Armenia
Hrazdan

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Travelers at this place
    • Day 129–139

      Eriwan - Wat ham wir dat nich schön!

      November 22, 2023 in Armenia ⋅ ☀️ 10 °C

      Als Lehrerin hatte ich ja mit Familien aus der halben Welt zu tun. Und immer habe ich mich auch informiert, versucht einen Eindruck zu bekommen. Und hatte ein Bild im Kopf, wie das Leben da sein mag.
      Bei der Ankunft in Eriwan wurde mir dabei mal wieder deutlich, wie arrogant meine Sichtweise dennoch ist.

      Jedenfalls werden wir angesichts der kosmopolitischen Lebensart wirklich überrascht:

      Eine beeindruckende und sehr gut gemachte Gedenkstätte für den Genozid an den Armeniern, tolle Museen, prachtvolle Gebäude, kultige Jazzbars, fancy Restaurants, Kunstausstellungen und so viele Hipster-Cafés, dass aus drei Tagen zehn werden, und wir endlich anfangen, diesen Blog hier zu schreiben und dabei die Cafés dieser Stadt erobern.
      Wir gehen in die Oper und ich werde das Gefühl nicht los, dass der Operngang mehr ein Statussymbol ist, als dass die Menschen an der Kunst wirklich interessiert sind (und die Tänzer:innen sind wirklich hervorragend). Jedenfalls kommt gut ein Viertel der Zuschauer eine Viertelstunde zu spät, um mich herum sind alle dabei eifrig bei Insta zu posten und das Handy meines Nebensitzers klingelt nicht nur - er geht tatsächlich auch ran!

      Wir besuchen die Gedenkstätte an zwei Tagen und die Ausstellung erreicht etwas Wunderbares: Man geht am Ende nicht nur fassungslos ob der furchtbaren Greueltaten der damaligen türkischen Regierung und einiger türkischer Mitmenschen raus, sondern nimmt auch mit, was für eine beeindruckende Geschichte das armenische Volk besitzt, welch materieller und immaterieller Reichtum seine Geschichte in sich birgt.

      Zu unserem Glück ist die Autorin Laura Cwiertina gerade in Armenien und stellt ihr Buch: „Auf der Straße heißen wir anders“ im Goethezentrum vor, so dass wir auch noch viel über Teile unserer eigene Gesellschaft lernen.
      Und am Ende der Führung durch die Cognac-Brennerei „Ararat“ habe ich das Gefühl im Schnapshimmel zu sein, so gut macht die Dame das.
      Leider müssen sie ihren Cognac Weinbrand nennen, da die Franzosen den Begriff irgendwann für sich beanspruchten, obwohl alles nach französischer Manier gebrannt wird.

      Und wir kaufen vor lauter Freude über den leckeren Alkohol ein Flasche mit eigenem Etikett: „Inge“ soll die Flasche heißen, nach Jens Oma. Denn sie mochte Cognac sehr und zu Weihnachten wurde immer „der Gute“ herausgeholt.

      So wollten wir von nun an „die Inge“ an Weihnachten hervorholen und den Satz von ihr sagen, der uns begleitet und den wir dankbarer Weise so oft sagen können: „Wat ham wir dat nich schön!“
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    • Day 463

      Totale Hochkultur ... und Pizza

      April 24, 2019 in Armenia ⋅ ☀️ 12 °C

      Jerewan - die „Pink City“ nennen anderthalb der insgesamt drei Millionen Einwohner Armeniens ihr Zuhause - empfängt uns mit einem klasse Zimmer in einem netten Guest House im Herzen der Stadt. Die Küche darf ebenfalls mitbenutzt werden und ich habe derart Hunger, dass ich bei der kurzen Besichtigung einen von vier lecker strahlenden Muffins klaue. Also stibitze, das klingt harmloser. Fertig ausgepackt und zurück vom Zimmer auf dem Weg in die grosse, fremde Stadt, packt mich aber dann doch das schlechte Gewissen und ich gestehe mein Verbrechen ungefragt. Er sei wirklich total lecker gewesen. Das diebische Feedback freut die gute Irina aber dermassen, dass sie uns sogleich Brot, Käse, Eier und Weisswein sowie die restlichen drei Muffins auf den Tisch stellt. Esst, esst! Ehrlichkeit zahlt sich also doch aus. Manchmal.

