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  • Day 31

    Asunción - Corona lässt grüßen

    March 12, 2020 in Paraguay ⋅ ⛅ 38 °C

    Asuncion - fast eine Geisterstadt

    #reallife

    Wie stellt man sich die Hauptstadt Paraguays vor? Laut, Umtriebig, heiß, viel Verkehr, viele Menschen die am Straßenrand Ware verkaufen - mir würde noch einiges mehr einfallen.

    Paraguay gilt als eines der ärmsten Länder Südamerikas. Seine Hauptstadt Asunción liegt direkt an der argentinischen Grenze und mitten im Kontinent.

    Nach 6 stündiger Busfahrt von Foz do Iguaçu über Ciudad del Este nach Asuncion, in einem sehr komfortablem Bus mit fetten Sitzen, haben Juliane und ich Brasilen hinter uns gelassen und setzen unsere Reise in einem neuen Land fort.
    Paraguay geniest unter Reisenden keinen besonders dringlichen Status. In Erfahrungsberichten und diversen Reiseblogs ist immer wieder zu lesen, dass es dort nichts gäbe, was anderenorts nicht auch in schöner oder imposanter zu sehen sei.

    Trotzdem wollten wir dem Land eine Chance geben. Wir entschieden uns also für 2 Woche Spanisch - Sprachschule in Asunción. Nach den vorwiegend recht trüben und regnerischen Tagen in Brasilien freuten wir uns auf besseres Wetter in Asuncion. Laut Vorhersage 36 Grad und purer Sonnenschein.
    Man sollte eben aufpassen was man sich wünscht, denn bei 75% Luftfeuchtigkeit sind 36 Grad und mehr kaum auszuhalten.

    Da die Sprachschule auch Zimmer anbot, bezogen wir am ersten Tag eines davon.
    Alles wirkte sauber und aufgeräumt. Ein schöner Blick in den Garten des Hauses war inklusive.

    Am folgenden Tag absolvierten wir beide in unterschiedlichen Kursen die ersten 4 Stunden Sprachschule. Spanisch ist wirklich eine tolle Sprache. Ich hoffe, dass ich das auch noch nach dem Kurs sagen werde, wenn ich in die Untiefen der höheren Grammatik eingetaucht bin.

    Am Samstag schlenderten wir in Richtung Zentrum. Es war nachmittags, die Sonne brannte, das T-Shirt klebte, die Straßen waren leer, nur vereinzelt ein paar Autos und hier und da ein uniformierter Sicherheitsmann vor einem Ladeneingang. Es wirkte leicht gespenstig.
    Aber wir hatten auch bereits gelesen, dass man in Paraguay eine lange Siesta bis 17.00 Uhr macht.

    In den Straßen standen neue und alte Gebäude. Die meisten waren in keinem sonderlich guten Zustand. Putz bröckelte von den Wänden, Pflänzchen wuchsen aus Mauerspalten. Die Gehwege waren sehr holprig und hatten ihre besten Jahre wohl in den 70ern oder eher. Nicht dass wir das auf unseren Reisen nicht schon anderenorts gesehen hätten, aber der Kontrast zu den Städten in Brasilien fiel uns deutlich auf.

    Wir schlenderten weiter und gingen in einer dieser Shopping Malls, die uns von unseren Sprachlehrern angepriesen wurden und für die Asunción bekannt sei, besonders bei wohlhabenden Argentiniern und Brasilianern, die in Paraguay so manches Schnäppchen schlagen können.

    Auch hier war es sehr leer, dafür angenehm kühl.
    Die Mall ansich war für uns letztlich keine Augenweide, nen Einkaufszentrum halt.

    Wir liefen noch einige andere Sehenswürdigkeiten der Stadt ab. Überall zeigte sich das gleiche Bild. Kaum Menschen auf der Straße, selbst als die Siesta-Zeit vorbei war. Viele Läden hatten geschlossen. Wie wir später erfuhren hatten auch alle Museen und Parks nicht geöffnet.
    Als wir schließlich etwas ratlos und augenscheinlich hilfsbedürftig am Straßenrand standen, sprach uns plötzlich eine Frau an. Sie gab uns einige Tips und Hinweise. Als ich sie fragte, ob es denn normal sei, dass derart wenig Leute unterwegs sind, schaute sie mich verwundert an und antwortete: por el CORONA - VIRUS.

    Unsere Recherchen ergaben letztlich, dass es in Paraguay zu diesem Zeitpunkt 6 nachgewiesene Fälle gab. Die Regierung hat alle öffentlichen Gebäude sperren und Schulen und Universitäten schließen lassen. Die Menschen wurden angewiesen zuhause zu bleiben. Wie gesagt, eine Hauptstadt hatte ich mir anders vorgestellt, aber unter Corona ist wohl alles vorstellbar, nur anders als gedacht.
    Also ganz ähnlich wie in Europa.

    Am Abend aßen wir in einem guten Restaurant, wir wurden mit Mundschutz und Handschuhen bedient und waren übrigens die einzigen Gäste.

    MP
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