Canada
Little Ferguson Brook

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      November 11, 2019 in Canada ⋅ ☁️ 1 °C

      Zugegeben, ich habe mich auf dieser Reise schon oft bei meinem Schutzengel bedankt. Der spielt fast schon selbstverständlich eine sehr große Rolle wenn ich auf mich allein gestellt bin. Er weiß was in dem anderen Menschen mir gegenüber oder hinter mir in jeder Situation vorgeht und wie ich glimpflich davon komme.

      Aber wie ist das mit dem lieben Zufall? Der Zufall kann doch ein recht unbequemer Zeitgenosse werden. Und im nächsten Moment sprühe ich nur so vor Begeisterung was ich gerade tolles erleben durfte.... Das wechselt sich immer recht zeitnah ab finde ich.
      Kaum habe ich wohl genährt die Fähre verlassen halte ich Ausschau nach einem anderen Radfahrer den ich hier eigentlich treffen wollte nachdem seine Fähre in der Nacht storniert wurde. Es gab schon mehrere Anläufe sich an verschiedenen Orten zu treffen und hat doch nie geklappt. Der Zufall will es so. Ich werde vom Sicherheitspersonal nicht durch gelassen und darf auch nicht aus der Ferne schauen ob er irgendwo rum sitzt. Nützt ja nix. In der Nacht konnte ich einen LKW Fahrer finden der mich ein Stück mitnimmt damit ich nicht die gleiche Route zwei mal fahre. Den treffe ich vor dem Tor wieder. Und siehe da, als ob der Zufall jetzt wirklich wieder unbequem scheint meint der Trucker plötzlich „sorry ich habe über Nacht noch eine andere Fracht bekommen. Ich kann dich leider nicht mitnehmen.“ Zu Hause denkt man sich auch gerne so etwas aus wenn man kalte Füße bekommt.

      Das Maß ist voll aber was will ich machen außer schön lächeln, denn bis an das Fahrerfenster reicht meine Faust nicht und verbal wird man in Kanada nicht! Dann wenigstens schnell Einkäufe erledigen und ab auf die Straße. Von allein rollt das Fahrrad auch nicht. Das Maß geht zum Glück noch ein bisschen voller denn in der Stadt haben noch alle Supermärkte geschlossen. Weil morgen Feiertag ist machen heute alle später auf und bleiben dann länger offen als Sonntags üblich. *Grrrr!!!*

      Mit diesen Voraussetzungen mache ich mich auf den Weg nach Süden. Ich muss eben doch alles selbst in die Hand nehmen. Was ich nicht selbst kontrollieren kann wird nichts oder ich fühle mich zuletzt unwohl jemand anderen vielleicht ausgenutzt zu haben ohne entsprechende Gegenleistung. Das würde mir am Ende vielleicht viel schwerer lasten. Routiniert und mit viel Disziplin trage ich alles mit Fassung. Auch als ich den Wetterbericht lese und zunächst zwei Tage stürmischer Gegenwind angesagt sind bevor Schneeregen mit bis zu 50l pro Tag folgen sollen. Perfekt - was will ich mehr Anreize jeden Tag ein paar Kilometer extra zu machen anstatt auf seine Beine zu hören...?

      Die Farben von Breton Island sind unterdessen verblasst. Es ist alles nicht mehr so schön bunt wie vor vier Wochen. Und es ist außer mir auch keiner mehr auf der Straße. Nicht mal Einheimische trauen sich mehr ohne Pickup weit von der Haustür weg. :(
      Die ersten Seen sind zugefroren obwohl sonst noch kein Schnee liegt. Dazu ein feuerroter Sonnenuntergang. Das sind die einzigen Momente die mir einen Lichtblick verschaffen.

      Mein Fahrrad habe ich unterdessen mit einem Hilferuf präpariert. Denn die Zeit die ich hier verliere andere Ecken der Provinz zu entdecken ist mir eigentlich zu kostbar den gleichen Highway auf 300km zwei Mal zu fahren. Das sind vier Tage! Leider hört den Hilferuf niemand.
      Ich nehme es Schlussendlich wieder selbst in die Hand. Gasteltern bei denen ich bereits vor vier Wochen einmal übernachtet habe nehmen mich herzlich wieder bei sich auf. Ein Lächeln macht sich breit. Ein Lichtblick und ein Ziel vor Augen.
      Und plötzlich scheint dieser Funke über zu greifen. Ein Auto hält an. Bibbernd steigen zwei junge Leute aus die mein Schild gelesen haben und fragen wie sie helfen können. (Ihr Auto war leider zu klein, aber ich sehe sie vielleicht in Halifax wieder). Ein anderer Anwohner fragt mich an der nächsten Tankstelle an der ich mich stärke und drückt mir für meine Geschichte einen Riegel in die Hand.
      Es gibt sie also noch, diese glücklichen Zufälle für die es sich tagtäglich bei jedem Wetter lohnt aufzustehen die Füße in die Hand zu nehmen und weiter zu machen. Langsam, aber weiter. Immer weiter.

      Der Zufall will nur das Beste für mich und das ist nicht immer der leichteste Weg.
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