del Diablo erkennen und wir fühlten uns schon fast ein wenig wie richtige Cowgirls äh Cowboys🌄. Unterwegs erzählte uns Edy über die Geschichte Tupizas, das Volk der Chichas und die weit in der Schlucht verborgenen Goldminen. Edy kennt die Gegend wie seine Hosentasche und bietet auch mehrtägige Treks an, die weiter ins Gebirge führen. Im schwebt vor, eines Tages entlang des Pfades einen kleinen Saloon für Touristen zu eröffnen🍻🥃.

    Fast eineinhalb Stunden ritten wir auf unseren Pferden dem Flussufer entlang und in die Schlucht hinein. Von der Puerta del Diablo konnten wir einen atemberaubenden Rundumblick auf die eindrucksvolle Landschaft geniessen🤩. Beim zweiten Stopp waren wir bereits umgeben von mehreren hundert Meter hohen Felswänden. Von jetzt an ging es nur noch zu Fuss weiter. Während Edy zu den Pferden schaute, kletterten wir immer weiter in die Schlucht hinein. Wie schon so oft, waren wir auch an diesem Ort die einzigen Touristen und hatten das wunderbare Privileg, die Magie und Stille der Schlucht ganz für uns alleine zu haben🥰.

    Am frühen Abend trafen wir unseren Couchsurfing-Freund Pablo zu einem Feierabendbier🍺. Wir hatten ihn vor einigen Wochen auf der Reiseplattform kennengelernt, als wir uns über die Grenze zwischen Villazón und La Quiaca informierten. Pablo lebt seit einigen Jahren in Tupiza und arbeitet als Bergbau-Ingenieur. Zusammen mit seiner Frau führt er im 200 Kilometer entfernten Tarija ein kleines Hostal. Da er zum Geld verdienen oft von seiner Familie getrennt ist, freut er sich umso mehr über Besuch aus aller Welt.

    Ganz unkompliziert trafen wir Pablo im Stadtpark und begleiteten ihn zur wöchentlichen Autowäsche🚗🧼. Während er seinen weissen Pickup innen und aussen reinigen liess, genossen wir zusammen ein kühles Bier und Pablo erzählte uns aus seinem Leben. Als Vater von zwei Kindern ist es für ihn nicht immer einfach, so weit weg zu wohnen. Er versucht deshalb mindestens alle zwei Wochen für mehrere Tage nach Tarija zu fahren.

    Obwohl Pablo noch nie weiter als Brasilien reisen konnte, scheint er ziemlich westliche Gepflogenheiten zu leben. Er praktiziert Yoga, geht zweimal pro Woche ins Gym, liebt es zu tanzen und hört am liebsten Musik der deutschen Electro-Grössen ZEDD und Boys Noise🧘‍♂️🏋‍♂️🕺🎧.

    Nachdem das Auto wieder blitzeblank war, fuhren wir mit Pablo zu einem der vielen Liquor Stores und kauften uns Honig- und Schokoladen-Bier. Craft-Bier ist auch in Bolivien absolut trendy und Pablo war mächtig stolz, uns sein Lieblingsbier zu zeigen 🍻
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