      Armenien hat neben einer sehr lebendigen Kaffeekultur leider nach wie vor mächtig Beef mit Azerbaijan - es geht um post-sovjetische Landverteilung und die Zugehörigkeit seither autonomer Regionen innerhalb Azerbaijans - und der Türkei, die den Genozid vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts nach wie vor leugnet und innerhalb deren Landesgrenze das armenische Wahrzeichen - der Berg Ararat - liegt. Über Georgien, das seinerseits mit allen einigermassen gut auskommt, macht man sich gerne lustig und die grossen Verbündeten heissen Russland und(!) die USA. Der Kaukasus ist so gesehen wenig harmonisch. Der Wein aus der Region hingegen schon. Armenien für sich hat eine interessante und in weiten Teilen tragische Geschichte. Im Bezug auf Azerbaijan leider noch immer mit tödlicher Dynamik. Ein paar Anekdoten dazu erfahren wir während der eher mittelmässigen Free Walking Tour mit einem Guide vom Typ „Kunstlehrer mit narzisstischen Zügen und regelmässigen Anflügen von Schwachmatismus“. Den Namen von Ramon habe ich mir erst gar nicht gemerkt. Fragen sind zwar ausdrücklich erwünscht aber ungern beantwortet. Auf meine Frage, ob die eben erwähnte Cognac-Fabrik am Oster-Montag wohl offen hat, bekomme ich ein vielsagendes „if it‘s open, it‘s open“ ... ah, shut up, bitch! Das abschliessende Bier halten wir kurz. So kurz wie möglich. Schliesslich wartet eine extrem leckere Pizza auf uns. Vor allem auf Sue. Die ist total aus dem Häuschen. Ich irgendwie auch. Das Teil ist so authentisch, dass wir den Laden die Tage noch ein zweites Mal aufsuchen. Für Menschen vom Land mit einfachen Gemütern wie uns braucht es definitiv nicht viel, um glücklich zu sein. Und sonst ist da ja noch der Wein.

      Wir kompensieren diesen Ausbruch frivoler Freude an einfachem italienischen Essen mit einem kulturell um einiges höher gestellten Besuch der Jerewan’schen Philharmonie. Alexander Romanovsky und das armenische Symphonie-Orchester geben Sergei Rachmaninoffs übel schweres Piano Concerto No.3 in D-Moll zum Besten. Kein Stück verlangt mehr Noten pro Sekunde am Klavier. Total kranker Scheiss. So krank, dass der australische Pianist David Helfgott bei seinem Konzert in London 1970 einen Nervenzusammenbruch erlitt und für mehrere Jahre in die Klapse wanderte. Alex behält aber zum Glück die Nerven und spielt das total toll. Und das ganz ohne Noten. Wir sind beeindruckt. Und haben geklatscht.

      Wir haben unseren Besuch in Jerewan bewusst so geplant, dass wir während des „Genocide Memorial Days“ hier sind, an welchem den mehreren hunderttausend Opfern der Kriegsverbrechen des Osmanischen Reichs an den Armeniern vor und während dem ersten Weltkrieg gedacht wird. Bewegende Stunden, während denen über achthunderttausend Menschen die über der Stadt liegende Gedenkstätte besuchen. Die niedergelegten Blumen bilden zum Schluss gigantische Wände und schaffen eine einzigartige Atmosphäre. Sehr bewegend. Ein anderer Tagesausflug bringt uns ins unendlich weit entfernte Tatev, eine der grossen Touristenattraktionen Armeniens. Im Sommer. Es ist aber auch bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt schön. Wie Sue, einfach anders. Zurück in Jerewan finden wir - wie eigentlich in allen Städten und grösseren Gemeinden im Kaukasus - auch hier einen permanenten Rummel. Dieser kommt aber weit weniger solidarisch daher, als die Rummel die wir bisher in der Region gesehen haben. Das Riesenrad ist zwar rostig, dreht sich aber fröhlich im Kreis und auch sonst sind diverse Familien mit Kindern unterwegs. Der schönen Sue kommt der aktive Betrieb ganz gelegen. Sie will sofort Popcorn. Und das kriegt sie natürlich. Wie sonst alles im Leben. Zum Beispiel mich. 

      Da wir nach dem wiederholten Pizza-Flash das kulturelle Niveau nochmals aufzubessern haben, Bier ja eher für Bauern ist und „because if it’s open, it‘s open“, besuchen wir Menschen von Welt noch die berühmte Cognac-Fabrik „Noy“, bei der uns als Teil des Tastings auch ein Gläschen 75-jähriger Port für zweitausendfünfhundert Dollar die Flasche gereicht wird. Total classy eben. Damit schliesst sich aber der armenische Kreis allmählich und wir verlassen Jerewan in Richtung Norden. Irgendwo auf dem Weg soll es ja noch die „Armenische Schweiz“ geben. Aber wehe es gibt dort keine Cervelats. Da versteh ich keinen Spass!
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    • Day 15

      Ararat Museum

      October 18, 2019 in Armenia ⋅ ⛅ 17 °C

      Das Ararat Museum ist eigentlich eine Lagerstätte für den Ararat Brandy mit entsprechender Führung und Verkostung....

    You might also know this place by the following names:

    Hrazdan

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