Azerbaijan
Qutqashen

Discover travel destinations of travelers writing a travel journal on FindPenguins.
Travelers at this place
    • Day 443

      Noch mehr Träumer ... und Wein

      April 4, 2019 in Azerbaijan ⋅ ⛅ 8 °C

      Ich kann meinen Anschiss auch in Gabala nicht leugnen. Die schöne Sue versucht ihr Bestes, um mich aufzumuntern. Lieb von ihr. Wir mieten uns ein kleines und günstiges Ferienapartment mit eigener Küche. Kochen hebt für gewöhnlich die Stimmung. Nicht wegen dem Essen selber oder den Unmengen Butter, die im Töpfchen landen. Aber wegen der Flasche Wein, die neben dem Herd steht. Ausserdem gibt es hier Einliter-Bierbüchsen. Auch das hilft. Allerdings habe ich in Ankara neben meiner Stimmung auch meine Eichung verloren und ich schwanke ungewöhnlich schnell. Egal. Immerhin bin ich happy und voller Vorfreude. Schliesslich habe ich für den Folgetag eine Weintour mit Tasting organisiert. Per Mail habe ich uns auf elf Uhr verabredet. Eine klassische Besichtigung der Weinberge und Produktionsstätten gefolgt von einem Tasting. Von Kosten schreibt Gafur nichts. Cool. Kaufen dann sicher das eine oder andere Fläschchen. Wie üblich. Mit einem Taxifahrer habe ich mich ausserdem per Whatsapp auf zwanzig Manat für die Fahrt hin, zurück und das Warten dazwischen geeinigt. Die Tour ist trotz Verständigungshürden ganz unterhaltsam und mit Grappa und Brandy werden es zum Schluss zehn Tastings, begleitet von Chips, Käse und Früchten. Pegel hoch. Stimmung gut.

      Wir entscheiden uns zum Schluss für ihre beiden Spitzenweine Elisa und Ripassato und ein Fläschchen vom Grappiolo. Wenn wir schon mal hier sind. Zusammen kosten die drei Stimmungsmacher immerhin siebenundsechzig Manat - also knapp vierzig Franken. Nicht billig aber total lecker. Doch so einfach ist das nicht. Wir sind hier schliesslich in Azerbaijan und so lässt man uns wissen, dass Tour und Tasting zusätzlich noch hundert Manat kosten würden. Das wäre mit sechzig Stutz dann das teuerste Tasting der gesamten Reise und das erste, bei dem gekaufter Wein nicht angerechnet wird. Ich werde sofort laut. Verdammte Schweinerei! Er hätte leider vergessen, mir die Preise per Mail zu schicken - oder überhaupt zu erwähnen - und während der Tour oder zu Beginn des Tastings war irgendwie auch kein geeigneter Moment. Genau. Der Typ labert nur Scheisse. Um den entstandenen Disput in eine simple Verhandlung zu transformieren, rechnet der Scammer in einem ersten Schritt die vier Flaschen zusammen, die er heute frisch geöffnet hat. Wat?! Nicht dass das im Entferntesten auf hundert Manat käme oder auch nur im Ansatz sinnvoll wäre - die kommen ja beim nächsten Tasting wieder zum Einsatz -, aber das stört den Komiker nicht weiter. Ich schlage also vor, dass wir die vier eben geöffneten Flaschen bezahlen und mitnehmen. Den teureren Scheiss könne er behalten. So hätte er das aber nicht gemeint. Wir sollen ja den leckeren Wein bekommen, für den wir uns entschieden haben. Fünf Minuten diskutieren, gestikulieren und fluchen später, überlässt man uns die gewünschten Flaschen für hundert Manat. Inklusive Tasting. Immerhin. Es bleibt insgesamt trotzdem das teuerste Tasting der gesamten Reise und ein Gefühl subtiler Abzocke. Ein kleiner Alptraum. So wird das nichts mit meiner Stimmung. Verdammte Scammer.

      Zurück im Taxi entscheiden wir uns, noch mit der Gondel auf den Berg zu fahren und die Aussicht zu geniessen. Vielleicht können wir auch noch ein paar Schneebälle versehentlich auf lokale Kinder schmeissen. Einfach so zum Spass. Sind hier ja im total lässigen Azerbaijan. Der Taxifahrer hatte sich für hin und zurück plus warten tags zuvor wie folgt ausgedrückt: „you have money, ok, you no have money, no problem, problem no“. Das gefiel mir nicht. „Money is always a problem, tell me your price“ liess ich ihn wissen. „Problem no. maximum 20 manat, maximum ... problem no“ lautete die Antwort. Beim Abladen will der Arsch dann natürlich vierzig Manat von uns. Zwanzig hin und zwanzig zurück. Das Warten wäre wohl umsonst gewesen. Und die gestrige Nachricht habe er nicht selber geschrieben, das wäre sein Freund gewesen. Mit seinem Handy. Schon wieder so ein Träumer. Es ist diese plumpe Art, mit der man hier argumentiert und einen über den Tisch zieht. „Hast du wohl falsch verstanden, Idiot, deine Schuld, Geld her!“ ... Er kriegt zum Schluss dreissig Manat. Auch zu viel. Schade, Azerbaijan. Sehr, sehr schade!

      Uns bleibt nichts anderes übrig, als weiter Richtung Westen zu reisen. Vielleicht gibt es ja in Sheki bessere Menschen. Vielleicht. Und auf einen Schlag verstehe ich das Prinzip Azerbaijan. Ob man will oder nicht. Hier wird man zum Träumer.
      Read more

    You might also know this place by the following names:

    Qutqashen, Габала

    Join us:

    FindPenguins for iOSFindPenguins for Android