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  • Day 77

    Lone Pine, California (Mile 545)

    June 30, 2018 in the United States ⋅ ☀️ 13 °C

    Ich sitze auf einem Aussichtsfelsen und der Blick auf die Berggipfel und das grüne Tal unter mir ist einfach nur schön. Es ist so friedlich hier oben. Ein leichter Windzug zieht durch das Tal und man hört die Geräusche der Vögel und Grillen. Die Morgensonne wärmt angenehm. Es ist ein Geschenk hier sein zu dürfen. Ich befinde mich in meinen geliebten Bergen ... (hier darf die Schreibweise ruhig ein wenig schmalzig sein ;-)

    Einige Zeit später höre ich aus der Ferne das Donnern von Militätjets, sich schnell aus dem Tal nähernd. Und plötzlich .... Waaaahnsinn !!! ... es wird ohrenbetäubend laut und eine F18 Hornet? donnert, auf dem Kopf fliegend, keine 150 Meter über mich hinweg. Der Jet ist im Tiefflug aus dem Tal gekommen, hat vor meinem Bergkamm die Maschine hochgezogen und ist einen Bogen knapp über dem Gipfelkamm geflogen. Anschließend ist er hinter mir kopfüber ins Death Valley hinunter geschossen. Das gesamte Manöver auf dem Kopf fliegend. Ich hätte den Moment wirklich gerne auf Video gehabt ... das glaubt dir zu Hause kein Mensch. Die "Mavericks" aus Top Gun gibt es wirklich und die Jungs können fliegen :)

    Trailangel Mary hatte uns am Dienstag an den Trail nach Kennedy Meadows gefahren und wir sind am frühen Nachmittag gestartet. Nightwalker und ich laufen ganz bewusst sehr langsam. Nightwalker hatte ebenfalls Probleme mit dem Fuß und vom Pysiotherapeuten einen Monat Zwangspause vom Trail verschrieben bekommen.

    Wir haben auf dem Weg nach Lone Pine ausgedehnte Pausen gemacht und sind täglich nicht mehr als 10 Meilen gelaufen. Mein Knöchel funktioniert und wird nicht schlimmer. Jeden Abend creme ich die leichte Schwellung am Knöchel mit einer Arnikasalbe ein.
    Ich werde weiterhin vorsichtig sein und nicht mehr als nötig belasten. Aus diesem Grund ist die Besteigung des höchsten Berges der USA (außerhalb Alaskas) "Mount Whitney" (4.421m) leider vom Plan gestrichen. Ich möchte nicht riskieren, wegen dem einen Berg aus dem Trail auszuscheiden.

    Wir hatten eigentlich gehofft, dass sich die Wasserprobleme in der Sierra erledigt haben. Vorgestern am Campground angekommen, fanden wir lediglich dreckige und stinkende Pfützen eines "ehemaligen" Baches vor. Der Wasserpunkt war auch noch wichtig gewesen und der Einzige für die kommenden 11 Meilen. Die anderen Hiker hatten sich die Drecksbrühe bereits abgefüllt und versucht mit Chlortabletten trinkbar zu machen. Ich rühre das stinkende Wasser nicht an, sonst hänge ich wieder vier Wochen in den Seilen. Ich bin dem Bachverlauf für ca 2 Kilometer durch Büsche, Wälder und sumpfigen Wiesen gefolgt. Es wurde nicht besser mit dem Wasser und ich war bereits enttäuscht auf dem Rückweg. Einige hundert Meter vom Campground entfernt, bin ich zufällig auf ein Rinnsal gestossen, dass sauberes Wasser führte.
    Mit einem Becher habe ich schlückchenweise den Wassersack aufgefüllt. Zurück am Zeltplatz wurden alle Hiker zusammen getrommelt und wir sind gemeinsam mit Flaschen und Bechern bewaffnet zum sauberen Wasser gepilgert :)

    Nightwalker geht es seit vier Tagen nicht gut. Sie hat keinen Hunger und selbst das Trinken von Wasser löst einen Brechreiz aus. Sie fühlt sich schwach und zieht sich früh ins Zelt zurück. Essen und Trinken waren gemäß Nightwalker immer desinfiziert und sauber gewesen. Trailangel Mary berichtete, dass gerade ein Virus umgeht, der einige Hiker für ca eine Woche aus dem Trail geworfen hat. Leider sind die Arztpraxen erst am Montag wieder geöffnet und Nightwalker wird einige Tage in Lone Pine bleiben.

    Für mich geht es morgen zurück auf den Trail und ich werde die ersten hohen Pässe in Richtung Independence/ Bishop laufen. Der PacificCrestTrail verläuft in den nächsten Wochen tief in den Bergen. Um an einen Resupply-Ort (Nachschub) zu kommen, müssen wir den Trail über teilweise viele Meilen lange Seitenpässe verlassen und zu den nächstliegenden Parkplätzen laufen. Dann in die Stadt trampen und anschließend den ganzen Weg zurück an den Trail. Dafür warten in den nächsten Wochen einige der schönsten Abschnitte des Trails auf mich ... 🤗

    PS: Zur Erinnerung für diejenigen unter Euch, die erst später zugestoßen sind:
    Um zu schauen wo ich mich auf dem Trail gerade befinde, könnt Ihr mit nachfolgendem Link mein GPS-Signal und genaue Position abrufen:
    http://share.findmespot.com/shared/faces/viewsp…
    Im Kartenausschnitt, oben links, kann zwischen Karte und Satellit gewählt werden.

    Anmerkung: die in der Überschrift angezeigten Meilen entsprechen meinen tatsächlich gelaufenen auf dem PacificCrestTrail. Die übersprungenen 200 Meilen zwischen Casa de Luna und Kennedy Meadows ziehe ich automatisch ab.

    @Eltern: ich habe Teile meiner Ausrüstung per Post nach Ober-Flörsheim geschickt. Bitte das Päckchen annehmen und hoffentlich gibt es keine Probleme mit dem Zoll. Eine genaue Beschreibung des Inhaltes und dessen Herkunft liegt innerhalb des Päckchens bei. Dankeschön!
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