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  • Day 26

    Tanzen im People's Park

    October 25, 2017 in China ⋅ 🌙 14 °C

    Kein Programm, kein Stress und keine Hektik. Der Tag sollte heute nicht vor 13:30 Uhr offiziell starten. Bis dahin hieß es, dass wir ganz auf uns selbst gestellt sind. Und so war es Zeit für eine Pause: Ausschlafen und ein wenig rumgammeln. Nach einem späten Frühstück hieß es jetzt auch schon wieder Sachen packen, auschecken und kleine Snacks für den Nachtzug besorgen. Um 13:30 Uhr holte uns dann Xiao von Hotel ab und es sollte erstmal in den People‘s Park gehen. Hier trifft sich jung und alt für alle möglichen Aktivitäten, die in der Öffentlichkeit stattfinden können. Zu diesem Zweck sind an jedem Platz, die entweder für Reden, Darbietungen und Schauspiel bestimmt sind, Schallmessgeräte aufgestellt, die die Dezibel-Zahl anzeigen. Als erstes schauten wir uns eine Tanzgruppe älterer Damen an, die eine eher traditionelle Aufführung im klassischen chinesischen Tanz darboten. Diese wurden jedoch relativ schnell von anderen älteren Damen in Militäroutfit abgelöst, die von einem lautstarken General angeführt, einen weiteren Tanz vorführten, der von einem Fahnenschwenkenden Mann in Militäruniform zum Gesang des Generals und einer weiteren Frau begleitet wurde. Die älteren Damen und Herren kannten dieses Lied in und auswendig und waren daher in der Lage dieses mitzusingen. Wir erfuhren später, dass dies mit den derzeitigen Feierlichkeiten der VR China zusammenhängt. Die Dezibel-Zahl erreichte 82. Anschliessend gingen wir einen Platz weiter, bei dem eine Art chinesisches Line-Dance für alle praktiziert wurde. Steffi war dabei Feuer und Flamme und tanzte dann mit einer Gruppe chinesischer Mittänzer zu einem chinesischen Lied. Sie hatten dabei sichtlich viel Spaß und konnte dabei einen Punkt ihrer Bucket-Liste durchstreichen. Die dabei im Park wild fotografierenden Chinesen hatten dabei wieder alle Freude, ihre riesigen Objektive auf uns richten zu können. Die Dezibel-Zahl betrug 74. Den letzten von uns besuchten Platz konnte man bereits von weit hören, da dort eine Dame scheinbar versuchte mit chinesischem Liedgut Gläser zu zerstören. Die Zuschauer schien es nicht zu stören, sodass es hier am vollsten war. Hier hat sicher auch die mitgebrachte Live-Band dazu beigetragen, dass sich ein klarer Sieger im Dezibel-Ranking ergeben hat! 87! Weitere politische Reden, Sänger und Tänzer haben wir uns dann nicht weiter angeschaut. Es sollte zum sog. Blind-Dating Teil des Parks gehen. Wer nicht unter einem Stein lebt, wird dies sicherlich bereits schon einmal gesehen haben. Es läuft dabei wie folgt ab: Chinesische Eltern sind tiefbesorgt, wenn der Sprössling keinen Partner hat und noch schlimmer - nicht verheiratet ist. Um dieser Blamage abzuhelfen, stellen sie sich (manchmal auch die besorgten Großeltern) in diesen Park und verteilen Handzettel mit den Angaben über Alter, Größe und Beruf des Sprösslings und dem, was sich dieser (oder die Eltern oder Großeltern) von seinem zukünftigen Partner vorstellt. Neben diesen Handzettel haben ganz findige Eltern auch Fotos ihrer Kinder auf dem Handy oder sogar Flugblatt dabei. Es herrscht dabei ein sehr buntes Treiben und die Eltern und Großeltern tauschen Flugblätter und Telefonnummern aus, während sie argwöhnisch Fotos auf dem Handy begutachten. Xiao meinte hierzu nur, dass es viele der Kinder allerdings wenig interessiert, was dort vor sich geht. Interessant war es allemal. Ebenfalls interessant war dabei, dass - sobald wie stehen blieben und uns Xiao etwas erklärte - sich sofort 4-5 Leute dazustellten, weil sie es interessant fanden. Ein Wort Englisch werden sie jedoch nicht verstanden haben. Weiter ging es durch den Bonsai-Garten und vorbei an Mahjong und Poker spielenden Rentnern, die sich hier im Park zum Spielen verabreden. Xiao erklärte uns hierbei einen entscheidenden Unterschied zu westlichen Parks: Niemand berührt den Rasen!! Nach einem weiteren kleinen Spaziergang durch den Park, bei dem wir an einem Hochzeitspaar vorbeikamen und zwei Damen, die mit langen Teekannen (sehen aus wie Giesskannen mit sehr langen Hals) das akrobatische Eingießen von Tee übten, ließen wir uns in einem der zahlreichen Teehäuser nieder. Nachdem uns Xiao (glücklicherweise) beim Bestellen geholfen hat, tranken wir unseren Tee und wurden zu Ratgebern für verzweifelte Chinesen. Da eine ältere Chinesin Xiao mit einer Gruppe Langnasen erblickte, fragte sie nach Hilfe. Ein netter Mann habe ihr eine Visitenkarte gegeben und sie möchte ihn nunmehr gerne anrufen. Die Visitenkarte enthielt nur leider lateinische Buchstaben und die könne sie nicht lesen. Das alles geschah vor allem sehr laut und aufgeregt! Nachdem wir ihr a) mitteilten, dass dies wohl ein Scamming sei und b) wir uns ohnehin fragten, warum sie in anrufen will, sie aber gar kein Englisch kann, bedankte sie sich und zog des Weges. Ungefähr 2 Teeaufgüsse später, hatte sich scheinbar im Park herumgesprochen, dass eine Gruppe Ausländer in dem Teehaus sitzt. Und es kamen die Hobbyfotografen in Scharren, die sich teilweise auch bis zu 5 Minuten für einen ungefragten Schnappschuss nahmen. Wir konterten nur noch mit Grimassen und es wurde zurückfotografiert! Einige holten dabei auch ihre riesigen Objektive und Tripods raus und räumten das halbe Teehaus aus, um ein gutes Foto von den eigenartigen blassen Leuten zu erhaschen. Davon waren selbst die umherlaufenden Ohrreiniger genervt, die für ein paar RMB die Ohren mit Vibrationen und Wattestäbchen reinigen. Es reichte uns mit den Fotos und wir wanderten anschließend aus dem Park heraus. Es sollte heute noch in ein kleines Viertel gehen, welches dem 3 Königreiche Viertel ähnelt, aber noch ein bisschen schicker ist. Dort gab es sehr schöne Häuser im Pagodenstil, die vor allem Restaurants und Geschäfte beinhalteten. Die Architektur und die Kunstfertigkeiten bei der Bemalung der Türen und Häuser sah jedoch äussert schick aus. Anschließend sollte es zurück zum Hostel gehen, wo wir zu Abend aßen und uns anschliessend auf dem Weg zum Bahnhof machten. Es wartete der Nachtzug nach Xi‘an auf uns. Gegen 22 Uhr sollte es losgehen. Chris schlief ganz oben auf dem kleinsten Bett und stieß sich mehrfach, sodass die Kabine neben uns schon ein paar mal an die Wand klopfte. Es roch leider nicht wirklich gut im Zug, dafür haben wir aber gut geschlafen. Next Stop Xi‘an.Read more