Satellite
  • Day 24

    Once a day in Chengdu

    October 23, 2017 in China ⋅ ⛅ 18 °C

    Bereits gegen 6:30 Uhr wurde das Licht im Nachtzug angemacht, sodass wir uns anzogen und uns fertig machten. Der Nachtzug stoppte gegen 7:30 Uhr. Es war die Endstation und es musste trotzdem schnell gehen, da die Stewardessen bereits den Zug wieder aufbereiten und ebenfalls in den freien Morgen wollten. Im Bahnhof wartete bereits unser neuer Guide Xiao auf uns. Aufgrund der strengen Sicherheitsvorschriften in Chengdu (dazu noch später) müssten wir jedoch erst einmal unsere Fähigkeiten als Schmuggler unter Beweis stellen und unser Deo an unserem Körper verstecken, da auch hier die Taschen gescannt wurden (und diesmal scheinbar tatsächlich). Gesagt getan, fühlten wir uns wie Han Solo (RIP) und bestiegen die volle U-Bahn (Rush Hour) bis Chunxi Road. Bereits in der U-Bahn ist uns aufgefallen, dass die Mentalität hier eine andere ist. Ein wenig zurückhaltender und europäischer. Chengdu mit seinen 14 Millionen Einwohnern ist ein Schmelztiegel im westlich gelegenen China und ein wirtschaftlich wichtiger Standort. Die Stadt ist eine der wohlhabendsten Städte in einer der wohlhabendsten Regionen. Dadurch ist man hier - anders als in Guilin - auch an Ausländer gewöhnt und nicht mehr das Highlight für die Menschen hier. Den Wohlstand merkte man recht schnell. Die Stadt war sauber und die Fahrzeuge hier sehr modern (zu einem auffällig großen Teil auch Elektro und Hybridfahrzeuge, die Roller scheinen weit überwiegend Elektro zu sein). Wenn nicht die Schrift auf die chinesische Herkunft hinweisen würde, könnte sie auf dem ersten Blick genauso in Europa oder den USA stehen. An unserer Station angekommen, ging es zum Hostel, wo die Zimmer noch nicht fertig waren, wir aber immerhin das Gepäck unterstellen konnten. Xiao zeigte uns ein wenig die nähere Umgebung, die neben einigen chinesischen Geschäften auch viele ausländische Geschäfte und Restaurants enthält. Anschließend hatten wir Zeit uns noch einmal selbst umzusehen und so entschieden wir uns für einen Spaziergang durch Chengdu. Wir nahmen uns das Ziel eines großen Platzes in der Mitte der Stadt. Der Weg führte vor allen an Wolkenkratzern und Einkaufsstrassen vorbei. An den großen Kreuzungen der 5-spurigen Straßen wurden dann auch tatsächlich die Verkehrsregeln teilweise beachtet. In der gesamten Stadt waren auch sehr viele Polizisten unterwegs. An dem Platz angekommen, wurden unsere Rucksäcke kontrolliert und kurz unsere Identität gecheckt. Anschließend durften wir den Platz betreten, der ebenfalls hoch bewacht wurde. Auf dem Platz selbst war eine große Statue von Mao, der ebenfalls den Platz überblicken konnte. Nachdem wir bereits vorher von Xiao erfahren haben, dass auch die Universität sehr schön sein soll, machten wir uns dann zu Fuß weiter auf dem Weg dorthin. Hierbei handelte es sich um einen großen Campus, der viele Bauten im traditionellen Pagodenstil enthielt, die jedoch neueren Ursprungs sind. Von dort ging es für uns dann auf dem Weg ins Hostel, wo wir dann endlich Einchecken durften. Nach einer Dusche und Noodle-Cups (jedes Zimmer enthält einen Wasserkocher) ging es dann auch schon mit Xiao zum tibetanischen Viertel und dem 3 Königreiche Viertel. Nach einer kurzen Busfahrt hatten wir dort die Gelegenheit uns einen Park und die jeweiligen Viertel selbst anzusehen. Das 3 Königreiche Viertel war optisch sehr schön anzusehen, da es komplett im Pagodenstil gehalten war und überall Lampions rumhingen. So stellt man sich das China vor einigen Jahrhunderten vor. Nur leider hatte auch hier das moderne Leben Einzug gehalten und ein Starbucks ruinierte den Blick im Viertel. Daneben fanden sich dann neben den Gebäuden, die verschiedene kleine Geschäfte enthielten, Stände mit traditionellen tibetanischen Gerichten. Wir versuchten uns hier an gebackenen Bananen, die aber mit den uns bekannten kaum etwas gemeinsam haben. Die anderen Gerichte reichten von gegrillten Schweinenasen, zu einer Art Pulled Pork Sandwich bis zu diversen Süssspeisen. Anschliessend durchwanderten wir noch den Park, der ebenfalls schöne Torbögen enthielt. Für den letzten Spaziergang hatten wir uns das tibetanische Viertel aufgehoben. Hierzu nur kurz: Chengdu hat aufgrund der Nähe zu Tibet eine große tibetische Volksgruppe, die allesamt streng buddhistisch sind (auch viele andere Chinesen sind buddhistisch, nur wird der Glaube im Alltag unterschiedlich gelebt). Das erklärte dann auch die hohe Polizeipräsenz in der Stadt, der auf die Diskussion rund um Tibet zurückzuführen ist und Chengdu auch ein Tor zu den abgelegeneren westlichen Provinzen darstellt, von denen wohl ebenfalls eine gewisse Terrorgefahr befürchtet wird. Das Tibetanische Viertel zeichnete sich nicht sonderlich architektonisch aus, sondern durch die dort lebenden Menschen. Hierbei konnte man bereits auf den ersten Blick einen äusserlichen Unterschied zu anderen Chinesen feststellen. Auch stach die traditionelle Kleidung hervor, die vorwiegend aus langen und teilweise bunten Gewändern bestand, die an Bilder aus Nepal erinnern. Die dort umliegenden Geschäfte enthielten vorrangig buddhistische Statuen und Talismane, die goldgelb glänzten. Im Übrigen kam uns das Viertel aber wesentlich ärmer vor und es gab sehr viele Bettler auf der Straße, die auch an der Kleidung zehrten und einen kurz begleiteten. Ein solches Bild gab es bisher in China sehr selten. Nachdem wir uns dann mit Xiao wieder trafen und in das Hotel zurückfuhren, hatten wir kurz Zeit für ein kleines Abendessen. Chris blieb bei den lokalen Spezialitäten, die sich besonders durch die Schärfe hervorheben und Steffi beließ es, beinahe klassisch, bei Dumplings, die man zu jeder Zeit hier essen kann. Am Abend bekamen wir dann eine kleine Unterrichtseinheit Mandarin mit Xiao, die sehr lustig war und ein paar Eindrücke in die Sprache (und damit auch der Denkweise der Menschen) ermöglichte. Am Abend ging es dann für Steffi mit der Gruppe in eine Sichuan Oper, während Chris lieber ins Bett ging (die 3 Stunden Schlaf forderten ihren Tribut und er wollte auch nicht unbedingt). Die Oper selbst enthielt eine Aufführung im klassichen Stils Sichuans, bei der oftmals wie durch Zauberhand die Masken gewechselt wurden (Game of Thrones lässt grüßen). Steffi fand diese Aufführung sehr interessant und kam dann gut gelaunt zurück zum Hotel, wo Chris bei chinesischen Fernsehen bereits in den Schlaf gefallen ist.Read more