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  • Day 25

    Big Bear City, California (Mile 266)

    May 9, 2018 in the United States ⋅ ☀️ 25 °C

    Idyllwild Tag 2: PCT-Hikerin Manon (Ärztin/ Paris Frankreich) hatte uns angeboten, auf dem Fußboden Ihres superschönen Cabin zu übernachten. Als Dankeschön haben wir (.... Jean hat, aber wir waren zusammen einkaufen ;) ein leckeres Abendessen gezaubert. Es gab Pasta mit kalifornischem Rotwein, Trauben und Chips. Unser gemeinsamer Abend war superschön und wir haben die Zeit sehr genossen. Wir drei verstehen uns prima und haben den Abend viel gequatscht und unsere Lieblingslieder auf Youtube gespielt. Jean seine Lieblingsband aus Island "Sigur Ros" macht herzergreifend schöne Videoclips: https://youtu.be/mZTb8WxEW78 Der zweite Musikclip ist unglaublich intensiv und das Beste seit langer Zeit: https://youtu.be/akYuy2FMQk4 Am nächsten Morgen haben wir Manon ein anständiges Frühstück spendiert und sie ist direkt Richtung Big Bear weitergezogen. Jean und ich hatten einen besonderen Abstecher geplant; die Besteigung des San Jancinto Peak (3.302m). Vom Gipfel gab es einen traumhaften Rundumblick auf die umliegenden Berge, Wald- und Wüstenebenen. Wir haben in Gipfelnähe übernachtet und die Lichter von Palm Springs waren zum Greifen nah ... Es folgte ein laaanger Abstieg zur Unterführung der Schnellstraße Interstate 10 bis auf 409m. Bereits am späten Vormittag war die Wüste brütend heiß. Das Thermometer zeigte 37 Grad im Schatten und wir laufen inmitten der prallen Sonne. Die letzte Stunde zur Unterführung war mein Körper nahe der Überhitzung und der Kreislauf am Limit (Schwindel). Ich Blödmann hatte aufs Tempo gedrückt, um schnellstmöglich in den Schatten zu kommen. Dabei hatte ich eine Herzfrequenz, wie nach einem 10km Sprint und das Laufen auf dem sandigen, strandgleichen Boden machte die Sache nicht einfacher. Im Schatten der Unterführung angekommen, habe ich mich einfach fallen lassen. Zwei Minuten später stand ein Trailangel "Mama Bear" vor mir. In der Hand eine gekühlte Getorade mit den wichtigen Elektrolyten. Sie hatte an diesem Tag einen Stand mit Pizza, Früchten und kühlen Getränken unterhalb der Interstate 10 aufgebaut und kostenfrei für die PCT-Hiker zur Verfügung gestellt. So viele Menschen unterstützen uns PCT-Hiker mit Wasser entlang des Trails. Manche Trailangels überraschen mit gekühlten Getränken, Grapefruits, kleinen Packungen voller Nüsse, M&Ms und wir haben auch schon einen Burger gegrillt bekommen. Alles kommt von Herzen und vollkommen selbstlos. Eine halbe Stunde nach Erreichen des Trail Magic war ich wieder hergestellt. Mama Bear hat Ihren Mann letztes Jahr durch Suizid verloren und es gibt Ihr Kraft und Lebensfreude, wenn Sie die PCT-Hiker unterstützen und sich austauschen kann. Ich treffe auf dem Trail soviele interessante, liebevolle Menschen. PCT-Hikerin Brenda (Transsexuelle aus San Francisco) hat mir aber auch die dunkle Seite der Vereinigten Staaten gezeigt. Sie war 20 Jahre lang Truckerfahrer(in). Seit der Geschlechtsangleichung muss sie ständig in Angst leben. Sie wird regelmäßig beschimpft, geschlagen und selbst das Gayfriendly San Francisco ist für Transsexuelle ein gefährliches Pflaster. Sie hat Ihren rechten Schuh ausgezogen und der große Zeh war abgeschnitten ... Zitat: "das haben mir (extremistische) Christen angetan, aber ich habe etwas daraus gelernt". Letztes Jahr wurde ihre transsexuelle Freundin umgebracht und Brenda wurde im gayfriendly Key West mit einem großen Messer gedroht "... wenn Sie in 30 Minuten nicht verschwunden ist, dann passiert etwas schlimmes". Ich schreibe diese Geschichte nur, um die großen Extreme und Wiedersprüche dieses Landes anzudeuten. Aber auf und entlang des Trails befinden sich augenscheinlich sehr herzliche Menschen :) Da für den nächsten Tag erneut heißes Wetter angekündigt war und wir aus der Hitze vom Vortag dazugelernt hatten, wurde aus der Tageswanderung ein "night hike". Wir sind in den frühen Morgenstunden gewandert und haben im wunderschönes "Whitewater Preserve" eine halbtägige Pause im Schatten der Bäume eingelegt. https://www.tripadvisor.de/Attraction_Review-g3… In den kühleren Abendstunden sind wir erneut gestart und bis nach 23:00 Uhr gewandert. Diese Strategie werden wir in den nächsten Wüstenwochen wohl noch einige Male anwenden. Der Trail ist teilweise sehr fordernd und anstrengend. Wir versuchen uns Zeit zu lassen und viele Pausen einzulegen. Die Crew aus den ersten Tagen ist uns bereits 5 Tage voraus. So wie es aussieht, habe ich meinen Wandergefährten für die nächsten Wochen gefunden. Jean aus Brasilien läuft ein ähnliches Tempo und wir verstehen uns prima. Er kommt aus Sao Paulo/ Brasilien, arbeitet als IT-Manager und hat sehr hohe Ansprüche an sich selbst. Jean strahlt eine unglaublich gute Energie aus, lebt ganz bewusst vegan und seine Sichtweise auf die Welt gefällt mir gut. Zu guter Letzt habe ich vorgestern mein erstes Erdbeben in Kalifornien erlebt. Um halb fünf Uhr morgens fing die Erde an zu wackeln und der Boden unterhalb meiner Luftmatraze hat sich wie Wackelpudding angefühlt. Der ganze Spuk hat ca 4 Sekunden gedauert und dann hatten wir wieder festen Boden unter uns. Gemäß den lokalen Medien hatte das Beben eine Stärke von 4,5 und damit eine mittlere Intensität. Das Zentrum lag Nahe Cabazon City und damit ca 2 Tagesmärsche entfernt. Wir bewegen uns in der Nähe der San Andreas Verwerfung. Auszug Wikipedia: " ... ist eine rechtshändige Blattverschiebung, an der die Pazifische Platte an der Nordamerikanischen Platte vorbeidriftet. Sie erstreckt sich über gut 1300 Kilometer Länge von Mexiko bis zum Norden von San Francisco und teilt den Bundesstaat Kalifornien in zwei Hälften auf, wobei San Francisco auf der Nordamerikanischen Platte und Los Angeles auf der Pazifischen Platte liegt." So, das soll es für heute gewesen sein. Wir werden noch einen weiteren Ruhetag in Big Bear hostel einlegen, bevor wir nach ca 6 Tagesmärschen in Wrightwood ankommen. Der Trail ändert seine Richtung für die nächsten Wochen in westliche Richtung, bis nahe Los Angeles. Für heute sage ich "Goodnight"!Read more